Natur

 

Die Kunst hat in den Kulturen und Epochen eine Veränderung der Bedeutung erfahren. Wir werden hier kurz einige Stadien beschreiben und die Verknüpfungen zu den Grundlagen und philosophischen Themen der westlichen, technischen Kultur aufzeigen.

Hierbei wird es notwendig, die Kunst in objektiver und klarer Weise zu definieren oder ihr zumindest ein allgemein verständliches Profil zu geben, an dem sie erkannt werden kann.
Die Kunst hat sich gewandelt und es scheint, als ob sie sich den jeweiligen Randbedingungen angepasst habe. Das taugt nicht zur klaren Definition, obwohl es diese Art der Kunst immer gegeben hat. Die beauftragten Arbeiten der Künstler sind Ergebnisse eines gesellschaftlichen Wandels und illustrieren ihn. Es gibt aber auch eine freie Kunst unabhängig von den Entwicklungen der Gesellschaft. Sie knüpft an die kreativen Potenziale der Natur an und lässt in ihrem Rahmen die Gesellschaften gedeihen.

Im ersten Fall werden Wertungen aus der gesellschaftlichen Ethik wie der Preis der Kunst oder die Schönheit der Darstellung, die Harmonie der Musik, die Ausdruckskraft eines Textes oder der Aufwand einer Arbeit, ins Feld geführt. Im zweiten Fall ist die Kreativität und die Originalität ein Erkennungsmerkmal für Kunst. Je näher die Kunst an der Natur angelehnt ist, desto leichter wird sie von den Menschen als ‚schön‘ anerkannt.

Schönheit

Viele Deutungen der Kunst laufen auf die Schönheit hinaus. Die Schönheit ist ihr Ausdrucksmittel, wo immer man auch beginnt. In der Antike hat Platon eine Definition abgegeben nach der das Schöne, das Wahre und das Gute eines sind. Die Schönheit ist ein Ausdruck der Liebe, dieses Grundgefühl des Lebens. Die Unendlichkeit der Liebe vermehrt sich, wenn sie geteilt wird. Nach der Teilung haben alle mehr davon. Nun ist es fast unverständlich von einem ‘Mehr’ innerhalb einer Unendlichkeit zu sprechen. Die Unendlichkeit ist nicht messbar und deshalb nicht mit menschlichen Maßstäben bewertbar. Und doch wagt Platon eine Erwähnung des Guten als ein Charakteristikum der Kunst.

Im Mittelalter bekam das Schöne seinen Ursprung von Gott und dem Licht. Das Licht bringt erst das Schöne zur Geltung und der Künstler hatte die Aufgabe, die sinnliche Schönheit ins Licht zu setzen. Die sichtbare Schönheit war ein Bild der unsichtbaren. Das Göttliche war im Kunstwerk. Es repräsentierte die Unendlichkeit in dem endlichen Kunstwerk. Um das Unmögliche in der Kunst erscheinen zu lassen, wurde die Natur überlichtet. Um sie noch schöner erscheinen zu lassen, wurde ihr eine Ordnung überlagert, die so nicht beobachtet werden konnte. Symmetrie und Struktur in festen Grenzen wurde zum Leitbild der Kunst. Ikonen und Formen, Ornamente und berechenbare Zeichnungen wurden zum Maßstab der Schönheit.

Schönheit zieht an und hat damit eine ähnliche Eigenschaft wie die Liebe. Alle Menschen und damit auch alle Künstler haben sich mit einer Definition der Liebe immer schwer getan. Es ist wie mit der Gravitation: man kann ihre Wirkungen beobachten und sogar messen, aber die Ursachen sind unergründlich. Schönheit, Liebe, Kunst, Mut, Sicherheit und viele andere Gefühle sind anziehend, aber nicht bestimmbar oder gar messbar. Vielen Menschen insbesondere in der technischen Kultur bereitet das Unbehagen, haben sie doch gelernt, das außerhalb der messbaren Materie und Physik nichts Greifbares oder gar Wirkliches existiert.

Dabei hat von allen Wesen nur der Mensch ein Maßband und eine Bewertungsskala. Nur er hat damit auch das Problem die Gravitation, die Liebe oder jedes andere Gefühl mit Anziehungskraft erklären zu wollen. Lässt man sich auf die Kommunikation mit der Natur ein, dann erscheint jedes Gefühl im Leben ohne dass es eine Erklärung braucht. Das Leben ist Gefühl, nicht Erklärung.

Erklärung ist ein Resultat des mechanistischen Bildes der Welt, in dem alles Beobachtbare eine Funktion und ein Ziel hat. Das menschliche mechanistisches Bild der Welt kann mit keinem anderen Wesen geteilt werden. Im Leben und in der Natur finden wir den Reduktionismus einer Einheitswissenschaft nicht wieder. In dem Bild der Welt suchen wir vergeblich nach einem physikalischen Aufbau, wir finden lediglich die Zerstörung des Lebens in einer atomistischen Fiktion. Die Schönheit des Ganzen wird reduktionistisch zerstört und der zielgerichteten materiellen Hässlichkeit geopfert.

