Schamanismus
Schamanische Metaphysik
> Prolog
> Leben und Natur
> Der Beginn von Allem
> Natur oder Wissenschaft
> Grundlagen den Lebens (Zoë)
> Auf der Suche nach dem ersten Stein
> An den Grenzen des Materialismus
> Licht als Attraktor des Todes
> Energie oder Raum?
> Aus der Dunkelheit ins Leben
> Liebe als sichtbare Wechselwirkung
> Die Bausteine schamanischer Metazoë
Prolog
Über eine schamanische Metaphysik zu räsonieren, hört sich zunächst sehr schwierig an, denn schon die beiden Begriffe scheinen nicht miteinander zu harmonieren. In dem ursprünglichen Verständnis der griechischen Philosophien sucht die Metaphysik nach den Zusammenhängen oder den Wirklichkeiten hinter der Natur. Stellen wir uns Naturvölker vor, die im Einklang mit der Natur leben. Sie ordnen sich der Natur unter oder stellen sich zumindest nicht neben oder über die Natur. Von diesem Ausgangspunkt findet man eine andere Wirklichkeit hinter der materiellen, sinnlich wahrnehmbaren Welt. Die materialistische Welt hat sich in der Neuzeit von der Natur gelöst. Sie hat eine Barriere zwischen dem Menschen als Beobachter und der Natur als beobachtetes Objekt gezogen.
Die Metaphysik ist im wörtlichen Sinne der Philosophie der Neuzeit alles, was hinter der Physik spielt. In ihrem ursprünglichen Sinn verstand sie sich als ein Teilgebiet der Philosophie, die ergründen will was die ursprünglichen Strukturen oder Prinzipien hinter (μετά metá) der Natur (φύσις phýsis) sind. Die phýsis wurde bei Platon noch als das Wachsende, das Werdende, das aus dem Leben hervorgeht, verstanden. Die heutige Naturlehre war lange Zeit ein Teilbereich der Philosophie. Erst in der westlichen Wissenschaft seit dem 19. Jahrhundert wurde der Begriff der Physik mit einem technischen Verständnis der natürlichen Vorgänge beladen.[1] In der heutigen Welt wird das Untersuchungsfeld der Physik deshalb auf die materiellen, quantifizierbaren Erscheinungen in der Welt reduziert.
Meine schamanische Durchleuchtung des Lebens stößt an ungeklärte Fragen des materialistischen Weltbildes, das die moderne Physik aufgestellt hat. Einerseits sind es der fehlende Geist und die Seele, die Erkenntnisse der Physik abschneiden und sie damit für das Leben untauglich machen. Damit bleiben beobachtete Phänomene innerhalb des materialistischen Systems unerklärt oder werden als unnatürlich, gar übernatürlich bezeichnet. Bleiben wir innerhalb dieses Systems, dann haben wir daselbst offene Löcher an den Grundlagen der ‚Naturwissenschaften‘. Das reicht von der undefinierten Struktur des Raumes und der Gravitation bis zu den nach wie vor isolierten Phänomenen der starken und schwachen Wechselwirkungen der Grundkräfte.
Die Wechselwirkung ist in den Naturwissenschaften eines der Grundprobleme. In Wechselwirkungen mit Messgeräten tritt eine Erscheinung in die Wirklichkeit der Physik ein. Wichtige Erscheinungen bleiben aber hinter dieser Barriere. Für eine schamanische Erkenntnis ist das keine Barriere, denn mit den Gefühlen und dem Geist agiere ich nicht in dem, was Physiker als ‚Wirklichkeit‘ bezeichnen.
Ein weiterer Mangel ist mit der Subjekt-Objekt Beziehung festgelegt. Der Mensch ist in diesem Axiom das Subjekt, das keinen Einfluss auf das Geschehen beim Objekt haben darf. Als Beobachter darf er nicht mit seinem Erkenntnisobjekt interagieren, nur dann kann er gesichertes Wissen erlangen.
Diese Position ist aus schamanischer Sicht unhaltbar und unvereinbar mit dem Leben, dessen Geschöpf im Sinne des Wortes der Mensch ist – eben auch der Naturwissenschaftler. In einer Schamanischen Betrachtung ist der Mensch untrennbar innerhalb der Natur verankert. Seine Aktivitäten beeinflussen den weiteren Verlauf des Lebens und der Natur. Das ist einerseits eine gut bestätigte Erfahrung aus der schamanischen Arbeit.
Es ist andererseits ein Ergebnis der gut bestätigten Quantenphysik. Diese Parallelität hat mich fasziniert und dazu gebracht, über den Tellerrand der Physik hinauszuschauen und nach der Basis des Lebens zu suchen. Hat die Quantenphysik eine Schnittstelle mit dem Schamanismus? Das ist eine kühne Frage und ich traue mir nicht zu, eine Antwort zu finden. Mit dem nachfolgenden Diskurs möchte ich etwas beitragen und teilen, was meine Spirits mir auf der Suche nach dem ersten Stein mitgegeben haben.
Meine Suche nach dem ersten Stein startet beim Geist oder der Seele, genauer beim Soolago, in dem alle Möglichkeiten für das Leben liegen. Hier muss es vor dem Auftauchen des physischen Lebens die Möglichkeiten dafür gegeben haben. Vor dem physischen Leben und lange vor der Physik gab es die Gestirne und irgendwann gab es die Grundlage für erstes Leben. Diese Basis finden wir in der Unendlichkeit wieder, denn sie wird nie vergehen.
Unendlich sind die Gefühle, der Geist und die Seele.
Leben und Natur
In der schamanischen Metaphysik beziehe ich mich auf die ursprüngliche Bedeutung in der griechischen Philosophie: Was ist hinter der Natur? Oder ohne die Assoziation zu Raum und Zeit: Was ist die Basis der Natur?
Wir werden später auf die neuzeitliche Interpretation der ‚Metaphysik‘ stoßen, die tatsächlich nach den Grundlagen der Physik sucht. Und wir stoßen auf die Wortspiele von Kant, der auf der Suche nach Metaphysik synthetischen Urteilen a priori nachjagt. Diese Überlegungen liefern eine ganz andere Bedeutung metaphysischer Betrachtungsweisen, die weder mit der Natur, noch mit der Physik in Verbindung steht. Wir bleiben zunächst bei der ursprünglichen, griechischen Sinngebung.
Die Frage: „Was ist hinter der Natur?“ ist in ihrer Essenz wahrlich schamanisch. Ich verstehe das ‚hinter‘ nicht in seiner räumlichen Dimension, sondern inhaltlich als die Grundlage der Natur. In der spirituellen Erfahrung gibt es weder Raum noch Zeit. In der materialistischen Weltanschauung gibt die Zeit einen Rahmen, wie der Raum. Wenn wir fragen: „Was war vor der Physik?“, dann wird die Antwort mit einer zeitlichen Dimension gesucht. Dazu kommen wir später, wenn wir den Kontrast zu der schamanischen Anschauung besprechen.
Zur Bearbeitung der ersten Frage nach schamanischer Interpretation brauche ich eine klare Sicht auf die Natur. Ich habe das in diversen Texten besprochen und für unseren Bedarf hier wiederhole ich kurz die Essenz:
Die Natur wird vom Leben aufgebaut und gestaltet. Alles was wir sehen, wenn wir unsere Welt betrachten, war vorher Leben oder ist aktuell Leben. Das Leben entwickelt sich am Stein oder auf den Steinen der Erde – auf der Erdkruste. Der Boden entsteht an dem Gestein der Erde durch Verwitterung, Ablagerungen von Humus und Durchsetzung mit Lebewesen. Das Leben braucht den Boden, der aus dem vergangenen Leben entstanden ist. Die Natur war also nicht da, sondern sie wurde vom Leben geschaffen.
Die Natur ist das lebende Leben und das vergangene Leben.
In einem Vergleich des Vergangenen mit dem aktuell Lebenden sieht man sehr leicht, dass die Natur zu weit überwiegendem Anteil aus vergangenem Leben besteht. Trotzdem gilt unser Hauptinteresse dem lebenden Leben.
Das lebende Leben hat die Kreativität, sich an die Randbedingungen anzupassen. Es hält seine Form im Wesentlichen und verändert die Struktur. Das Innenleben ist in ständiger Veränderung, aber das äußere Erscheinungsbild ist im großen Ganzen unverändert. Ein Organismus lebt in der Anpassung und bleibt präsent als Bild der Seele.
Wir erkennen das Wesen an seiner Seele.
Hingegen ist das vergangene Leben nur noch Struktur. Der Humus des vergangenen Lebens behält seine Struktur und verändert die Form. Wenn ich einen Stein zerschlage, hat er weiterhin seine Struktur, aber seine Form wurde verändert.
Das beherrschende Paradigma des Lebens ist die Synergie.[2] συνεργία synergía ist das Zusammenwirken von Lebewesen oder Kräften. Sie stärken sich gegenseitig, wie Leben mit vergangenem Leben, Dynamik mit Statik, Kreativität mit konservativer Anpassung, Licht mit Dunkel, Etwas mit Nichts, endlich und unendlich, Leib und Seele, bewusst und unbewusst, und noch viele andere Synergien machen das Leben und seine Inhalte aus. Es ist sinnlos, hier nach einer Reihenfolge oder einer Kausalität zu suchen. Synergien tauchen aus dem Soolago auf und sie entziehen sich einer physikalischen oder anderweitig quantifizierten Erklärung.
Synergien sind ohne Raum und Zeit. Es ist sinnlos, sich über die Fragen abzumühen, ob zuerst der Leib da ist und dann die Seele hinzukommt. War zuerst das Dunkel da und dann kam das Licht? Gab es das Unendliche schon, bevor der Mensch angefangen hat zu zählen?
Für unsere Frage der Metaphysik sind wir bei der Synergie (συνεργία synergía) des Lebens mit der Natur angekommen. Auch hier ist die Frage einer Reihenfolge unsinnig. Die Natur, die aus dem Leben hervorgeht, ist eine Grundlage für das Leben.
