Auf der Suche nach dem ersten Stein

Leben, Metaphysik und die Welt.

 

Grenzen der Atomistik

Das Teile-Weltbild ist eine untaugliche Abstraktion zur Erklärung des Lebens inder Innen- und Außenwelt. Atomistik verleitet dazu, die Wirkungsmechanismen ebenso vertikal in eine Richtung zu betrachten. Das Atom wirkt auf die Zelle, die Zelle auf das Organ; dieses auf den Körper, der auf die Gesellschaft, usw. Tatsächlich wirken aber ebenso viele Impulse zurück; von der Erde auf den Staat, von diesem auf den Menschen und weiter auf die Organe und damit auf die Zellen und die Atome. Und jedes Element ist wiederum horizontal eingebettet und beeinflusst - die Zelle von anderen Zellen, der Mensch von anderen Menschen, die Gesellschaft von anderen Gesellschaften. Und außerdem beeinflusst der Körper den Geist und umgekehrt. Alle Wirkungszusammenhänge wird der Mensch niemals erfassen und verstehen.

Die Unmöglichkeit des Verständnisses zieht die Unmöglichkeit der Zusammensetzung von kleinsten Teilen zu irgendeiner größeren Einheit nach sich. Diese Logik wird von Schrödinger inspiriert, der die Frage nach den Naturgesetzen auch für die zu seiner Zeit kleinsten 'Bausteine' gestellt hat.[1] Schrödinger hat einige unvorstellbare Phänomene der Quantenphysik aufgezeigt, die sich aus den mathematisch gefundenen Modellen ergeben, die in enger Verbindung zur Physik vor- oder nachgewiesen wurden. Beispielsweise wurde die Welle-Teilchen-Dualität zunächst am Experiment beobachtet und anschließend mit einer mathematisch formulierten Theorie abgebildet.

Nach dieser Theorie ist das kleinste Element Masse sowohl ein Korpuskel als auch eine Welle. Fliegt das Korpuskel durch zwei oder mehr Spalten, so erkennt der Physiker an, dass es immer dasselbe Teilchen ist, das mehrere Wege geht. Dasselbe Korpuskel ist aber auch die Welle, die durch die Spalten hindurchtritt. Das könnte man sich aus der Erfahrung besser vorstellen, da die Welle leichter als eine Front gesehen wird, die tatsächlich mehrere Spalten als ein Gebilde durchfliegen kann.

Die Wechselwirkungen der Menschen zueinander und zu ihrer Mitwelt begründen und festigen das Weltbild, die Kultur und die Gesellschaft. Wechselwirkung ist auch nach allem naturwissenschaftlichen Forschen und Suchen das letztendlich bestimmende Element der Welt. Auf der Suche nach den subatomaren Teilchen, aus denen nach unserem Weltbild alle Materie zusammengesetzt sein soll, ist die Wissenschaft auf diesem Erkenntnisstand angelangt. Unterhalb der Atome, der Atomkerne und Elektrons, unterhalb der Quarks ist nur noch Wechselwirkung nachweisbar. In diesem subatomaren Bereich verhalten sich die sogenannten Elementarteilchen mal wie ein festes Teilchen, mal wie eine Welle. Sie sind lediglich Wechselwirkungen. Da sich dieses Prinzip in den Teilen und im Ganzen holistisch wiederholt, ist auch beim Menschen die Wechselwirkung lebensbestimmend. Ohne Wechselwirkungen gibt es keine Wahrnehmungen und keine Wirklichkeit, die sich beschreiben und verabreden ließe.

Die Vorstellungskraft in der Quantenphysik wird aber auf eine neuerliche Probe gestellt, da die 'Selbigkeit' des Teilchens nicht nachgewiesen werden kann. Das heißt ein ankommendes Teilchen ist nicht identisch mit dem abfliegenden Teilchen, es hat noch nicht einmal einen Weg.

Das Leben ist Wechselwirkung

Am Ziel seines Schaffens ist auch Heisenberg an die Pforten zum Leben, an die Wechselwirkung vorgedrungen. Werner Heisenberg, von dem man sagte: ‚Es gibt nur einen, der die Quantenphysik tatsächlich versteht, das ist Heisenberg – aber den versteht keiner.‘ In seinen Erinnerungen schreibt er über einen Durchbruch der Erkenntnis zur Atomtheorie, die ihn unter die Oberfläche der Erscheinungen in die Tiefen der Kreativität schauen ließ. Die Natur breitete vor ihm die Schönheit als Fülle mathematischer Strukturen aus.[1] In dieser Synergie von Struktur und Kreativität liegt die Synchronizität, die aus einer anderen Richtung der Kreative als das Entstehen von Strukturen empfindet.[2]