Eine Hummel in einer Blüte hat kein Ziel und über ihre Funktion lässt sich keine Einigkeit erzielen - bestäubt sie, trinkt sie oder sammelt sie Pollen? Sie hat kein Bild der Welt und sie braucht auch keines um zu leben. Sie wird von der Blume angezogen und sie bringt Schönheit in die Welt. Die Natur ist schön. Sie ist die Ganzheit von der sich nichts und kein Wesen ausschließen kann. Das Gefühl der Schönheit und Verbundenheit durchdringt die Welt.

Alle Gefühle, die neben dem Menschen auch andere Wesen haben, sind teilbar und übertragbar. Wenn Liebe geteilt wird, erhöht sich die Anziehungskraft. Wenn Schönheit gemeinsam erlebt wird, haben alle das anziehende Gefühl. Kunst ist keine abgeschlossene Erscheinung, heimliches Erlebnis oder eingesperrte Materie. Sie entfaltet ihre Wirkung in der Kommunikation, im gemeinsamen Erleben und in der geteilten Aufmerksamkeit. Dann ist Kunst auch anziehend. Will der Künstler kommunizieren, erstellt er ein Kunstwerk für die Sinne: Musik zum Hören, Bilder zum Schauen, Düfte zum Riechen, Schriften zum Erzählen, Gegenstände zum Fühlen. Das unterscheidet die künstlerische Arbeit von den Kreationen der Natur. Die Natur hat kein Ziel, wenn sie uns Ihre Schönheit zeigt und sie bringt nichts Häßliches hervor.

Die Natur wird von den meisten Künstlern und Philosophen unzweifelhaft als ein Idealbild der Schönheit angesehen. Sie bringt Schönes hervor und ist doch kein Künstler. Wir nehmen sie wahr und haben doch nichts dazu beigetragen. Wir empfinden die Schönheit der Natur anziehend und spüren die Liebe und Fürsorge, die uns umfängt. Mit dieser Aufmerksamkeit erreichen wir unmittelbar die Liebe der Natur und ihre Kraft und Stärke.

Kant nennt ‚Naturschönheit‘ als etwas, das keinem Zweck genügt und einfach schöne Objekte hervorbringt. Die ‚Kunstschönheit‘ dagegen ist eine „schöne Vorstellung von einem Dinge“. Da die Vorstellung und Wertung von einem Menschen hervorgebracht wird, der ebenfalls der Natur zugehörig ist, lässt sich die Kunstschönheit nicht losgelöst von der Natur betrachten. Die Kunstschönheit erfordert nach Kant ein Genie, das sein Talent einsetzt. Das Talent hat das Genie von der Natur bekommen. Diese Vorstellung eines Kunstschaffenden, der ein Mensch sein muss und von der Natur getrennt ist, lässt sich nur aus der Zeit und Epoche verstehen. In der Aufklärung war der Mensch von der Natur getrennt und schuf somit ein Kunstwerk, das ebenso der Natur fern war.

Die Anziehungskraft kann in der Wahrnehmung der Kunst und ihrer Schönheit steigen. Kant hat in seiner „Kritik der ästhetischen Urteilskraft“ der Schönheit ein Kapitel gewidmet. Die Kunst mit der Schönheit zu erklären fällt ihm so schwer wie allen Anderen vor ihm und nach ihm. Bei genauerer Prüfung und wenn man der Sache auf den Grund geht - wie man es von Kant erwartet - stellt man fest, dass der zu erklärende Begriff ‚die Kunst‘ lediglich mit einem anderen unklaren Begriff ‚die Schönheit‘ umschrieben wird.

Hier geht es nicht weiter oder vielmehr in einen Kreis. Tolstoi fasst seine Aufbereitung des Kunstbegriffs in einer Absage an die Schönheit als bestimmende Grundlage zusammen: „Und somit ist - so seltsam das auch klingen mag - trotz der Berge von Büchern, welche über die Kunst geschrieben worden sind, eine zutreffende präcise Definition der Kunst bis jetzt nicht gegeben worden, und zwar, weil als Grundlage des Begriffs der Kunst der Begriff der Schönheit genommen ist.“

Nun ist die Schönheit ja etwas in unserer Welt und wir würden sie gern mit der Kunst in Verbindung bringen, denn diese beiden Begriffe sind an der Wurzel positiv. Beide Phänomene ziehen die Aufmerksamkeit an und haben damit das Potenzial für eine Synergie. In einer Synergie ist die Frage nach einer Ursache und Wirkung, nach einer Reihenfolge oder einer Richtung der Abhängigkeit ohne Sinn. Weder ist die Kunst die Basis der Schönheit noch umgekehrt. Beide sind anziehend in unterschiedlichen Intensitäten. Diese Anziehungskraft haben wir in anderem Zusammenhang mit dem Begriff der ‚Liebe‘ belegt. So ist also die Kunst oder die Schönheit eine Ausdrucksform der Liebe und repräsentiert das Grundgefühl des Lebens in der menschlichen Welt. In einem abstrakten Sinne können wir die Schönheit auch auf das Tierleben oder die gesamte Natur anwenden.