Die Synergie schwingt sich bei Platon in die Harmonie ein. Der cosmos (κόσμος) ist in einer wunderbaren Harmonie. Das gute Leben lässt sich nicht erreichen, indem man diesen cosmos auseinandernimmt und ihn analysiert, sondern indem der Mensch sich einschwingt in die Harmonie des cosmos. Er geht in dieser Harmonie auf und wird von ihr durchdrungen.
Soolago der Synergien
Soolago ist die Herkunft der Möglichkeit von Nichts. Möglichkeit von Nichts und Allem ist die e’a. E’a kommt als Idee zu den Wesen. Aus der Idee erwächst ein Gefühl.
E‘a ist ohne Gegenteil. Es bringt das Etwas und das Nicht-Etwas als eine Synergie in das Leben. Das e’a formt das Leben und das Leben formt seine Randbedingungen.
Die Möglichkeit von Etwas ist die Welt, sie birgt die Möglichkeit von Nicht-Etwas. Die Benennung von Etwas bringt das Nicht-Etwas mit sich. So gibt es keine Welt ohne Nicht-Welt.
Das Bewusstsein ist das e’a für den Geist. Es bringt das Unbewusstsein mit sich. Ist das Bewusstsein, so ist auch das Unbewusstsein. Beides sind e‘a aus dem Soolago. Soolago ist immer. Soolago ist der Strom des Seins. Es wird an der Idee des Steins zum Wirbel des Lebens.
Alle Galiora im Soolago waren immer unendlich und werden es immer sein. Galiora sind Liebe, Energie, Mut, Stärke, Weite, Unendlichkeit, Zeit, Spiel, Musik, Sprache, Dauer, Raum, Kugel, Leben, Sinn, Licht, Schönheit, Glück, Gabe, Sicherheit, Freude, Orgasmen, Farben, Leere, Reond, Wasser, Ruhe und alles das nicht.
Weil alle Galiora immer waren und sind, bleiben sie untrennbar, unzählbar und unendlich. Zeit kann nicht getrennt sein von Energie, Liebe, Licht, Dauer. Raum kann nicht getrennt sein von Weite, Farben, Leere, Sprache, Musik, Reond, Ruhe.
Teilt man Galiora, so vermehrt sie sich. Dann haben alle mehr Energie, Licht, Liebe, Farben, Sprache, Musik, Ruhe und alles andere und auch was das nicht ist.
Synergie hat keinen Beginn.
Wir erkennen Leben, das die Natur als ihre eigene Grundlage für das konkrete, lebende Leben selbst erstellt. Damit legen wir offen, welche Schwierigkeiten einer schamanischen Metaphysik entgegentreten, die nach der Grundlage der Natur sucht und auf die Grundlagen des Lebens verwiesen wird. Die Frage nach der schamanischen Metaphysik wird unausweichlich erweitert auf eine Metazoë (meta ζωή), also die Grundlage des Lebens.[3]
Ich gebrauche das altgriechische ζωή zoë als eine Beschreibung für das abstrakte Leben als Repräsentant aus der Unendlichkeit. Die zugehörige Frage ist: Was hat ein erstes Lebewesen zu dem Stein (der Struktur) gebracht? Ein Leben hat sich an dem Stein festgekrallt und in der Synergie mit dem Endlichen die Unendlichkeit verlassen, denn Unendlich mit Endlich gibt Endlich.
Die Struktur finden wir in dem Menschen ebenso wieder wie die Kreativität. Beides ist in Synergie im Menschen, wie in jedem anderen Wesen. Der Mensch hat es in unterschiedlichen, individuellen Gewichten in sich. Das macht den Menschen ebenso aus, wie jedes andere Wesen und jede andere Pflanze. Sie haben einen strukturierten Teil aus der Vergangenheit in sich, der das ehemalige Leben verkörpert. Im physikalischen Weltbild ist das die Masse, die stabil bleibt. Und sie haben einen dynamischen energiereichen Teil in sich, der in die Zukunft weist und das Veränderliche, das Werden in das lebende Leben trägt.
Wir finden diese beiden Wesenheiten, das Kreative und das Strukturierte in uns als das Visionäre oder das Gefühl der Dynamik und die Bedenken des Verstandes oder das Beharren in Erfahrungen. Das Eine kann nicht ohne das Andere sein und so haben sie sich gemeinsam aufgemacht, das ζωή zoë zu kreieren.
Die Metazoë ist also etwas Unendliches. Ich habe keine Idee und kein Gefühl, was als Grundlage des Lebens (zoë) in einer endlichen Form noch gefunden werden kann. Wenn es etwas gäbe, nähmen die Fragen kein Ende. Erst die Unendlichkeit oder das Paradies stoppen die Fragen. Im Misona (Paradies) gibt es Gefühle, aber keine Fragen. Das Unendliche hat keine Grundlage – kein Meta.
Wir finden in der schamanischen Metaphysik die Ahnen des Lebens in uns. Wir finden die Anziehungskraft im Universum als die Liebe. Und wir finden die Masse der Gestirne als die Geborgenheit.
Die Grundlage für das Leben ist die unendliche Liebe.
Der Beginn von Allem
Vor dem Leben drehte die Erde sich als Stein um die Sonne, es gab Tag und Nacht und es gab die Schwere, oder sollen wir sagen die ‚Anziehungskraft‘. Das ist interessanterweise ein Postulat, mit dem Einstein in die Allgemeine Relativitätstheorie eingezogen ist. Die Anziehungskraft ist das gleiche Gefühl wie die Schwere. Als die Steine sich zueinander hingezogen fühlten, war das die physikalisch definierte Schwerkraft. Die Sonne zog die Erde an, die Erde zog den Mond an, die Gravitation herrschte im Weltall unabhängig von dem lebenden Leben - wirklich unabhängig?
Niemand lebte auf der Erde, der das Schweregefühl hatte, niemand sah Tag und Nacht, niemand hatte Verlangen nach einem Partner, niemand liebte. Und doch war schon alles angelegt und möglich. Es gab die Möglichkeit von ‚Liebe‘. Sie brauchte nur noch etwas Endliches wie den Stein, um sich zu realisieren. Die Möglichkeit der Liebe war die grenzenlose Kreativität, das unendliche Chaos, das Soolago.
Mit der Verbindung dieses grenzenlosen Chaos, der Liebe und der Anziehung mit dem endlichen Stein entstand die Möglichkeit von Leben. Und so haben die Lebewesen ihre Entwicklung als Synergie von endlicher Struktur und unendlicher Liebe begonnen. Die Randbedingungen, die wir oben als die Möglichkeit für das Leben, als die Grundlage der Biogenese gefunden haben, diese Randbedingungen sind die Synergie zwischen Unendlichkeit und Endlichkeit, innerhalb der sich das zoë als Möglichkeit des materiellen Lebens aufbaut. Es baute sich zu einer immerwährenden Möglichkeit für das materielle Leben, das bioV (bios), auf.
Weil Unendlich mit Endlich zu etwas Endlichem wird, ist das materielle Leben vergänglich.
Unendlich mit Endlich wird endlich.
Ich habe die Liebe als ein Gefühl beschrieben, das sich aus der Anziehung in das Leben (zoë) gewandelt hat. Alle Gefühle sind unendlich, weil sie sich mit dem Teilen vermehren. Wir kennen andere unendliche Wesensmerkmale, wie die Seele oder den Geist. Die Seele ist in meinem Bild der Überbau der Gefühle. Auf schamanischen Reisen bewege ich mich durch eine emotionale Landschaft.
Die Gefühle sind nicht im Körper, sondern der Körper ist an der Seele. Die Seele ist der Fluss, der dem Leben die Möglichkeiten gibt. Der Stein ist die endliche Struktur, an dem das Leben sich wie ein Wirbel zu erkennen gibt.
Der Geist und das Bewusstsein werden meist mit der Bezugnahme auf den Menschen erklärt. Sie sollen etwas sein, das dem Menschen sein Leben gibt. Sie sollen ihm Erkenntnis geben und vor allem Selbsterkenntnis. Das ist eine anthropozentrische Position, die uns für die Metazoë (meta ζωή) nicht weiterhilft. Bevor es einen Menschen gab, war schon die Möglichkeit für Leben da. Das Leben hat sich entwickelt, ohne dass es den Menschen brauchte. Das Schauspiel fand schon statt ohne den Menschen als Zuschauer. Der moderne Mensch der Neuzeit wird nicht gebraucht, damit es Leben gibt. In einem kritischen Kontext hört man auch, dass der moderne Mensch das Leben auf dem Planeten behindert und zerstört.
Das Paradies des Lebens kommt ohne den modernen Menschen aus. Es blüht und gedeiht und hat Millionen von Arten hervorgebracht und wieder zurückgenommen. Das Paradies des Lebens (Misona) braucht keine Naturwissenschaft und keine religiöse Lehre vom Geist und keine Psychoanalyse des Bewusstseins.
Das Leben (zoë) braucht nicht den Menschen.
Natur oder Wissenschaft?
Die Erkenntnisse der Naturwissenschaft kommen nach einem weiten Weg durch die Geometrie, die Mechanik und die Quantifizierung aller beobachteten Ereignissen in der Natur, wieder an der Barriere zum Paradies an. Dort suchen sie nach den Erklärungen für die unerklärlichen Phänomene ihrer abgegrenzten Welt.
Die Naturvölker sind geblieben, wo die Naturwissenschaftler sie verlassen haben. Genauer dürfen wir sagen: „Die Natur ist geblieben, wo die Wissenschaft sie verlassen hat.“ An den Grenzen der Welt folgen wir dem Blick der fortschrittlichsten Wissenschaftler über die Barrieren der materialistischen Weltanschauung. Sie suchen dort nach den fehlenden Puzzlesteinen, die das materialistische Bild abrunden. Wir folgen ihren suchenden Blicken.
