Leben

 

Das Leben

Das Land der Gesundheit wird von einer emotionalen Landschaft gebildet. Der Baum steht darin als Symbol für die Kreativität und die Struktur des Lebens.

An dem Baum erkennen wir sein ganzes Leben, die Stürme an den Biegungen seiner Äste, die Sonnenzeiten an dem Wachstum seiner Rinde, die Dürre an den rauhen Zweigen, die Überschwemmung, den Nährboden an der Form seiner Wurzeln. Der Baum zeigt uns die Erinnerungen an seine Welt. Der Baum gibt nicht nur Zeugnis seiner selbst ab, sondern der gesamten Landschaft in der er aufgewachsen ist.

Der Baum in der emotionalen Landschaft

In der schamanischen Arbeit erkennen wir am Menschen seine Wunden, seine Narben, seine Erfahrungen, seine glücklichen Erlebnisse, seine Trauer, seine Erziehung, seine Kultur, seinen Nährboden. Der Mensch zeigt uns die Erinnerungen an seine Welt.

Der Baum wie der Mensch teilt und vermehrt die Gefühle mit allen anderen Wesen in seiner Landschaft und macht sie unendlich.

 

Deine Gefühle haben keinen Raum und keine Zeit.

 

Die Struktur

Ereignisse werden in der emotionalen Landschaft erlebt und fügen sich in das Leben als eine Struktur. Gute Gefühle lassen schöne Strukturen entstehen. Die Struktur erinnert an die unendlichen Gefühle, die Liebe, die Hoffnung, die Trauer, den Schmerz, die Freude, die Zärtlichkeit, die Angst und die Lust.

Eine Reise durch diese Landschaft zeigt Dir die Natur in ihrem Zustand der Schönheit. Die Schönheit erschließt sich dem Menschen als die Spirale des Wachstums. Das Leben passt sich kreativ an die Rahmenbedingungen an und bildet Erinnerungen an die emotionale Landschaft aus, die als Struktur erkennbar bleiben.

Leben wird aus Chaos oder aus Möglichkeiten. Leben hält die Form, aber verändert die Struktur, Nicht-Leben hält die Struktur, aber gibt die Form auf.[1] Das Leben wandelt Möglichkeiten in Struktur. Das vergangene Leben ist nach dem Ende nur die Struktur, die ihre Form verliert. So ist sie der Nährboden für das neue Leben. In diesem Zustand ist sie die reine Endlichkeit. Und als Endlichkeit dient sie dem nachfolgenden Leben. Die Endlichkeit ist die Nahrung der Unendlichkeit.

 

Unendlich sind die Gefühle, sie begleiten das endliche Leben.

Die Struktur passt sich nicht an, sie ist Vergangenheit. Die Erinnerungen sind Gegenwart und sie sind mit den unendlichen Gefühlen veränderbar. Deine Aktionen bereiten die Zukunft vor. Es gibt keine Zukunft, es sei denn Du tust etwas. Die Zukunft, die uns gegeben wird, müssen wir selbst schaffen.

Ein lebendes Wesen hat also einen kreativen, veränderlichen Teil und einen starren, strukturierten Teil. Die Veränderung der Zusammensetzung macht das Leben aus.

Jedes Ereignis prägt das Lebewesen und seine Struktur. In seiner Gesamtheit erhält das Lebewesen die Form und bleibt trotz der Veränderungen seiner Struktur als das nämliche Wesen erkennbar. Die Verschiebung zwischen den kreativen Teilbereichen und der manifestierten Struktur ist der Lauf des Lebens.

Sein Wachstum und seine Form sind einerseits von der "alten" Struktur geprägt, als auch von der Anpassung an die vorgefundenen Rahmenbedingungen. Diese können für sein Wachstum förderlich sein oder auch nicht. Das ist für das "Baumsein" unerheblich. Er hat nicht das Ziel möglichst schnell oder hoch zu wachsen. Er passt sich an die Rahmenbedingungen an.

Der Baum hat keine Funktion.

Nur Maschinen haben eine Funktion. Ein lebendes Wesen hat keine Funktion. Bei einer Maschine wird zunächst die Struktur (= der Zweck) festgelegt bevor sie existiert, dann wird sie gebaut und funktioniert (= erfüllt diesen Zweck). Sie ist die Umwandlung von Struktur in andere Struktur. Bei dieser Umwandlung entsteht nichts, sondern Kreativität, Möglichkeiten, Wärme oder Energie gehen verloren. Wir verwenden unterschiedliche Worte für den gleichen Vorgang, bei dem alles in die natürliche Ordnung, das Chaos, zurückfällt.[2] Ein lebendes Wesen kreiert mit der Anpassung an die Rahmenbedingungen beständig neue Strukturen.

Alles beginnt im Soolago, hier sind alle Möglichkeiten, es ist die reine Kreativität. Die Umwandlung der Möglichkeiten in die Endlichkeit der Struktur schreitet voran. Dein Leben hat die Struktur der Vergangenheit, die Grenzen setzt und Erklärungen liefert, es hat die Erinnerungen an prägende Ereignisse für die Struktur, an Freude und Traumata, an Barrieren, Durchgänge, Chancen, Zwänge und Notwendigkeit, an Mauern für die unendliche Seele.