Tolstoi schreibt dazu, dass in der Kunst nicht nach ihrem Zweck gesucht werden soll oder nach dem Genuss, den die Kunst bereiten kann. Vielmehr soll nach der Bedeutung im Leben des Menschen und der Menschheit gefragt werden. Das führt zu der Erkenntnis, dass die Kunst zu den Bedingungen des Lebens gehört und „eines der Mittel zum Verkehr der Menschen unter einander ist“. Wir werden später sehen, dass sie nicht nur für die Kommunikation unter den Menschen definiert ist, sondern sie steht in dem allgemeineren Akt der kreativen Leistung für jegliche Verbindung zwischen Lebewesen und sogar noch allgemeiner für die Verbindung mit der Natur.

Über die Richtung der Kunst und Schönheit scheint Einigkeit zu bestehen: Die Natur bringt Schönheit und Kunst hervor. Es wird schwerfallen in der Natur etwas zu finden, das nicht schön ist. Vielleicht sind manche Tiere oder Pflanzen nicht so schön für uns Menschen und unseren Zeitgeschmack. Darauf kommt es aber gar nicht an, wenn wir anerkennen, dass der Mensch nicht im Mittelpunkt des Interesses der Mutter Erde steht. Solange das Tier oder die Pflanze für seinen jeweiligen Partner anziehend ist, dann ist Liebe im Spiel und Liebe macht Schönheit.

In diesem allumfassenden Sinne ist die Quelle jeder Kreativität die Natur. Sie bringt immer wieder Schönheit hervor, mit jeder neuen Spezies, mit jeder neuen Pflanzenart, ja mit jedem neu geborenen Individuum, sogar mit jedem Stein. Je näher das Objekt oder Lebewesen an der Natur klebt und je kürzer die Verbindung zur Mutter Erde ist, desto leichter lässt es sich als ‚schön‘ bezeichnen. Oder noch viel prägnanter: Es erscheint unmöglich etwas Lebendes in der Natur zu finden, das nicht als ‚schön‘ bezeichnet werden kann. Bei den toten Wesen oder Dingen ohne Leben ist das oft komplementär. Denn hier fällt es schwer, Etwas zu finden, das eine Vielzahl von Menschen als ‚schön‘ bezeichnen würde.

Die Technik, die Physik, die Chemie, oder allgemein die mechanistische Ingenieursarbeit macht aber aus den toten Dingen wieder neue tote Dinge: Steine werden zu Gebäuden zusammengesetzt, Holz wird zersägt und neu zusammengefügt, Kohle wird in Wärme umgewandelt, Mineralöl wird als Kunststoff in Umlauf gebracht oder als Teer auf Straßen gelegt, aus Eisen wird Stahl hergestellt, der für Werkzeuge und Waffen verwendet wird. Nichts davon ist schön und trotzdem war alles einmal Leben. Es fiel in die Struktur des Leblosen zurück und wurde in der technischen Kultur nochmals zu anderen leblosen Teilen oder Maschinen verbunden.

Leonardo da Vinci hat mit der Konstruktion seiner Kriegswaffen und Maschinen den Übergang von der schönen Kunst zu der hässlichen Technik geschaffen. Er war das Bindeglied zwischen Kunst und Geld und wurde als Erfinder von Maschinen zum Idol der Renaissance. Leonardo bediente die Phantasie der Machthaber die mit Maschinen und Technik ihre Welt beherrschen wollten. Kein Entwurf aus seiner Feder ist je realisiert, keine Maschine je zusammengesetzt und keine Festung je erbaut worden. Und doch reicht sein Ruhm bis in die Gegenwart und man verleiht im das Prädikat als ersten Universalgelehrten, womit seine Fähigkeiten geehrt werden, mit denen er das Leben auf die Funktionsfähigkeit von Maschinen reduziert hat. Er hat den ersten Fuß auf den Weg der Hässlichkeit gesetzt. Sein vetruvianischer Mensch steht für die Geometrie und Berechenbarkeit des Menschen und ordnet ihn der Maschine unter.

Die Maschine ist der Natur fern und das Gegenteil von Leben. Sie hat eine Funktion für die sie konstruiert wird. Sie nimmt Energie auf und verbraucht sie. Ohne die Energie kann sie ihre Arbeit nicht ausführen - sie funktioniert nicht. Sie kann sich nicht an wechselnde Rahmenbedingungen anpassen, sondern arbeitet nur in konstanten vorhersehbaren Strukturen. Die Maschine hat keine Gefühle. Sie ist die exakte Wiederholung eines immer gleichen Mechanismus. Die Maschine ist hässlich.