Wir arbeiten uns auf das Niveau der Natur wieder vor, die alle Antworten schon hat. Sie kennt das Frageprinzip nicht und wird deshalb erstaunt sein, wenn wir Menschen ihr die Frage nach geheimen Informationen aus der Natur stellen. Warum sollte sie Geheimnisse haben? Das Leben lag schon immer für alle Lebewesen bereit, auch für diejenigen, die das Frageprinzip nicht kennen. Die allermeisten Wesen, die bisher das Leben auf der Erde mitgestaltet und ermöglicht haben, stellen keine Fragen.
Nun kommen wir daher und stellen eine Unmenge an Fragen, die wieder zu neuen Fragen führen. Wir stellen diese Fragen doch, weil wir in die Nähe der Antwort auf die Frage kommen wollen: ‚Was ist das gute Leben?‘. [4] Die Antwort auf diese Frage ist für uns Menschen in der materialistischen Welt nur Interessant und wichtig, weil wir den Anschluss an das Paradies (Misona) verloren haben. Dort finden wir nicht etwa die Antwort - dort gibt es die Frage nicht.
Im Paradies gibt es keine Fragen.
Ich habe in diversen Texten den Weg zu dieser Antwort schon vorbereitet, indem ich die Steine und Markierungen auf dem Weg abgegangen bin. Ich habe Wegsteine über die Physik und die Mathematik gefunden, über die Wahrnehmung und die Wirklichkeit, über Macht und Stärke, über Endlichkeit und Unendlichkeit, über Ökonomie und Kunst und Vieles mehr. Jetzt tragen wir das zusammen und finden gemeinsam den ersten Stein, der uns die spirituelle Basis für das gute Leben ist.
Grundlagen des Lebens (zoë)
Was wir heute vom Leben wahrnehmen, hat seine Grundlagen vom Beginn allen Lebens (zoë) mitgenommen. Die Wissenschaftler sprechen von der Vererbung in den Genen. Die Schamanen nennen es die Ahnen. Am Anfang des Lebens war der Geist und der Geist ist dunkel. Dunkel ist nur eine begriffliche Annäherung für einen Zustand ohne Licht und damit ohne Farben. Der bessere Begriff wäre ‚ohne Wechselwirkung‘ und weist damit lediglich auf die Möglichkeit von Licht und beobachtbarer Materie hin.
Die Gefühle im weitesten Sinne sind die Basis allen Lebens auf der Erde. Wir können Gefühle teilen und sie damit vermehren.[5] Sie sind in diesem Sinne ‚unendlich‘.[6] Etwas Unendliches hat keinen Raum und keine Zeit. Diese Begriffe zur Quantifizierung der Umgebung sind anderen Wesen nicht zugänglich. In der schamanischen Wahrnehmung erleben wir uns als ein integraler Bestandteil des Lebens und der Natur. Gefühle sind allen Wesen zugänglich und sie leiten sich aus dem Zustand der Natur in den jeweiligen Stadien der Mutter Erde ab.
Der Mond kreist um die Erde. Physikalisch betrachtet fällt er zur Erde, aber seine Fliehkraft treibt ihn immer wieder nach außen. Die Kreisbahn ist also ein Zusammenspiel zwischen der Anziehung und der trägen Masse, zwischen einer dynamischen Bewegung und einem Beharren. Die Ahnen haben uns das Beharrungsgefühl als eine Sehnsucht nach Beständigem, nach Heimat, nach der Fortführung des Bekannten, des bereits Erlebten mitgegeben. Diese beiden Seelen schlagen in unserer Brust: die kreative Seele, die nach Veränderungen Ausschau hält und die strukturierte Seele, die das Bestehende zu bewahren sucht. Die Psychologie bedient sich ausführlich dieser Bilder, wenn sie die Eigenheiten des Menschen beschreibt. Und sie strukturiert immer wieder in Analysen der Persönlichkeitsstruktur die individuellen Biostruktur als den Schlüssel zur Selbsterkenntnis.[7]
Die Erde wird zur Sonne hingezogen. Die Physik nennt die Anziehung: Gravitation. Es ist ein Phänomen ohne Ursache, dessen Wirkung wir verspüren. Es war vor der Entstehung biologischen Lebens bereits auf der Erde – und in jedem anderen Planeten, jeder Sonne und allen Phänomenen des Universums. Es wird uns mit den Genen durchgereicht seit Anbeginn der Welt.
Die Gravitation rührt ein Gefühl in uns an. Das Gefühl hingezogen zu werden, ist die Liebe. Dieses Gefühl ist fundamental. Ohne die Liebe gibt es kein Leben. Man kann sich nicht vorstellen, dass Sex und Fortpflanzung durch langes Überlegen, durch intensives Grübeln, durch Rationalismus oder Empirismus angeregt werden. Nichts außerhalb der Gefühle lässt die Lust am Sex wachsen und nichts außerhalb der Gefühle lässt den Nachwuchs gedeihen.
Die Basis der schamanischen Metaphysik ist die Liebe.
Das Leben ist also ein Ergebnis der Liebe. Von dort aus entwickelt es sich weiter auf den Resten des verblichenen Lebens (Biogenese). Der Beginn des individuellen Lebens ist somit für jedes Wesen erklärlich. Wie aber geht es weiter? Wie findet es seinen Weg durch das Labyrinth seiner Möglichkeiten. Es muss sich in seiner Umgebung orientieren, damit es weiter existiert und seine Fähigkeiten an die nächste Generation vererben kann. Es muss eine Materie aufbauen, die nach der Rückkehr seiner Seele zu einem Humus für das weitere Leben wird.
Das Überleben erfordert die Erkenntnis seiner Möglichkeiten. Das Wesen braucht sinnliche Wahrnehmungen und Signale. Es muss erkennen, welche Umgebung ein zufriedenes und gesundes Leben ermöglicht. Und es braucht die Fähigkeiten, seine Umgebung zu wechseln, also sich in angenehme Umgebungen zu bewegen oder unangenehme Rahmenbedingungen zu verlassen. Das fundamentale Prinzip ist Wahrnehmung, Abgleich mit den Möglichkeiten und Bewegung.
Gibt es keine Potenziale mehr, die dem individuellen Leben hinzugefügt werden können, dann wird das materielle Leben beendet und die Seele zieht sich zurück.
Die Seele ist unzweifelhaft immateriell. Wenn wir uns bemühen, das zu umschreiben, dann können wir sagen, sie zeigt keine Wechselwirkung mit den Sinnen, die Materie erkennbar machen.
Die Seele zeigt aber Wechselwirkungen mit den Gefühlen. Wir bewegen uns mit der schamanischen Arbeit in einer emotionalen Landschaft. In dieser Landschaft ist die Seele erkennbar. Wir fühlen die Verbindung zu der Seelenebene und können uns daran orientieren. Das erfordert eine andere Aufmerksamkeit als das Erkennen der materiellen Sinneseindrücke. Mit der schamanischen Aufmerksamkeit holen wir Etwas aus dem Nichts.
Etwas entsteht aus dem Nichts.
Wir geben diesem Etwas Namen, Bezeichnungen oder Symbole. Das erleichtert uns die Verbindung mit der Seele oder mit dem Nichts. Es ermöglicht uns auch die Kommunikation mit anderen Menschen über die gleichen oder über ähnliche Phänomene.
Noch bevor wir dem Etwas Namen gegeben haben oder es in unserem Verstand durchdacht haben, bewegt es unsere Gefühle. Auf dieser fundamentalen Ebene ist die Verbindung zu Menschen, zu anderen Wesen, zu der Erde möglich. Das Leben braucht keinen Verstand.
Das gute Leben braucht eine Wahrnehmung der eigenen Position und ein Gespür für die Möglichkeiten in der Umgebung. Die Liebe hat uns in die Welt gebracht und die Liebe geleitet uns zu den Möglichkeiten für unser gutes Leben.
Schauen wir aus der materiellen Welt auf die unendliche emotionale Landschaft, dann zeigen sich erstaunliche und unerklärliche Phänomene. Es sind die Wirkungen, deren Ursachen wir mit der materialistischen Weltanschauung aus dem Bild der Welt ausgeschlossen haben. Wir betrachten diese Sichtweise und ihre Grenzen in den folgenden Abschnitten.
Auf der Suche nach dem ersten Stein
Auf der Suche nach dem ersten Stein bin ich durch die Ökonomie und Technik gereist, habe aber nicht Halt gemacht, denn dort war er sicher nicht zu finden. Wenn einer der zwei Bereiche die Basis, der erste Stein wäre, dann hätte das katastrophale Folgen für die Welt. Ökonomie und Technik sind sehr weit weg von der wilden Natur, die auf Erden seit Anbeginn vom Leben gestaltet wird. Die Dominanz von Technik und Ökonomie würde wesentliche Teile aus dem Leben schneiden, also alles nicht Quantifizierbare und Funktionslose.
Die Technik ist nicht die Basis der Entwicklung in der menschlichen Welt. Ihre Erfolge ergeben sich aus den Tüfteleien einiger Erfinder die meist keine ökonomische Absicht haben.[8] Den technischen Erfindungen liegen die Wissenschaften der Physik, Chemie, Biologie oder allgemein der Naturwissenschaft zugrunde. Die Naturwissenschaft lernt von der Natur seit Francis Bacon die induktive Methode in die Wissenschaft eingeführt hat. Davor suchte man durch langes Nachdenken nach den Zusammenhängen und den Grundlagen in der Welt. Die Naturwissenschaften können nicht der erste Stein sein, weil sie dem Beobachter eine neutrale Rolle zugewiesen haben. Er ist der Zuschauer in einer Aufführung, die er verstehen und als wirklich akzeptieren soll. Jegliche Synergien mit den Akteuren sind ihm versperrt.