Dein Leben hat freie Entwicklungsmöglichkeiten ohne Grenzen.

Die Welt ist eine Welt, sie wird erst über die Gefühle zu Deiner Welt. Ereignisse werden gefühlt und sind für jeden ein anderes Erlebnis. Rot ist nicht rot für jeden, ein Mensch sieht anders als ein Falke oder ein Delphin. Mit einem Gefühl sind wir auf die Welt gekommen und das teilt die Welt mit uns: Liebe.

Die Liebe

Die Liebe verbindet den Baum und den Menschen mit seiner Welt und hält alles zusammen. Sie fügt die neue Lebensschicht der Struktur hinzu. Alles liebevoll Erlebte wandelt sich in Schönheit.[3]

Der Baum hat keine Garantie, dass er hoch hinauswächst, lange dort steht, viele Zweige hat oder immer grün ist. Der Körper des Menschen hat keine Garantie, dass er lange lebt, irgendeinem Ideal entspricht oder einen Zweck hat. Die Natur gibt dem Baum kein Ziel.

Der Baum ist Baum in sich selbst.

Die Seele ist nicht daran interessiert, dass der Mensch funktioniert. Sie ist nur daran interessiert, dass der Mensch er selbst ist. Jeder Mensch und jedes Wesen, das sich selbst liebt, ist schön. In der Mitte Deiner Welt wächst Du mit der Liebe in Deiner Gesundheit.

Die Liebe zieht den unendlichen Strom der Möglichkeiten aus dem Soolago an. Sie verbindet die Möglichkeiten zu einer neuen gesunden Schicht und passt sie den individuellen Bedürfnissen an. Sie öffnet das Gefängnis der Erinnerungen.

In der emotionalen Landschaft lässt sich die Vergangenheit verändern. Die Vergangenheit besteht aus Erinnerungen, so ist sie definiert. Die Seele verändert Erinnerungen in dem Selbst. Sie nimmt Erlebnisse aus den Erinnerungen und sie besetzt unschöne Erlebnisse mit positiven Erinnerungen. Wir können die Spirits bitten, diese Arbeit für uns zu tun. Mit den Möglichkeiten aus dem Soolago lassen sich aktiv schöne Erlebnisse aufnehmen und gestalten. Dann erhält die Vergangenheit ein positives Gewand, denn nur mit den bisherigen Erlebnissen ist die schöne Gegenwart möglich. Der Baum bekommt einen neuen Ring auf der alten Struktur.

Die schamanische Arbeit gibt der Seele was sie braucht. Sie hilft das Selbst zu erkennen und ihm die Möglichkeiten zu öffnen, die zu dem Selbst passen. Das erdordert nicht das aktive Gestalten der Randbedingungen, sondern aktiv aus dem Weg zu gehen. Die Natur versorgt uns mit dem Schönen, dem Wilden und dem Guten. Das Vertrauen in die Liebe der Natur hält Dich in dem Land der Gesundheit oder führt Dich dahin zurück.

Eine mit Liebe erlebte Welt ist schön.

Der Baum vertraut darauf, dass die Natur ihn versorgt. Das Blatt weiß nicht, wie die Nährstoffe zu ihm kommen. Der Zweig weiß nicht, wie die Kraft zu den Blättern transportiert wird. Der Stamm weiß nicht, wohin er seinen Saft schickt. Es gibt keinen Plan zu verstehen, es gibt keine Logik in der Abfolge, es gibt keine Angst. Es gibt nur Synergie und Vertrauen. Das Blatt braucht den Stamm wie der lebende Stamm die Blätter braucht.

Die Nahrung wird kommen, die Möglichkeiten sind da – nutze sie.

Mit der Liebe wächst das Vertrauen und mit dem Vertrauen fließt das Leben frei. Das Land der Gesundheit ist das Land der Liebe und der Möglichkeiten. Die Natur hat das Alles, die Natur gibt das Alles und die Natur hält alle Möglichkeiten. Der Weg in das Land der Gesundheit ist von der Liebe bereitet. Sei wahrhaftig und sei Du, lass die Liebe und die Spirits arbeiten, lass sie aus allen Möglichkeiten die verwirklichen, die Du brauchst.

In der emotionalen Landschaft steht ein Baum. In Deiner emotionalen Landschaft stehst Du. Es ist die gleiche emotionale Landschaft.

When Faith is Growing – Life is Flowing.

[1] In ähnlicher Weise hat Schrödinger formuliert, der das Leben aus der Sicht eines Physikers beschreiben wollte. Erwin Schrödinger, Was ist Leben.
[2] Die Physiker haben daraus die einzige Gesetzmäßigkeit abgeleitet, die von der Zeit abhängig ist. Es ist der 2. Hauptsatz der Thermodynamik und er besagt, dass die Entropie zunimmt. Entropie ist in der physikalischen Welt ein Maß für die Unordnung.
[3] Es gibt die Erlebnisse, die sich in Traumata und unschöne Erinnerungen wandeln. Sie werden an anderer Stelle angesprochen. Ich beschreibe sie auch als eine mögliche Aufgabe der schamanischen Arbeit (siehe dazu den Beitrag im Abschnitt ‚Schamanismus‘).