Die Maschine ist ein Ergebnis der Kultur, nicht der Natur. Nicht alle Gegenstände der Kultur sind hässlich. Das lässt sich nicht so polarisieren: Kultur ist hässlich, Natur ist schön. Es gibt schöne Gebrauchsgegenstände, schöne Automobile, schöne Innenausstattungen, schöne Kleider, ja sogar schöne Häuser, Flugzeuge, Fahrradwege und Kochtöpfe. Aber es fällt leichter etwas Hässliches in der technischen Welt, in der Medizintechnik, in der Energieerzeugung, in abgeholzten Wäldern, Müllhalden oder anderen Überbleibseln der technischen Kultur zu finden. Die Maschinen entnehmen ihre Energie der Natur und geben in der technischen Kultur etwas an die Natur zurück, das sie schwer in natürlichen Systemen wieder verwenden kann. Viel leichter findet man das Hässliche in der Kultur, als in der Natur.

Kreativität

An der Wurzel aller dieser Fragen und Bestimmungen liegt aber der Urgrund aller Kunst: die Kreativität. Kant hat denjenigen, der Kunst schafft als ‚Genie‘ bezeichnet, wobei er auf der Suche nach einer Struktur in seiner „Kritik der ästhetischen Urteilskraft“ behauptet, dass das Genie ein Talent (Naturgabe) ist, welches der Kunst die Regel gibt. Da das Genie ein Talent ist, das selbst zur Natur gehört, argumentiert Kant weiter, gibt die Natur der Kunst die Regel. Sehen wir von dem Gedanken der Regel ab, so verbleibt das Geniale als eines der wesentlichen Merkmale der Kunst.

Der Kunstschaffende im weitesten Sinne, also Mensch, Tier oder die gesamte Natur erschaffen Etwas aus Nichts. Die Kreativität ist eine unverzichtbare Basis der Kunst. Man kann sich vorstellen, dass Etwas aus Nichts geschaffen wird, das hinterher nicht als Kunst bezeichnet wird. Es ist aber unvorstellbar, etwas als ‘Kunst’ zu deklarieren, das nicht kreativ erschaffen wurde.

Kant unterscheidet von dem Genialen die Nachahmung, wir werden den Nachahmer später den ‚konventionellen Denker‘ nennen. Alles Gelernte kann demnach nichts Geniales hervorbringen.
Newton wird von Kant als Gelehrter bezeichnet, aber eben nicht als Genie. Das Genie ist hingegen ein ‚Günstling der Natur‘ und in der Zusammenfassung seiner Kritik der Kunst ist die Natur genial. In der letzten Konsequenz ist die Natur kreativ und bringt Etwas aus Nichts hervor. Das Genie weiß allerdings selbst nicht zu beschreiben oder wissenschaftlich anzuzeigen, wie sich in ihm die Ideen dazu herbeifinden. Kreativität ist nicht planbar. Und doch gehört auch der Nachahmer der Natur an, und doch gehören auch ‚leblose’ Strukturen zur Natur. Das Zusammenspiel beider Muster macht letztlich das Lebensprinzip als Ergebnis der Natur aus.

Auf der Basis der Kreativität entstehen das Leben, die Natur, die Kunst, die Gefühle und das Schöne. Die Beispiele sind nicht vollständig und die Kunst schwimmt in dieser Aufzählung mit. Das Gemeinsame an den Beispielen ist die Entstehung von Etwas und das Etwas erhält eine Bezeichnung oder eine Form.

Das Etwas entsteht aus dem Nichts, es ist eine kreative Schöpfung. Dann ist es aber in der Welt in seiner Endlichkeit und in seiner Vergänglichkeit. Indem es erscheint und gezeigt oder besprochen wird, hat es eine Position in der Welt, einen Ort und eine Zeit.

So wird in der Kunst eine Transformation bewerkstelligt aus dem Nichts in eine endliche, messbare und bewertbare Existenz. Aus der Unendlichkeit in die endliche Welt steigt das Kunstwerk auf als eine Manifestation der Liebe.

Diesen Weg nimmt die Kunst im Künstler. Er holt seine Inspiration aus dem Nichts und gibt ihr ein Bild, Worte oder Melodien. Das genügt für das Entstehen eines Kunstwerks. Aus einer Synergie der Ideen oder Inspirationen mit den endlichen materiellen Möglichkeiten wird ein Kunstwerk. Es kommt aus dem Paradies der Gefühle in die Welt der Menschen, in ihre Wahrnehmung. Es ist nicht da, weil es kommunizieren will. Es ist da, weil es da ist.

Das Leben strahlt über die Kunst in die Welt.