In der westlichen Hemisphäre war Platon der exponierte Denker, der in seinen Analysen die Idee im Urgrund als Basis aller Erscheinungen in der Welt identifiziert hat. Das entsprang aus der wissenschaftlichen Praxis, alle Erkenntnis durch langes und konzentriertes Nachdenken zu gewinnen. Diese Vorgehensweise wird als ‚Deduktion‘ bezeichnet.[9]
Die Idee entspringt demnach unserem Geiste und sie braucht keine Entsprechungen in der Natur, um eine gute Idee zu sein. Die Idee der drei Dimensionen des Raumes entsprang dem Geiste Descartes‘ und sie hat keine Entsprechung in der Natur, sie kann nicht beobachtet werden. Die Idee ist eine unzureichende Ausgangsbasis für den ersten Stein, wie wir am Beispiel der Zeitmessung sehen.
Die quantifizierte Zeit wird nicht in der Natur beobachtet, sie ist eine reine Fiktion, eine Idee. Sie wurde einmal aus der Beobachtung von Regelmäßigkeiten der Mondwanderung und später aus Regelmäßigkeiten der Sonnenwanderung gewonnen. Das waren nur Anhaltspunkte für die Zeitmessungen, die in der heutigen Physik an der Bewegung der Atome festgemacht werden. Tatsächlich braucht kein anderes Wesen eine Zeitmessung und noch nicht einmal alle Menschen brauchen eine Messung von Zeit – wie exakt auch immer. Lediglich die Menschen in der technisch-wissenschaftlichen Kultur basieren ihre Vergleiche von Ereignissen auf der gemessenen Zeit. Das Leben als übergeordnetes System von Qualitäten wird durch die Zeitmessung nicht beeinflusst. Man kann sich sehr wohl ein Leben ohne Zeitmessung vorstellen, aber keine Zeitmessung ohne das menschliche Leben.
Neben der Zeit gibt es in der Welt der Physik eine Vielzahl von abstrakten Begriffen wie Zahlen, Zeiteinheiten, Raumkoordinaten, Energiemaßen, Gewichten, und weiteren quantifizierten, messbaren Werten. Keine dieser Größen lässt sich in der Natur beobachten, keine können wir verwenden, um mit anderen Wesen außerhalb unserer westlichen Kultur zu kommunizieren.
Die Physik ist die Welt der toten Dinge der Menschen.
Bei Kant ist die Metaphysik auf die Findung von Begrifflichkeiten reduziert, genauer auf die Suche nach synthetischen Sätzen a priori. Metaphysik ist also von der Natur (φύσις phýsis) getrennt und hat eine neue Bedeutung erhalten. Kant kann den Begriff nun auf weitere Varianten anwenden, die mit der Natur so gut wie nichts mehr zu tun haben; zum Beispiel die ‚Metaphysik der Sitten‘. Das Leben der ursprünglichen Metaphysik der griechischen Philosophie ist beendet und wurde mit einer neuen Bedeutung geboren.
Für Kant umreißen die Sinne den Untersuchungsgegenstand und damit werden in der Moderne auch alle technischen Hilfsmittel für die Sinne eingeschlossen, vom größten Radioteleskop bis zu den Detektoren der Teilchenbeschleuniger. An beiden Enden bleiben jedoch Fragen nach der dahinterliegenden Wirklichkeit, die den Messinstrumenten verborgen ist. Die Fragen sind zum Beispiel: ‚Was war hinter dem Urknall?‘, oder ‚Warum erscheinen Quanten/Elektronen aus dem Nichts, erst wenn sie beobachtet werden?‘ Die Fragen sind mit der Ausgrenzung des Geistes und dem Verlassen der ganzheitlichen, synergetischen Anschauung des Lebens erst entstanden.
Die Historiker der Wissenschaft haben eine Geschichte geschrieben, nach der die Philosophen die Aufgaben des Untersuchungsgegenstandes ‚Natur‘ zerlegt haben, damit sie bessere Antworten auf Fragen finden. Tatsächlich sind die Fragen erst mit der Zerlegung des Gegenstandes der Untersuchung entstanden – und wurden mit neuen Antworten immer differenzierter. Ein Fragesteller war René Descartes. Seiner existenziellen Frage folgten die heute noch ungelösten Probleme der materialistischen Wissenschaft.
Die Ausgangsfrage Descartes‘ war: ‚Wie kann ich meiner Existenz sicher sein?‘ Das ist zunächst ein sehr persönliches Problem, denn ein mit der Natur innig Verbundener, der in Synergie mit der Natur lebt, stellt sich diese Frage nicht. Und damit läuft der Naturmensch mit schamanischem Lebensgefühl nicht in alle neuen Fragen, die wegen der beschränkten Möglichkeiten des menschlichen Verstandes notwendig folgen. Die Entwicklung der Naturwissenschaft hat fundamentale Fragen in die Welt gesetzt und offengelassen.
Das Universum dehnt sich aus. Wohinein dehnt es sich aus?
Wir messen die Wirkung der Gravitation. Was aber ist ihre Ursache?
Das Leben kommt in den Körper, die Seele in den Leib. Wann geschieht das?
Warum entsteht Etwas aus Nichts?
Die Schamanische Metaphysik setzt bei der Grundlage des Lebens an. Sie stellt keine Fragen, sondern fühlt die Geborgenheit des Lebens, die alles umfasst. Die Liebe holt das Materielle ans Licht. Aus einem unendlichen See der Möglichkeiten wird Etwas. Das Lebensprinzip (zoë) bringt den cosmos im altgriechischen Sinne mit und der begründet die Natur mit den Lebewesen und Menschen. Darunter sind solche Menschen, die eine Naturwissenschaft entwickeln und Fragen stellen - auch unlösbare Fragen.
An den Grenzen des Materialismus
In speziellen Texten habe ich die Rahmenbedingungen erklärt, unter denen die Physik der Neuzeit ihre Erkenntnisse als Theorien oder sogar als Gesetze aufstellt.[10] Der Geist, die Seele, die Gefühle oder ganz allgemein die Universalien haben in dem mechanistischen Weltbild keine Entsprechung.[11] Dabei nehmen die Universalien doch einen breiten Raum in dem Umgang miteinander, in der Kommunikation und der Beschreibung unserer Wirklichkeit ein.
Es bleibt erstaunlich, dass die materialistischen Grenzen und Rahmenbedingungen nicht überschritten werden, obwohl hinter den Grenzen die Antworten auf viele Fragen zu finden sind. Die Grenzziehung war Willkür oder Machtanwendung. Die Verteidigung der Grenzen in der wissenschaftlichen Arbeit und in der abgeleiteten Kultur der Gesellschaft erfordert ebenfalls Macht. Die Einschränkungen der Freiheitsgrade setzen sich im Weltbild der materialistischen Kultur fest, weil sie akzeptiert werden. Nun kommen zum Fenster die Universalien oder die Gefühle und der Geist wieder herein, die man glaubte, zur Tür hinausgeworfen zu haben.
Macht zieht Grenzen.
Die besten Physiker, Chemiker, Naturwissenschaftler mühen sich ab und streiten sich an der Grenze der Rahmenbedingungen. Ein sehr berühmt gewordener Streit ist auf der Solvay Konferenz in Brüssel 1927 ausgetragen worden. Hier ging es im Wesentlichen um die Erklärungen in der Quantenphysik. An der Oberfläche diskutierten die berühmtesten Forscher dieser Epoche, ob die Lichtquanten Wellen oder Teilchen sind. Es gab unterschiedliche Vorschläge, die einerseits von einer Synthese ‚sowohl – als auch‘ beider Varianten ausgingen, anderseits von einem Ausschluss der Möglichkeiten. Heisenberg verneinte die Realität der Elementarteilchen, sie bildeten nur Potentialitäten und Möglichkeiten, statt eine der beiden Varianten.[12]
Die Elementarteilchen materialisieren sich erst, wenn sie beobachtet werden. Damit zog der Beobachter wieder in das Weltbild der Physik ein. Der Mensch war ausgeschlossen im etablierten Weltbild. Das war der bedeutende Schritt, den die Protagonisten der Neuzeit vollzogen haben. Sie definierten den Menschen als Beobachter der Natur, der ihre Geheimnisse zu ergründen versucht. Das charakterisiert seine Wissenschaftsmethode – die Induktion.
Auf der Solvay Konferenz verteidigten die Statthalter des alten Weltbildes (Einstein, Schrödinger, de Broglie) die Subjekt-Objekt Ontologie in ihrem physikalischen Weltbild. Die Gruppe der neuen Interpretatoren der physikalischen Wirklichkeit (Bohr, Heisenberg, Pauli) wischen die vollgeschriebene Tafel der unbeeinflussten Versuchsaufbauten der Forschungsobjekte aus. Sie schreiben an die leere Tafel: Der Mensch ist untrennbar mit der Natur verbunden und beeinflusst die Ergebnisse als Mitwirkender in dem Spiel der Natur.
Vordergründig mag der Disput um die Welle-Teilchen Dualität und die Quantenmechanik gekreist sein. In einem tieferen Sinne sträubten die Materialisten sich dagegen, den Beobachter wieder in die Szenerie zu lassen. Das brachte ihr Weltbild ins Wanken. In der Quantenmechanik sollten die Beobachter die Ergebnisse wissenschaftlicher Versuche beeinflussen. Das ist eine Abkehr von der distanzierten, objektiven Analyse der Wirklichkeit. Diese Subjekt-Objekt Differenzierung hat über Jahrhunderte die Naturwissenschaft getragen. Sie ermöglichte nicht nur den Aufbau von Laborversuchen zur Simulation mechanischer Bewegungen und chemischer Reaktionen. Sie sicherte auch die Fortschritte der Technik, die die Natur ausgebeutet hat, ohne eine Befürchtung von negativen Rückkopplungen auf die menschliche Spezies. Der Mutter Erde wurde nicht mehr gegeben, sondern lediglich genommen.
Nehmen ist das Paradigma der Neuzeit.
Die Wissenschaft versuchte seit Bacon, Descartes, Kant und der anderen Wegbereiter herauszufinden, welche Geheimnisse die Natur verbirgt und was wirklich hinter der nächsten Wegbiegung ist.
Die Rebellen der Quantenmechanik haben den Menschen in das Weltbild zurückgeholt. Sie wollen wissen, was der Mensch als Teil des Systems über die Natur, die sich ihm offenbart, aussagen kann. Das ist eine weitaus bescheidenere Position, als die Herrscherrolle, die der untergebenen Natur die Geheimnisse entreißt.
Ohne den Menschen als zentralen Beobachter in dieser Aufführung des Lebens, sondern als teilnehmenden Akteur, löst sich die Perspektive auf. Die anthropozentrische Fixierung der Wirklichkeit wird sinnlos, denn innerhalb des Lebens kann der Mensch nicht gleichzeitig der teilnahmslose Beobachter seiner selbst sein.
Das materialistische Weltbild ist zu verwerfen. Diese Erklärungsvariante mit dem Menschen als teilnahmslosen Beobachter und der Natur als berechenbarem Objekt ist gescheitert. Diese Erkenntnis ist nicht neu oder aktuell, sie ist hundert Jahre alt. Die Quantenphysik ist gut bestätigt, sie führt aber nicht zum Materialismus. Seitdem fehlt die Basis für die Mechanik der neuzeitlichen, technischen Kultur.[13]
Dem schließt sich unvermeidlich die Frage an, warum die jetzige Technik und Ökonomie nach wie vor darauf basiert. Die Antwort ist kulturell bedingt. Wir leben in einer Machtkultur und die schert sich letztlich nicht um die Fundierung ihres Weltbildes. Sie nimmt, was sie gebrauchen kann und was zum Machterhalt und ökonomischen Gewinn beiträgt. Allein das hat sich seit den Zeiten von Bacon und Newton nicht geändert. Es wird keine Umkehr in der Technik und Ökonomie geben. Und so verbleibt die Ratlosigkeit über die unerklärlichen Entwicklungen in der Natur, obwohl die Mathematik und Physik doch alles so gut berechnen und planen kann.
Macht setzt den Unsinn durch.
Licht als Attraktor des Todes
Die Erscheinungen der materialistischen Welt werden mit den Sinnen wahrgenommen. In den Naturwissenschaften sollen die Erscheinungen messbar und quantifizierbar sein. Mit den Hilfsmitteln der Physik und Chemie müssen sie erkennbar und nachweisbar sein. Die Erkennung an den Messgeräten nennt der Wissenschaftler die ‚Wechselwirkung‘.
Erscheinungen ohne Wechselwirkungen sind dunkel.
Mit der Wechselwirkung entsteht die Welt und sie wird beschreibbar für die Naturwissenschaft. Darauf bauen wir in der Neuzeit unserer materialistischen Weltanschauung alle weiteren Erkenntnisse auf. Die Physik und die Chemie befassen sich nur mit messbarer Materie. Daraus leiten wir in unserer Kultur die Mechanik ab und nachfolgend die Technik. Mit der Technik lassen wir Werkzeuge und Produkte entstehen und handeln damit. Das sind die Gegenstände der Ökonomie. Hier haben wir schon längst die natürlichen Grundlagen verlassen, die für alle Wesen gelten. Ökonomie und Technik sind Randbedingungen für die Welt der Menschen in der Neuzeit. Von dort ist es ein weiter Weg zu den unendlichen Gefühlen, mit denen alle Wesen in das Leben kommen.
Gehen wir noch einmal zurück zu den Randbedingungen der schamanischen Metaphysik, mit denen wir im Soolago begonnen haben. Im Soolago haben wir nicht nur die Welten mit den Wechselwirkungen, sondern auch ist die Möglichkeit von Welten, die wir mit Messinstrumenten und unseren alltäglichen Sinnen nicht erkennen. In der schamanischen Welt erfühle ich die Verbindungen zu den Möglichkeiten aus dem Soolago, die in unbekannter Weise die materielle Welt beeinflussen.
Manche Menschen haben andere Begriffe für die unaussprechliche Ebene der gefühlten Beeinflussung. Sie nennen es das Universum, die Unendlichkeit, das Brahma, Gott, und vieles mehr. Die Bezeichnungen sind kulturell bedingt und gefestigt. In einer schamanischen Betrachtung ist diese gemeinsame Energie mit den Gefühlen erreichbar. Wir halten über die Gefühle die Verbindung mit allem.
Aus einer naturwissenschaftlichen Perspektive nennen wir die Ebene ohne messbare Wechselwirkungen: ‚dunkel‘. Das Universum besteht zu 95% aus dunkler Energie und dunkler Materie. Es gibt keinen Begriff für die 100%, man kann sich auf Energie oder Materie einigen. Da aber Energie gleich Materie ist, kann man sich auf den Begriff der Energie beschränken. In der logischen Folge haben wir als umfassenden Begriff die Energie, die sich als helle und als dunkle Form klassifizieren lässt.
Nun wird man kaum bestreiten, dass es Etwas gibt und dieses Etwas "Materie" genannt wird. Aber ist diese Bezeichnung nicht willkürlich? Welchen Unterschied macht es, von "Fester Energie" zu sprechen und damit der Terminologie eine Wertung zu nehmen? Man kann dann sehr wohl fragen, welche Kräfte die Energie festigen. Sie führen dazu, dass ein Teil der Energie in Wechselwirkung tritt. Man ist damit beim Standardmodell der Physik angelangt, das die Materie und ihre Wechselwirkungen nach Gesetzmäßigkeiten absucht und gruppiert. Das Auffinden von "Naturgesetzen" ist die Grundlage der Wissenschaft und wird an anderer Stelle ausführlicher besprochen.
Nehmen wir die von Einstein gefundene Gleichung als m=E/c2, dann wird bei diesem fundamentalen Naturgesetz schon deutlich, dass Masse nur eine andere Form oder Bezeichnung für Energie ist.
Die Energie ist überall, sei sie hell oder dunkel. Dabei ist die Klassifizierung von "überall" auch bereits wieder eine Wertung und Festlegung der Idee des Raumes. Wie Einstein in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie durch logische Schlussfolgerungen herausgefunden hat, bringt die Masse den Raum erst mit. Demnach gäbe es ohne Masse keinen Raum. Aus der Gleichsetzung von Masse und Energie kann man folgern, dass es ohne die Energie keinen Raum gibt.
Weyl/Mach haben in einer Weiterentwicklung der Einstein'schen Weltsicht gefolgert, dass die Kraftfelder (oder Energiefelder?) den Raum begründen. Das ist eine weite Reise von der Absolutheit des Raumes in der Physik Newtons und der Philosophie Kants bis zu der Abhängigkeit des Raumes von etwas Immateriellen wie Kraftfelder.
Der Raum ist eine e’a aus dem Soolago.
Energie oder Raum?
Die Wissenschaft hat einen großen Bogen geschlagen von der Erfindung des Raumes, der in der Natur nicht gebraucht wird, zu der Erkenntnis, dass der Raum ein Ergebnis der Energie ist, die auch niemand erklären kann. Jedenfalls wechselwirkt nur ein kleiner Teil der Energie mit dem materialistischen Beobachter. Der andere Teil ist die sogenannte ‚Dunkle Energie‘. Bringt dann die nicht wechselwirkende Energie trotzdem den Raum mit? Es scheint, dass die menschlichen Konstrukte abseits der Natur sich wieder auflösen und in Widersprüchen verlieren.
Die Natur bleibt.
Wie immer die Beziehungen definiert werden und wovon letztlich der Raum im physikalischen Sinne abhängt, es bleibt bei der Annahme, dass jede Physik im menschlichen Verständnis eine Arithmetisierung des Raumes braucht. Und diese Arithmetisierung ist willkürlich und durch nichts vorgegeben - sie ist frei erfunden: „Es ist sehr wichtig, sich die völlige Willkür der Arithmetisierung des Raumes mit der gebührenden Deutlichkeit vorzustellen ...“.[14] Friedmann hat unterschiedliche Geometrien beschrieben, aber keine ist in der Lage das Leben zu beschreiben. Der menschliche Verstand gibt das nicht her:
Den tiefen Ozean zu messen,
den Sand zu zählen, der Sterne Strahlen,
wie scharf auch sein mag dein Verstand,
hast du doch weder Maß noch Zahlen.
Ausgehend von einer Festlegung bauen die Menschen durch weitere logische oder rationale Schlüsse in den Wissenschaften ein Bild der Welt auf. Genauer sollte man für die Naturwissenschaften formulieren "ein Bild der Welt, dass sich quantifizieren und mit den menschlichen Sinnen kommunizieren lässt".
Nun mag man fragen, ob andere Wissenschaften ohne die willkürlichen Festlegungen in den Naturwissenschaften kreative Weltbilder außerhalb der quantifizierten Grenzen kreieren. Das ist nicht eindeutig innerhalb der jeweiligen Kultur zu beantworten. In der westlichen Machtkultur werden keine Weltbilder jenseits der künstlichen Unterteilung der Natur und der Segmentierung des ganzen Bildes der Welt zugelassen. Somit resultiert die Festlegung der Grundlagen unseres Weltbildes aus einer anderen Ebene – der Machtebene, was nach den fundamentalen Schussfolgerungen der Logik zu erwarten ist. Die Randbedingungen für verschachtelte Systeme werden von der jeweils höheren, ‚mächtigeren‘ Ebene festgelegt.
Die Naturwissenschaft auf materialistischer Basis ist ein formales System, das vornehmlich mit der Sprache der Mathematik beschrieben wird. Gödel hat nachgewiesen, dass ein formales System entweder unvollständig oder widersprüchlich ist. Kein formales System kann innerhalb seiner Grenzen als widerspruchsfrei bewiesen werden.[15] Lasst uns also die Grenzen überwinden.
Die Öffnung der formalen Systeme der materialistischen Kultur wäre eine Öffnung zum Schamanismus oder zum cosmos (κόσμος) der altgriechischen Philosophie.