Grenzen wir das unendliche Gefühl auf etwas Beschreibbares ein, dann kann das künstlerisch sein. Es bleibt nicht unendlich, denn eine Synergie aus Unendlich und Endlich kann nur etwas Endliches ergeben. Das Endliche ist strukturiert, es hat einen Namen und eine gewisse Ordnung, selbst wenn wir es mit ‚Chaos‘ bezeichnen. Chaos ist die natürliche Erscheinung der Dinge und aller Erlebnisse, Eindrücke und Wahrnehmungen. Unserem Verstand erscheint das als eine nicht zu handhabende Welt in unserem Leben, weil wir die Ordnung nicht verstehen, im Sinne des Wortes.

Unser Gefühl bezeichnen wir aber nicht als geordnet. Gefühle kommen oder gehen, sie haben selten eine Ursache in dem Verstand. Wir können sie mit dem Verstand nicht eingrenzen oder kontrollieren. Wir können Gefühle mit dem Verstand nicht hervorrufen oder unterdrücken. Jeder Versuch in dieser Richtung mündet in einer Verengung der Seele, in einer Unzufriedenheit und in pathologischen Zuständen.

Für unser Zusammenleben gibt es eine gewisse Ordnung in Teilbereichen und andere relativ große Bereiche, die nach wie vor kreativ sind. Über allen individuellen Erwägungen gibt es die Verbindungen zwischen den Menschen, die nur in einem Zusammenleben ermöglicht werden. Wir nennen diese Art der Synergie zwischen vielen Menschen die ‚Gesellschaft’.

Kultur

Jede Kultur, jede Epoche hat unterschiedliche Interpretationen von Kunst. Es scheint keine unabhängigen Definitionen oder Erklärungen für die ‘Kunst’ zu geben:

Bis zum Mittelalter war die Kunst mit der Religion verbunden oder genauer gesagt mit der Kirche. Sie gab die Aufgaben der Kunst und des Künstlers vor. Im Kunstwerk sollte die Göttlichkeit und das unsichtbare Wirken Gottes zum Ausdruck kommen. Das Licht sollte von der Schönheit und Vollkommenheit der göttlichen Werke künden. Die gothischen Kathedralen huldigten dem Licht und setzten einen Kontrapunkt zu den düsteren romanischen Kirchen. Der Künstler war ein Handwerker, der einen Auftrag zu erledigen hatte. Er blieb meist anonym, hatte er doch lediglich den Auftrag, die Gegenstände zu bauen oder herzustellen, die von der Allmacht Gottes und seiner Herrlichkeit Zeugnis ablegen sollten. Die Schönheit war im Werk Gottes bereits enthalten, der Künstler sollte sie lediglich sichtbar machen.

In der Renaissance emanzipierte sich der Künstler in ähnlicher Weise wie der Wissenschaftler. Er lernte das Wesen der Dinge aus der Beobachtung und einer tieferen Einsicht in ihr Wesen, ihre Struktur und in das Zusammenwirken ihrer Teile. Der Bildhauer gestaltet den Gegenstand oder den Menschen perfekt, wenn er sein Skelett und das Zusammenspiel seiner Muskeln kennt. Der Maler muss die Naturgesetze kennen, denen seine Figuren oder die Gegenstände der Natur gehorchen. Dann kann er sie nicht nur abmalen, sondern noch besser oder schöner als die Natur selbst darstellen. Der Maler muss nicht nur diese Gesetze kennen, sondern auch diejenigen, nach denen der Betrachter die Kunstwerke wahrnimmt. Der Künstler kombiniert also zwei Regelwerke, dasjenige des Gegenstandes der Kunst und dasjenige der Wahrnehmung des Betrachters. Er sah sich damit in der Lage, die Natur der Dinge, der Wesen und ihrer Erscheinungen zu verbessern. Er wurde zum Schöpfer der Schönheit.

Der Künstler der Renaissance suchte nach Regeln in der Natur, ebenso wie der Wissenschaftler. Während sich die Kunst darüber hinaus entwickelte und von den vermeintlichen Regeln wieder entfernen konnte, steckt die Naturwissenschaft noch immer in den selbst geschaffenen Regeln und Gesetzen fest. Innerhalb der willkürlich gesetzten Grenzen der Wissenschaft werden immer mehr und differenziertere Regeln und Gesetze definiert. Damit haben sich die Wissenschaften immer weiter von der Natur entfernt, während die kreativen Künste neue Anbindungen an das Soolago, an die Möglichkeiten von Allem, finden und in die Welt bringen.

Die Renaissance ging darüber hinaus und gestand dem Künstler eine Gestaltungkraft und Kreativität zu, die natürliche Formen und Entwicklungen noch übertreffen und verschönern konnte. Leonardo da Vinci schuf die Mona Lisa, das Abendmahl und viele technische Innovationen und Entwürfe. Der Mensch rückte wieder in die Mitte der Kultur und löste das theozentrische Weltbild ab. Die Göttlichkeit war nicht mehr im Kunstwerk, sondern im Künstler. Er war der Kreative, er konnte die Schönheit der Natur verbessern, er konnte ihre Formen und Strukturen erkennen und in vollkommenere Kreationen übersetzen.