Für die schamanische Metazoë (meta ζωή) ist Gödels Beweis in einem weiteren Umfang zu diskutieren. Das formale materialistische System ist innerhalb des Materialismus unvollständig. Außerhalb der materialistischen Anschauung der Welt liegt die unendliche Welt des Geistes (der Seels, der Gefühle, der Galiora). Dort sind die Grundlagen des Lebens zu finden - aber eben nicht zu quantifizieren. Die schamanische Betrachtung des Lebens unterliegt nicht der zweiwertigen Logik und entzieht sich damit der Bewertung, ob sie richtig oder falsch ist. Sie ermöglicht das Leben und das erlaubt keine Fragen.
Leben durchdringt die materialistische Welt.
Bleiben wir aber zunächst bei den Annahmen der traditionellen Naturwissenschaft und machen einen großen Sprung zu den Folgerungen, die zu neuen aktuellen Erkenntnissen über Raum, Zeit, Masse und Energie geführt haben. Demnach besteht die Welt, genauer das bekannte Universum, aus Energie, von der 95% nicht erkennbar mit den vereinbarten Messmethoden nachgewiesen werden können, denn die Energien haben keine Wechselwirkung. Die Welt ist also zu 95% dunkel. Der Begriff scheint auf den ersten Blick nicht klug gewählt zu sein, ist dunkel im allgemeinen Sprachgebrauch doch das Gegenteil von hell.
Die Welt des Menschen wird damit auf den Teil aller Möglichkeiten eingegrenzt, die mit ihm spürbar und beschreibbar wechselwirken. Außerhalb dieser Welt liegen weitere Möglichkeiten, auf die wir keinen bewussten oder steuerbaren Einfluss haben. Ich nenne die Möglichkeiten bevor sie in unsere Welt treten die ‚e’a‘. Unsere Bemühungen, Arbeiten oder Bitten in unserem Leben und in unserer Welt etwas zu verändern, können zu dem Eintritt neuer e‘a in unser Leben führen. Scheinbar aus dem Nichts ändert sich das Leben auf eine für unsere Wissenschaft unerklärliche Art und Weise. Der Mensch neigt dazu, plausible Ursachen zu zitieren, die irgendwie in den naturwissenschaftlichen Kanon passen.
Gelingt das nicht, dann verwendet er gern Begriffe wie Zufälle, Wunder, Erscheinungen oder eben „Übernatürliches“. Diese Begriffe sind Ausdruck einer Erklärungsnot, wenn die Welt, in der die Natur angeblich stattfindet, durch die Wechselwirkung begrenzt und abgeschlossen ist.
Mit einer schamanischen Metaphysik entfaltet sich das Leben schon vor der Wahrnehmung an physikalischen Messinstrumenten und vor der Benennung von Kausalitäten. Jenseits der Welt bereitet sich das Leben auf den Eintritt in die Wechselwirkung vor.
Die bestehende Struktur verschließt sich vor der Erweiterung um die Energie oder Materie ohne Wechselwirkung.[16] Beziehen wir die neuen Erkenntnisse in ein neues Bild der Welt mit ein, so ergibt sich in einer ersten Hypothese ein Weltbild, das aus "heller und dunkler Energie" erklärt wird, die komplementär sein sollen.[17] Das lässt sich hinterfragen.
Aus der Dunkelheit ins Leben
Wären die hellen und dunklen Energien komplementär, haben wir eine einfache Wechselwirkung: Wo keine helle Energie ist, ist die dunkle. Hell ist die Energie mit Wechselwirkung und dunkel bleibt sie ohne Wechselwirkung. Analog zu der Umwandlungsmöglichkeit von Energie in Materie kann man auch die Umwandlungsmöglichkeit von dunkle in helle Energie annehmen.
Umwandlung in die Wechselwirkung
Demselben Fluss folgt das Leben: aus der Dunkelheit – genauer: der nicht nachweisbaren Wechselwirkung – wird das Leben von Licht angezogen und im natürlichen Sinne in diese Welt geboren. Das Leben ist ‚nicht da‘ bevor die Materie des Körpers im Licht wechselwirkt. Aus diesem Gedanken folgt die Erkenntnis, dass der Mensch sowohl Energie (Materie) ist, als auch eine Realisierung aus der nicht materiellen Welt. Diese Polarität zieht sich durch alle Begriffssysteme mit denen der Mensch seine Welt charakterisiert: gut und böse, yin und yang, positiv und negativ, rechts und links, schwarz und weiß, und alles mehr, vor allem aber auch endlich und unendlich. Das letzte Antonym braucht eine separate Besprechung, denn es ist nicht komplementär: endlich ist in unendlich enthalten (aber nicht umgekehrt).
Die Wesen leben über den Antonymen, sie sind sowohl das eine, als auch das Andere, das gilt auch für endlich und unendlich. Endlich sind die Körper und die Ratio und unendlich sind die Seelen und die Gefühle.[18]
Dunkel und hell kann einen ähnlichen Übergang haben, wie das Leben, wenn es in die Wechselwirkung kommt. Wir können dem keine Zeitachse unterlegen, aber eine Wandlungsrichtung. Dunkel und Hell sind nicht komplementär, aber das Licht kann sich aus dem Dunkel entwickeln, wenn es in eine Wechselwirkung tritt. Die andere Richtung ist nicht denkbar. Die dunkle Energie ist nicht eine Realisierung aus dem Licht, denn das Licht ist mit den einfachen Methoden der Naturwissenschaft nachweisbar. Wäre die dunkle Energie ein Teil davon, so ließe sie sich ebenfalls nachweisen.[19] Das Licht geht nicht zurück in die dunkle Energie.
Die Helligkeit soll im übertragenen Sinne das Licht sein als eine Möglichkeit aus dem großen Potenzial (der dunklen Materie und) der dunklen Energie. Das Leben tritt mit dem Licht in die wechselwirkende Welt. Das Leben ist aus den e’a zu einer erkennbaren und wechselwirkenden Entität geworden. Demnach braucht unser Leben die Helligkeit - das Licht als die Basis des Daseins. Aus dem Soolago der Möglichkeiten wird Etwas, indem es mit der Welt wechselwirkt. Das ist nicht das Licht, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, denn körperliches Leben entsteht im Dunkel. Das Licht bereitet aber den ‚Boden’ oder die Struktur, auf der sich das Leben aus seinen Möglichkeiten des Soolago erhebt.
An diesem Beginn des Lebens trifft die Unendlichkeit aus dem Soolago mit der endlichen Struktur der Welt zusammen. Diese Vereinigung macht das Leben aus und begleitet es bis zum Vergehen in der endlichen Struktur. Das Licht hat dann alle Möglichkeiten in Strukturen verwandelt. Diese Strukturen sind die Erde oder die Natur im allerweitesten Sinne, die bereit sind als neue Randbedingungen für die e’a aus dem Soolago.
Die Unendlichkeit ist spürbar, sie ist das Gefühl.
Das Leben geht nicht zurück in das Soolago. Sie verbleibt als Materie und Basis für die Spirale des Lebens, für die fortschreitende Biogenese.
Die Wesen kommen nicht aus der Helligkeit, sie kommen aus der Dunkelheit. Das Leben entsteht im Dunkel und es vergeht im Licht. Die Pflanze treibt immer neue Blüten, wenn man ihr die alten wegnimmt, solange sie Licht erhält. Ihre Bestimmung ist die Vermehrung im Licht. Das Licht wird in vielen Kulturen als lebenswichtig bezeichnet. Tatsächlich ist es aber wie bei den Pflanzen die Attraktion, die Vorgänge des Lebens motiviert. Lebenswichtig ist tatsächlich das Wasser. Leben gibt es ohne Licht, insbesondere entsteht es ohne Licht. Leben ohne Wasser ist unmöglich, insbesondere entsteht es im Wasser.
Zur Fortpflanzung zieht der Samen sich in die Dunkelheit zurück. Zur Geburt und zum ersten Wachstum sucht jedes Wesen, jeder Samen, jeder Embryo das Dunkel auf. Das Licht leuchtet zum Tod. Wenn etwas zum Licht kommt, ist seine Bestimmung schon auf das Vergehen ausgerichtet. Das Licht lässt nur noch diese Möglichkeit ohne Rückkehr offen. Das Licht bescheint die leblose Materie, wenn die Seele gewichen ist.
Die Geburt in das Leben ist der Sprung in den Tod.
Der Tod ist dann das pralle Licht und nicht die pralle Dunkelheit. Alles vergeht im Licht. Wie wir oben schon gezeigt haben, ist das Vergehen der wesentliche Initiator des Lebens und seiner Entwicklung. Mit dem Vergehen, dem Sterben der ersten Bakterien, bekam das Leben eine Basis.
Die 95% aus dunkler Energie und dunkler Materie begleiten die Wesen ein Leben lang. In der Naturwissenschaft fehlt bisher der Erklärungsansatz, der die 95% der Energie mit ihren Wirkungen auf das Licht des Lebens, auf die Gedanken, auf das Dasein und die Bestimmung der Wesen integriert.
Der Begriff der dunklen Energie und der dunklen Materie suggeriert, dass dort Nichts sei. Dabei ist diese Dunkelheit die Möglichkeit von Allem. Soolago ist in der unendlichen Dunkelheit. Es gibt nur die Richtung von dem Soolago zu den Welten, von den Möglichkeiten zu Etwas, es gibt nicht den Weg zurück von Etwas zu den Möglichkeiten. Wesen sind eins mit dem Sein. Eine Trennung davon ist undenkbar, weder für den Menschen, noch für andere Wesen.
Da der Mensch und die Wesen von dem Sein (cosmos) nicht getrennt sind, wirken ihre Gareta[20] auch zurück auf den cosmos, auf das Morphogenetische Feld (Sheldrake), den Quantensee (Dirac) oder die implizite Ordnung (Bohm).
Es ist das Sein in der wissenschaftlichen Betrachtung der Natur, aus dem alle Materie nach dem Lebensende entsteht und das eine neue Entwicklung mit dem Tod am Lebensende ermöglicht. Für die Unendlichkeit hinter dem Sein, für die Quelle aller Möglichkeiten haben Menschen keinen Begriff gebildet. Ich habe das Wort ‚Soolago‘ bekommen.
Bei dem Begriff "Gott" kann man nicht ganz sicher sein, er ist nicht für alle Menschen gleich verfügbar, sondern oftmals von Kirchen, Glaubensrichtungen, und mehr oder weniger exklusiven Religionen besetzt. In der christlichen Religion findet man den Beginn der Welt definiert mit den Worten "Es werde Licht." Das lässt sich als eine Auswahl aus den Möglichkeiten interpretieren. Auf dieser Basis wäre aus Sicht meiner bisherigen Erkenntnisse der nächste Schritt die Festlegung das und wie das Wasser in die Welt kommt. Und schließlich ist der Schritt in das erste Leben im Sinne der menschlichen Biologie zu beschreiben, der die Spirale des Lebens in Gang gesetzt hat.
Eine Welt aus dem Prinzip „Leben aus Leben“ (Biogenese) ist eine Möglichkeit aus dem Soolago. Das Prinzip ist erkennbar als das "Werden und Vergehen". Der wahre Beginn der zoë ist das Vergehen, der Tod. Er hinterlässt die Materie/Energie für die nächsten Entwicklungsstufe des bios.
Das Soolago ist der Begriff nach dem Bohm verlangt.[21] In seiner tiefgründigen Suche nach den Zusammenhängen und Grundlagen in der Naturwissenschaft kommt er an dem Ursprung der jetzigen westlichen Wissenschaft an, die keine Erklärung bereithält für die Synergie aller Materie und aller Energie, für die Aufhebung der Trennung zwischen Beobachter und Beobachtetem und letztlich für die Trennung zwischen Subjekt und Objekt.
Ein Blick auf die Grenzen der quantitativ fixierten wissenschaftlichen Welt bereitet den Boden für die Freiheit einer schamanischen Weltsicht die sich in Jahrtausenden zu der Einsicht kondensiert hat 'Mitaque Oyassin'[22]:
Alles ist mit Allem verbunden.
Die schamanische Arbeit bleibt auf der unendlichen Basis der Gefühle. Manche können mit dem Begriff des Lichts mehr anfangen und gründen darauf ihre Worte und Beschreibungen. Wie immer das im Detail umgesetzt wird, steht die schamanische Kommunikation auf der Basis der Gefühle. Hier ist sie pur und ohne die möglichen Irritationen der endlichen Materie und Energie.
Liebe als sichtbare Wechselwirkung
Das Licht ist ein Repräsentant der Liebe, die alles zusammenhält. Das Licht spendet die Energie für die Ordnung des Lebens und den Aufbau der Formen und Strukturen. Das vergehende Leben kehrt in die natürliche Ordnung zurück und gibt eine Art von Energie (Materie) wieder frei und spendet sie dem neuen Leben. Das ist Synergie.
Die Natur ist synergetisch. In einer komplementären Welt ginge das eine nur zu Lasten des anderen. Die endliche Welt ist komplementär, das ist das Charakteristikum der Endlichkeit. Eine endliche Welt setzt keine Spirale fort. Ein endliches Lebensprinzip ist ein Widerspruch. Es braucht die unendliche Liebe um neue Endlichkeiten entstehen zu lassen.
Immer kommen wir bei der Unendlichkeit an, bei dem Beginn der Spirale oder noch fundamentaler bei dem Prinzip der Spirale, an dessen Beginn der erste Stein liegt. Wir kommen an bei dem Ausbruch aus dem Kreis, der erstmalig nicht an den gleichen Punkt zurückgeführt hat, sondern etwas für die Struktur hinterlassen hat, aus dem die nächste Drehung der Spirale schöpfen konnte.
Die Materie entsteht aus dem Leben.
In der nächsten Umdrehung kann aus der aufgelösten Energie eine Synergie für die folgende Umdrehung verwendet werden. Die Struktur ist die tote Materie ohne die eine weitere Entwicklung nicht genährt werden kann. Die unendliche Liebe löst die Struktur auf und setzt die Energie frei für neues Leben. Das neue Leben hinterlässt Struktur, Materie, festgefügte Steine mit seinem Ende. Struktur, Steine, tote Materie, die es schon im Leben aufgebaut hat. Struktur lässt sich nur aus dem und mit dem Leben aufbauen. Es braucht Leben (bios), das aus der Materie die Nährstoffe entnimmt.
Die Verschiebung von toter Materie trägt nichts zum Leben bei. Die Verbringung von Erde, Gestein oder Wasser an einen anderen Ort verschiebt die Randbedingungen für das Leben (bios). Es ist zumindest unklar, ob das zum Vorteil des Lebens ist. Die Identifizierung, Positionierung in Raum und Zeit, die Umwandlung von einem toten Aggregat der Materie in ein anderes totes Aggregat, die Verbringung von toter Materie an einen anderen Ort, nennt der Mensch "Naturwissenschaft".
Die Bausteine schamanischer Metazoë
Suchen wir bis hierhin die wesentlichen Steine der Schamanischen Metazoë (meta ζωή)[23] zusammen:
Es gibt keinen Anfang in der Unendlichkeit. Die Wesen empfinden den Anschluss an die Unendlichkeit als Gefühle. Gefühle sind weder materiell, noch quantifizierbar. Gefühle sind ohne Raum und Zeit. Die Materie schwimmt in diesen Gefühlen und bietet eine Form an, die dem Fluss der Gefühle die Möglichkeit der Wechselwirkung gibt. In der Wechselwirkung wird alles erkennbar. Mit der Wechselwirkung wird die Energie zu Materie. Der Körper ist ein Repräsentant aus der Unendlichkeit, der sich an dem Ende seines bios (bioV) wieder in den spirituellen Strom ergießt.
Vor dem Leben (zoë, ζωή) gab es nichts als die Planeten und ihre Anziehungskraft. Das Gefühl aus der Anziehungskraft ist die Liebe. Aus der unendlichen Liebe hat sich das endliche Leben entwickelt. Es gibt der Seele einen Körper. Der Körper ist endlich in Raum und Zeit. Er entsteht aus dem Nichts und er vergeht im Licht. Damit gibt er dem neuen Leben (bios) die Möglichkeiten.
Während des Bios wandelt sich die Unendlichkeit der Seele zu der Endlichkeit der Materie. Dazwischen ist es eine Synergie von Beidem.
Auf der Erde gab es vor dem Leben den Wechsel zwischen Hell und Dunkel, wegen der Erdumdrehung. Aus dem Wechselspiel entstanden die Ruhe und die Bewegung, der Schlaf und die Aktion. Das Leben braucht einen Ausgleich. Das Auf und Ab gehört zum Leben. Daraus entsteht das Werden und Vergehen. Das Leben entwickelt sich nicht unaufhörlich in einem konstanten Wachstum der Materie, sondern in einem Wechsel aus Werden und Vergehen. Deshalb ist das Vergehen genauso wichtig und so lebensnotwendig wie das Werden.
Zoë hat sich erst etabliert, als Altern und Tod die Rahmenbedingungen für das Leben in einer Entwicklungsspirale beeinflusst haben. Die verbleibende Struktur aus ehemaligem Leben wurde ein Teil der Basis der Biogenese. Das Vergehen ist somit ein positives Selektionskriterium.
In dem Prozess des Lebens kommuniziert die Seele über den Körper. Sie erkennt die Möglichkeiten und sie gibt sich über den Körper zu erkennen. Die unendliche Seele kann nicht individuell sein, denn Unendliches lässt sich in Endlichem nicht unterbringen. Die gemeinsame Seele erzeugt in den Wesen Gefühle und die Verbindung wird mit den Gefühlen erlebt.
Die Möglichkeiten erscheinen aus dem Nichts in unserer Welt und sind damit für die Sinne erkennbar. Vorher gibt es die Erscheinungen nicht in der endlichen Welt. Die Idee von Erscheinungen liegt in dem Soolago, bis sie mit der von uns abgegrenzten Welt wechselwirken. Den Begriff des ‚Soolago‘ habe ich von den Spirits erhalten, ebenso wie die Bezeichnung ‚e’a‘ für die Idee der Möglichkeiten. Mit den Wechselwirkungen werden die e’a zur Realität.
Realität ist mit den Sinnen erfahrbar.
Die Frage drängt sich auf, in welcher Form die e’a zu Möglichkeiten werden. Wie wird aus dem e’a ein Quantenteilchen, oder wie wird daraus ein Apfelbaum, wie wird eine Fruchtfliege daraus, ein Delfin oder ein Mensch? Wie entsteht aus dem e’a ein Darwin-Finke? Die Art entsteht aus den Randbedingungen und natürlich ist das zoë im logischen Sinne selbstbezüglich, weil die Randbedingungen ebenfalls vom Leben geschaffen werden.
Die Entstehung der Erscheinungen aus den e’a bleibt nicht auf das Quantenteilchen beschränkt. Die Arten entstehen, weil sie die Randbedingungen vorfinden, in denen sie willkommen sind und leben können. Die e’a werden real. Mit Zufall und Auslese hat das nichts zu tun. Charles Darwin hat sein Buch zwar „Die Entstehung der Arten“ genannt, und er hat darin auch viele interessante Details zu der Tierwelt zusammengetragen. Zu der Entstehung der Arten hat er sich allerdings nicht geäußert.