In dieser Epoche wurden die Fähigkeiten des Menschen über die Natur gestellt, er war ihr Versteher und Beweger, er war das Maß aller Dinge. Künstler sind mehr als Handwerker oder Auftragsmaler, sondern sie fühlen und gebärden sich wie Universalgelehrte.

Leonardo da Vinci ist zu einem der größten und bedeutendsten Künstler der westlichen Zivilisation erklärt worden. Er steht hoch auf dem Thron der Universalgenies, obwohl nur wenige seiner Kunstwerke erhalten sind oder überhaupt je veröffentlicht oder gebaut wurden. Seine Frauengemälde sind berühmt, seine Skizzen von allerlei Maschinen und Kriegswerkzeugen sind legendär, seine Buchentwürfe sind nie veröffentlicht worden. Seine berühmten Skizzen versuchen den Menschen als eine Maschine zu verstehen, der sich mit den Mitteln der Physik und Mathematik berechnen lässt. Das bekannteste Symbol ist der vitruvianische Mensch, den da Vinci in der Renaissance wieder zeichnete. Der Mensch wurde vermessen und in Proportionen zerlegt. Er sollte mit ausgestreckten Händen einerseits einen Kreis berühren, andererseits ein Quadrat.

Da Vinci sezierte Menschen, schnitt sie auf und suchte den Verstand im Kopf und die Seele im Bauch. Er forschte nach der Mechanik, die den Körper bewegt und der Geometrie, die den idealen Körper beschreibt. Er zeichnete den goldenen Schnitt und setzte die Regeln in Bilder und Statuen um. Er gab der Natur die Regel, wie Kant später sagen wird. Dabei ließ er es aber nicht bewenden, denn seine Bilder versuchten ebenso den Gefühlen einen Ausdruck zu geben. Diese Seite seiner Kunst tritt aber hinter dem technischen, physikalischen Genie zurück. Geblieben sind allerlei Maschinen und technische Beschreibungen, mit denen er sich bei den Machthabern einschmeichelte. Das wurde in seiner Lebenszeit geehrt und sicherte ihm die Wertschätzung seiner Mäzene. Seine Kreativität machte ihn schon zu Lebzeiten berühmt. Die Kreativität erschuf aus Nichts Etwas und der Mensch - zumindest der Künstler - verstand sich als der Schöpfer der Welt.

Das war durchaus im Einklang mit der kirchlichen Lehre. Der Künstler und Wissenschaftler ist ja ebenfalls von Gott geschaffen und hat den Verstand mit in die Welt gebracht. Sein Verstand befähigt ihn, den göttlichen Plan zu erkennen. Es war nicht frevelhaft, die Natur in die engen Regeln der Mathematik, Geometrie, Physik und Ingenieurskunst zu zwängen. „In Gott sind alle Schätze der Wissenschaft verborgen.“ schrieb Cusanus (1459). Gottes Sprache ist die Mathematik.

Das entsprang dem Zeitgeist der Renaissance und wurde eine Grundlage des Weltbildes. Die Welt war berechenbar und mit dem Verstand ist der Mensch in der Lage, ihre Geheimnisse zu entschlüsseln. Dem lag die Erwartung zugrunde, dass die Natur Geheimnisse hat, die der Mensch entdecken kann, das es also verborgene Ursachen gibt, deren Wirkung der Mensch beobachtet. Wenn er das Räderwerk der Natur versteht, dann werden sich die Geheimnisse ihm offenbaren, die Grundlage der göttlichen Schöpfung sind.

Die moderne Kultur seit der Renaissance hat die Macht als ihre Grundlage etabliert. Die Machtkultur bestimmt über die Welt. Sie wählt aus den Möglichkeiten diejenigen aus, die ihre Macht festigen. Das beginnt schon bei der Auswahl des Modells für die Welt, setzt sich über die Erklärungsvarianten der Wissenschaft fort und definiert die Schönheit, die Kunst, die Zweckmäßigkeit, die Kausalitäten und akzeptierten Ideen. Die Macht bestimmt über die Menschen, ihre Werte und damit über die Ökonomie und die Politik. Die Macht schafft nichts, kreiert nichts. Macht schränkt die Möglichkeiten ein, die die Natur geschaffen hat. Macht hält fest, grenzt ab und verteidigt den Besitz oder das Objekt. Macht will Natur besitzen, Kreativität ausnutzen und Strukturen festigen.

Hat da Vinci das Weltbild der Moderne begründet? Das kann man nach dem vorher Ausgeführten wohl verneinen. Er hat die zitierfähigen Grundlagen geliefert und verstärkt, Die Machthaber konnten einige Versatzstücke seiner Werke gut gebrauchen, um damit ihre Position zu festigen und auszubauen. Leonardo da Vinci war zweifellos kreativ. Seine Kreativität schuf sowohl technische Hilfsmittel, als auch Kunstwerke von faszinierender Ästhetik. Die Kreativität ist eine Quelle der Kunst. Die Kreativität schafft Etwas aus Nichts. Kreativität erschafft Möglichkeiten. Ist das Ergebnis schön?