Die endlichen Wesen und Dinge erscheinen in Raum und Zeit, sie materialisieren sich. Materialisieren ist der Begriff für den Eintritt in die Wechselwirkung. Wir erfahren diesen Sprung in einen erkennbaren Zustand im Alltagsleben ständig. In der Dusche ist der Wasserdampf nicht erkennbar, er materialisiert an der kalten Scheibe zu Wassertropfen. Die Physiker kennen das Phänomen aus der Quantenphysik. Das Quantum materialisiert unter den Augen des Beobachters. Das ist der Moment der Wechselwirkung.[24]
Damit wird die Materie sie zu einem Untersuchungsgegenstand der Physik und aller darauf aufbauenden materialistischen Weltbilder. Die Naturwissenschaft setzt an dieser Grenze mit den Erklärungen für die Welt an. Das ist die physikalische Metaphysik.
Die physikalische Metaphysik beginnt bei einer materialistischen Grundlage. In ihren Untersuchungen und Prognosen muss die Struktur erhalten bleiben. In gleichen Randbedingungen sollen gleiche Ergebnisse beobachtet werden. Das ist das Beharren in bestehenden Strukturen und Zuständen, das wir bei der ‚Schamanischen Sicht auf die Menschen‘ als das Konventionelle bezeichnet haben. Andererseits gibt es die kreative Entwicklung von Neuem aus dem Nichts oder aus dem Chaos. Struktur und kreatives Chaos in Synergie wird für die Entwicklung des Lebens auf Erden gebraucht.
In dem spirituellen Strom wird das Fließende ohne Form und das Formhafte ohne Entwicklung zusammengefasst. Wir haben das an der Metapher vom spirituellen Strom verdeutlicht. Der Strom formt sich an dem Stein zum Strudel. Er wird zu etwas Lebendem, das zwar seine Form erhält, aber seine Stofflichkeit wechselt.
Das weitere Prinzip aus der schamanischen Metazoë ist also die Synergie aus Kreativität und Struktur, aus Unendlichkeit und Endlichkeit, das Orano. Alles hat Orano, vor allem auch der Mensch. Und der kann es beobachten und artikulieren.
Aus der Umlaufbahn des Mondes haben wir die Dynamik abgeleitet, die den Mond bewegt und die Wirkung der statischen Masse, deren Fliehkräfte den Mond auf der Umlaufbahn um die Erde halten. Ohne diese Regelmäßigkeiten, die über Jahrmilliarden die Randbedingungen für Nichts vorgegeben haben, ist ein Beginn des Lebens nicht möglich gewesen.[25] Und bei der Suche nach dem Beginn laufen wir unvermeidlich auf die erste Wirkung ohne Ursache. Das ist das erste abgestorbene Leben, das mit seiner Materie die Basis für die nächsten Leben mitgestaltet hat.
Die Idee, dass Lebendes zur Struktur vergeht und die Liebe etwas Neues bringt, ist die Basis der Schamanischen Metazoë.
[1] Kant zieht die Grenzen der Metaphysik als einerseits von den Sinnen erfahrbar und andererseits intelligibel.
[2] Der nebenstehende Text über das Soolago der Synergien ist ein Ausschnitt mit ‚Worten für das Schamanische‘
[3] Im Altgriechischen wird die Unterscheidung zwischen dem Bios und dem Zoe getroffen. Ich bin nicht griechisch gebildet, aber die Tatsache, dass hier Unterscheidungen versucht werden, scheint mir ein gutes Ergebnis der Philosophie zu sein. Wir bezeichnen in unserer Sprache mit dem Leben sowohl das ‚Lebensprinzip‘ im Sinne einer ewigen Grundlage des biologischen Lebens, als auch das biologische Leben der Wesen und Pflanzen selbst. Das ist verwirrend.
[4] Ich kann mir hier die Anspielung auf Schrödinger mit seinem Buch ‚Was ist Leben‘ nicht versagen, der aus Sicht eines Physikers zu keiner Antwort auf diese Frage gekommen ist. Er hat die Negentropie als die Quelle des Lebensprinzips ausgemacht. Aber das erklärt allenfalls den Austausch von materiellen Treibstoffen zur Aufrechterhaltung eines mechanistischen Körpers. Seine Frage kann er damit nicht beantworten und er sucht am Ende tatsächlich nach Hilfe aus der Spirituellen Welt. Das ist für mich die eigentliche Leistung, die Quintessenz des Buches. Der Frage nach dem ‚guten Leben‘ widmet er sich nicht. Sie übersteigt die Potenziale eines ausbildeten Physikers bei weitem.
[5] Das Teilen ist nicht im materiellen Sinne gemeint, sondern eher als eine Einladung, den unendlichen See der Gefühle zu teilen. Uns fehlt ein Wort für das teilende Vermehren.
[6] Descartes hat von dem unteilbaren Geist und dem teilbaren Körper gesprochen. Damit weist er den Weg zu dem Verständnis von Unendlichkeit im schamanischen Sinne. René Descartes, Meditationen über die Grundlagen der Philosophie, Philosophische Bibliothek Band 271, Nachdruck Hamburg 1993, S. 12
[7] Als ein bemerkenswertes Beispiel unter vielen seien die praktisch orientierten Arbeiten von Rolf W. Schirm zum Aufbau eines Structogram genannt, das die individuelle Evolutionen der Persönlichkeit abbildet und mit Farben visualisiert. Rolf W. Schirm; Schlüssel zur Selbsterkenntnis, Die Biostruktur-Analyse 1, 24. Auflage 2002. Die Grundlagen seiner Pschoanalyse beschreibt er gemeinsam mit J. Schoemen in: Evolution der Persönlichkeit, Die Grundlagen der Biostruktur-Analyse, 10. Auflage 2003.
[8] Siehe in ausführlichen Beispielen die Historie des Internet oder die Besprechung der Basisinnovation ‚Dampfmaschine‘ Verweis auf eigene Texte.
[9] A. Einstein: Mein Weltbild; München 2001, S. 41
[10] In der Erklärung des Weltbildes stelle ich dar, wie die Dimensionen, die Zeit und der Raum aus der Geometrie in der Neuzeit abgeleitet wurden.
[11] Bertrand Russel nennt die Qualitäten aus den Sinnesdaten ‚Universalien‘. Ich habe das an anderer Stelle in allgemeinerer Form die ‚Galiora‘ genannt. Auf die feinen Unterschiede kommt es hier nicht an. Bertrand Russel; Probleme der Philosophie, 1. Auflage 1967, S. 81 f
[12] Tobias Hürter; Das Zeitalter der Unschärfe, 2, Auflage, Stuttgart 2021 S. 251, 252
[13] Nagel, Thomas: Geist und Kosmos, 5. Auflage, Berlin 2014 hat sein Buch dem Thema gewidmet: ‚,dWarum eine materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist.‘
[14] Alexander Friedmann, Die Welt als Raum und Zeit, 3. Auflage, Frankfurt 2006. Er zitiert das Poem an Ende seines Buches und stellt sich damit in das Denkgebilde von Arthur Schopenhauer, der dem Menschen nicht genügend Intellekt zubilligt, die Welt zu verstehen. Das kann auch die Verwandtschaft des Titels mit dem Hauptwerk Schopenhauers erklären: ‚Die Welt als Wille und Vorstellung‘.
[15] Kurt Gödel, On formally undecidable propositions of Principia Mathematica and related systems. New York 1962, S. 66
[16] Diese Ausgrenzung ist aus der Trägheit zur Veränderung bestehender Erklärungssysteme ableitbar, mit der man trotz neuerer Erkenntnisse das System geschlossen hält. Wir haben die Trägheit bei der Umlaufbahn des Mondes als die Zentrifugalkraft der Masse kennengelernt. Das Beharren in bekannten Umfeldern und das Handeln aus Erfahrungen der Vergangenheit ist ein typisches Charakterbild bei Lebewesen. Es tut gut, diese Eigenschaften nicht als stur abzutun, sondern sie als ein Korrektiv der zügellosen Kreativität in die Betrachtung und Bewertung aufzunehmen.
[17] Der Begriff des Weltbildes ist für diese Beschreibung zu eng gefasst, sondern sollte ‚Lebensbild‘ heißen. Das wiederum ist ein Oxymoron, da das Leben nicht in ein Bild gefasst werden kann, d.h. nicht begrenzt werden.
[18] Diese Charakterisierung hat schon René Descartes in seiner sechsten Meditation anerkannt: „Nun, erstens bemerke ich hier, daß zwischen Geist und Körper insofern ein großer Unterschied besteht, als der Körper seiner Natur nach stets teilbar, der Geist hingegen durchaus unteilbar ist.“ Ebd. S. 76 f.
[19] Das ist vereinfachte Darstellung für diese Beschreibung, in der wir primär die Übergänge zum Leben besprechen wollen. In der modernen Physik gibt es unterschiedliche Wechselwirkungen. Die Dunkle Materie wechselwirkt sozusagen über die Gravitation.
[20] Die individuelle Konstitution, die Verteilung von Ausprägungen in groben und feinen Abstufungen.
[21] David Bohm, On creativity, p. 104: But, as was pointed out earlier, it has to be kept in mind that any given expression of the universal will fit only within certain limits and that, beyond these limits, a new expression of the universal will be needed.
[22] Eine wesentliche Grundlage der Weltsicht der Lakota.
[23] Wir verabschieden den Begriff ‚Metaphysik‘ für das Schamanische. Wir haben nach der Grundlage des Lebens gesucht, wie wir es wahrnehmen.
[24] Die Mutter aller Wechselwirkungen ist die Liebe. Wir haben sie als die Anziehungskraft identifiziert. Sie ist nicht messbar, sie ist unendlich. Sie steigt mit der Synergie, mit der Wechselwirkung. In den Großen vereinheitlichten Theorien suchen die Wissenschaftler nach einer gemeinsamen Kraft, die gemessen werden kann. In der Weltformel wollen sie die Gravitation mit einbeziehen, um alle gemessenen Wechselwirkungen in einem physikalischen Modell abzubilden. Aus dem schamanischen Blick auf das Leben kann das nicht gelingen, weil Unendlichkeit nicht quantifizierbar ist und Liebe nicht messbar ist.
[25] Die Regelmäßigkeit wird bei den Frauen im Menstruationszyklus wieder vorgefunden.