Der Kunstbegriff hat aber in verschiedenen Kulturen eine unterschiedliche Bedeutung angenommen.

Kultur steht der Natur gegenüber und ist damit das, was der Mensch mit seiner Pflege daraus macht und entnimmt. Da der Mensch zweifellos ein Teil der Natur ist, ja sogar ein Ergebnis der Natur, ist eine von ihm definierte Kultur ebenfalls ein Ergebnis der Natur. Nach Kant werden aus der Kunst die Regeln abgeleitet. Damit verlassen wir die Kreativität, die Natur, die Gefühle, die Unendlichkeit und finden uns in einem Regelwerk der Endlichkeit wieder. Was meint Kant mit den Regeln?

Die Gesellschaft ist innerhalb der Kultur (wenn sie überhaupt eine separate Ebene ist - das kann bezweifelt werden).

Natur

Erweckt der Fächer des Pfaus, der Gesang der Nachtigall, die Balz des Hirsches, die bunte Blume oder der Duft des Löwen keine schöne Vorstellung in dem Partner für den dieser Reiz bestimmt ist?

Ist die Schönheit nicht ein Gefühl, das durch Reize hervorgerufen wird und empfinden damit die anderen Lebewesen nicht auch die Schönheit, selbst wenn sie dafür keine Begriffsbestimmung haben? Diese Reize sind zutiefst natürlich, sie gehören zu den Grundreizen jedes Wesens und verfolgen den Zweck der Fortpflanzung, also des neuen Lebens aus dem bestehenden Lebensprinzip. Kant hat der Naturschönheit aber keinen Zweck zugebilligt, lediglich der Kunstschönheit. Wenn ein Produkt für ‚schön‘ erklärt werden soll, so muss es seinen Zweck vollständig erfüllen. Kunst hat nach Kant immer einen Zweck in der Ursache und deshalb muss zunächst festgestellt werden, welche Bestimmung das Ergebnis der Kunst haben soll.

Nach dieser Differenzierung bringt die Natur auch Kunst hervor, neben vielen anderen Werken und Gefühlen. Die Natur bringt das Leben hervor und zwar immer wieder und wieder und wieder. Das Prinzip des Lebens ist unendlich, ein Spiel das sich weiter fortsetzt ohne einen Sinn und Zweck. Tolstoi hat dafür eine Entsprechung in der Kunst gefunden - die mystische oder göttliche Kunst, die nicht an ein Objekt gebunden ist.

Kandinsky kehrt sich von der gegenständlichen Kunst ab, die Naturerscheinungen abmalt, indem er die Musik zum Beispiel nimmt, die ohne natürliche Vorbilder auskommt. Diese Kunst entsteht aus der inneren Welt des Künstlers, aus seiner Seele. „Mit wenigen Ausnahmen und Ablenkungen ist die Musik schon einige Jahrhunderte die Kunst, die ihre Mittel nicht zum Darstellen der Erscheinungen der Natur brauchte, sondern als Ausdrucksmittel des seelischen Leben des Künstlers ...“ Wenn man die ‚Erscheinungen der Natur’ in einem weitgreifenden Sinne interpretiert, dann ist damit alles Gegenständliche gemeint, denn das basiert alles auf der Natur - direkt oder indirekt. Alles ist Natur, aber nicht alles ist Kunst. Der Künstler tritt an die Stelle der Natur und erschafft Etwas (ein Kunstwerk).

In der Musik ist die Wirkung sehr direkt: Der Künstler ist die Natur und er kreiert die Musik. Das geschieht nicht durch die Anwendung von Berechnungen, physikalischen oder geometrischen Regeln und philosophischen Betrachtungen, sondern unmittelbar aus dem Gefühl, oder wie Kandinsky sagt ‚aus der Seele’. Die Seele ist die bestimmende Kraft beim Entstehen ihrer Werke und der Künstler, insbesondere der Maler muss seine Seele kultivieren, damit sie zu einem kreativen Akt befähigt ist und bleibt.

Damit kommen wir bei einer allgemeinen Definition der Kunst an: „Die Kunst ist der kreative Akt, der aus der Seele, aus dem Nichts, etwas erschafft.“

Damit ist die Kunst vom Künstler gelöst. Er ist zwar die Natur, aber nur noch ihr Medium, ihr Werkzeug. Die Natur selbst schafft mehr Kunstwerke als alle Künstler jemals erschaffen können.
Menschliche Künstler sind nur ein Teil der Natur und zwar ein ziemlich kleiner Teil. Alle anderen Wesen schaffen Kunstwerke - von den Termiten über die Schmetterlinge zu den Pferden, von den Korallen über die Wale zu den Pusteblumen, von dem Biber über den Adler zu der Schnecke. Allen ist dieser kreative Akt gemeinsam, mit dem sie etwas Schönes, Kunstvolles zum Leben erwecken oder in die Welt setzen.

Die Kunst ist ein zutiefst natürliches Prinzip, das sich aus dem Schönen ablesen lässt. Die Schönheit ist wie das Leben teilbar und vermehrbar. Die Kunst ist als die Weitergabe von Gefühlen teilbar und vermehrbar.

Gefühl


Der Künstler ist das Medium durch das das Schöne ans Licht gelangt. Das Schöne ist im Inneren schön: Es ist das schön, was einer inneren seelischen Notwendigkeit entspringt. Das ist schön, was innerlich schön ist. Kandinsky ermächtigt den Künstler aus dem Nichts reine Seelenvibrationen hervorzurufen und auf dieser Vibration mit dem Betrachter die Schönheit auszutauschen. Damit wird er zum ‚Priester des Schönen‘. Aus dieser Sicht lässt sich die Verpflichtung des Künstlers ableiten, dem Schönen nicht im Wege zu stehen. Das ist in vielerlei Hinsicht schwierig, denn es verpflichtet ihn sein Ego zu reduzieren, damit es der schönen Kunst nicht im Wege steht. Er darf das Schöne fühlen, aber nicht denkend gestalten. Er ist dann Künstler, wenn er soweit verschwindet, dass die pure Schönheit aus dem Inneren ungefiltert beim Empfänger ankommt. Der beste Künstler ist nicht erkennbar, er teilt das Gefühl und erschließt die Unendlichkeit, weil er es vermehrt ohne es zu verbrauchen.

Die Gefühle haben keine Form und sie brauchen keine Bezeichnung. Gefühle sind die Kontaktebene der Natur. Vor dem Gedanken, dem Wort oder dem Kunstwerk ist das Gefühl. Das Gefühl versetzt uns in die Lage, der Kunst Ausdruck zu verleihen. Der Ausdruck der Kunst ist das Kunstwerk.

http://anthroposophie.byu.edu/aufsaetze/p127.pdf (Steiner Aufsatz)

Tolstoi beschreibt die Tätigkeit der Kunst in der Übermittlung der Gefühle an den Empfänger. Mit diesem Ziel der Tätigkeit ist natürlich jeder ein Künstler, dem das gelingt. Für dieses Verständnis der Kunst braucht es aber auch die Sensitivität des Gegenübers. Und mehr noch: Der Synergie-Partner kann das Gefühl empfangen und nachempfinden, ohne das der ‚Künstler‘ es bewusst geschickt oder intendiert hat.

Richard Kralik wird von Tolstoi zitiert.“Die Welt in der alle Gegensätze in Zusammenhang gebracht sind, ist die höchste Schönheit. Jedes Kunsterzeugnis ist eine Wiederholung dieser Weltharmonie.“ Das Ergebnis der Kunst wird in die Welt der Menschen gestellt. Damit wird die Schönheit nur mit dem menschlichen Geschmack und den Empfindungen verbunden. Die Schönheit ist in dieser Welt nur für den Menschen anziehend. Schönheit schränkt die Möglichkeiten der Kunst auf den Geschmack und die kulturellen Rahmenbedingungen ein. Die Kunst beansprucht aber einen weiteren Bedeutungsraum: „Die höchste Kunst ist die Kunst des Lebens.“ Hier knüpft Tolstoi mit Kralik an der Eingliederung der Welt in das Leben an. Die Kunst wird über die vom Menschen definierte und vereinbarte Welt gehoben. Sie generiert und transportiert Gefühle.

Mit dieser allgemeinen Übertragung der Gefühle steigen wir in die tiefere Ebene des spirituellen oder schamanischen Seins ab. Dort gehört die Empfindung und Übertragung der Gefühle zu der gelebten Praxis. Für diese Art der Verbindung braucht man nicht die Kunst zu bemühen, man braucht gar keine strukturierte Kommunikationsform, die menschliche Sprache, Schrift, Gestik oder Gestaltung übermittelt. Gefühle können direkt übertragen werden, ohne an eine Materie oder eine Erscheinung gebunden zu sein.

Diese Ebene ist von der kulturellen Deutung der Ausdrucksformen unabhängig. Das Schamanische in der Kunst bedarf keiner Erklärungen oder Einordnungen in einen gesellschaftlichen Kontext. Es entzieht sich dieser Kategorisierung weil es immer schon existierte, seit es die Natur gibt. Gefühle sind das Leben und das Leben bringt die Gefühle mit. Gefühle sind ohne Verlust teilbar und vermehrbar. Sie vermehren sich wie das Leben. Die Natur setzt das Leben fort und das Leben ist die Grundlage für die Natur. Das bestehende Leben erfüllt die Natur und das Leben braucht das vergangene Leben. Dieses Lebensprinzip dauert an und macht die Natur aus, in deren Rahmen viele unterschiedliche Leben geboren werden, gedeihen und vergehen.