Welt
Weltbild
„Lebe Dein Leben heute. Gestern ist vorbei. Und morgen noch nicht da.“ Der Dalai Lama bringt die Kunst des zufriedenen Lebens auf einen Punkt. Seine Weisheit ist aber nicht das Diktum der westlichen Wissenschaften der Neuzeit. Die halten nämlich die Fiktion aufrecht, dass die Zukunft planbar ist oder zumindest vorhersehbar. So hat die Wissenschaft der Neuzeit aus den ‚Erkenntnissen über die wesentlichen Eigenschaften, kausalen Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der Natur, Technik, Gesellschaft und des Denkens‘[1] auch den Anspruch abgeleitet, Vorhersagen zu machen.
Vorhersagen richten sich auf Ereignisse in der Zukunft, die unter bestimmten Randbedingungen eintreten. Im Idealfall, wie zum Beispiel in Laborversuchen, sind diese Randbedingungen konstant oder lassen sich immer wieder eindeutig festlegen.[2] Das ist eine extrem einschränkende Annahme, denn wenn wir etwas im wirklichen Leben beobachten und mit dem Status der Vergangenheit vergleichen, dann stellen wir fest, dass sich immer etwas verändert hat. Und meistens erkennen wir die Zusammenhänge nicht, die hinter unserer Welt im echten Leben wirken.
Wir sind wie ein Fisch im Gartenteich, der sich wundert, dass das Wasser wärmer wird, obwohl er doch gar nichts veranlasst hat. Selbst mit den besten Methoden erkennen wir nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben. Von den Ursachen und Wirkungen hinter dem Leben haben wir nicht die blasseste Ahnung. Das sind Ereignisse, die nicht einmal mit unserem Leben wechselwirken, sie sind außerhalb unserer Wirklichkeit.
Ich hole so weit aus, weil ich es kann. Mein Weg hat mich durch die Wissenschaft geführt. Ich war Wissenschaftler an der Kernforschungsanlage in Jülich, bevor ich einen neuen Weg einschlug. Der neue Weg hat sich geöffnet, als ich ihn brauchte. Ich brauchte ihn für mich und ich habe in meiner spirituellen Arbeit gelernt, die Erkenntnisse auf diesem Weg zu teilen. Für mich hat sich mit der schamanischen Arbeit ein Zugang zum Leben geöffnet, der die mechanistische Kultur hinter sich lässt. Das teile ich mit Euch.
Ich teile mit Euch ehrlich meine Zweifel an den Möglichkeiten unserer technisch materialistischen Welt. Wir haben uns von der Natur abgekoppelt und in eine Allmachtsphantasie verrannt. Wir hängen der Vision nach, dass wir Menschen eine Wissenschaft haben, die Fortschritte bringt und ein zufriedenes Leben für alle Menschen auf Dauer ermöglicht. Obwohl wir erkennen müssen, dass die mechanistische Kultur ihrem Ende zusteuert, halten wir noch immer an den Strukturen fest oder versuchen sie wiederherzustellen. Die Erwartung, wir kämen mit den gleichen Aktionen aus der Sackgasse, die uns hineingeführt haben, ist durch nichts zu belegen. Diese Erwartung gehört zu den Randbedingungen, die sich nicht ändern, sie ist sozusagen der mechanistischen Welt immanent.
Das weist selbst mit der Logik unserer Wissenschaft auf eine ausweglose Situation: Wenn die Erwartung konstant ist, dass wir an Strukturen festhalten müssen, dann ist es egal, ob die Wissenschaft auf Sackgassen hinweist.
So haben wir das tatsächlich auch erlebt. Der ‚Club of Rome‘ hat 1972 auf die ‚Grenzen des Wachstums‘ hingewiesen. In der Kernforschung wussten wir schon immer, dass die Lagerkosten der Brennelemente die Vorteile der Erzeugung aufwiegen. Charles Keeling wies 1958 zum ersten Mal auf die steigenden CO2 Konzentrationen in der Atmosphäre hin.[3] Von missachteten wissenschaftlichen Erkenntnissen soll hier aber nicht die Rede sein, es lassen sich viele weitere finden.
Können wir unseren Kindern die Frage beantworten, was wir wirklich getan haben, um die Welt zu einem lebenswerten Platz für sie und ihre Kinder zu machen?
Wollen wir für eine Antwort die Wissenschaft auf die Bühne holen, damit sie erklären kann, was ihr Beitrag für eine friedvolle, gesunde und glücklich machende Welt ist?
Wir werden von ihr keine Lösungen verlangen können, denn die Mächtigen (ob Herrscher, politische Führer oder Wirtschaftsmächte) haben sich jeweils an der Wissenschaft bedient. Aus den Ergebnissen haben sie diejenigen herausgepickt, die ihren materiellen Zielen zuträglich waren. Das hat sich bis in die Gegenwart nicht geändert. Für die Zukunft sollten wir fragen, ob eine andere Basis bessere Ergebnisse für das Leben liefert. Die alte Basis der Reduktion auf messbare Beobachtungen hat sich nicht bewährt.
Mit weiteren Arbeiten auf der gleichen Basis des technisch-wissenschaftlichen Weltbildes finden wir keine neuen Möglichkeiten für ein gutes Leben in der Zukunft. Um das zu verstehen, schauen wir uns die Basis der Naturwissenschaften in der Neuzeit an. Wir konzentrieren uns auf die wesentlichen Prinzipien und Einflüsse. Am Ende werden wir erkennen, dass die Basis sich von der Natur und dem Leben gelöst hat. Damit sind die wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse und Prognosen für das Leben untauglich.
Die Basis ist leblos.
Entstehung des Weltbildes
Im ersten Teil werden wir herausarbeiten, wie das Weltbild formuliert und erklärt wurde. Wir knüpfen an das ‚Bild der Welt‘ (aus ‚Leben durchdringt die Welt‘) an. Es wird deutlich, dass das technisch materialistische Bild nur eine Variante von mehreren ist. Wir gründen es auf die Arbeiten von Wissenschaftlern und Philosophen, von denen einige herausragende Ideengeber in weiteren Kapiteln ausführlicher besprochen werden.
Intelligible Ordnung
Die Weltbilder der Neuzeit wurden unter der Prämisse aufgestellt, dass die Natur intelligibel ist. Die philosophische Grundannahme ist der Reduktionismus. Er wird auf seine Tauglichkeit für die Abbildung des Lebens in der Wissenschaft und ihrem Bild der Welt besprochen. Dabei kommen wir nicht umhin, die Idee der Kausalität zu hinterfragen.
Protagonisten des Weltbildes
Die Wissenschaften der abendländischen Kulturen haben die intelligible Ordnung als Grundlage ihrer Philosophie festgelegt. Wir schauen uns einige Protagonisten genauer an. Dabei stellen wir fest, dass die fundamentalen Ideen ohne den Geist, die Seele und das Leben formuliert werden. Darauf aufbauend werden alle nicht quantifizierbaren Phänomene von den Protagonisten (Ideengeber) der mechanistischen, materialistischen Kultur aus den Naturwissenschaften verbannt.
Distanz zur Natur
Francis Bacon wird als der Stifter der wissenschaftlichen Methode der Neuzeit bezeichnet. Ihm gebührt die Ehre, die Induktion definiert zu haben. Das ist die Beobachtung der Natur in ihren materiellen, vom Menschen wahrnehmbaren Ereignissen. Das ist der Beginn der Distanzierung von der Natur. Dieser Frevel am Leben ist aus der Persönlichkeit und den Absichten des Günstlings ‚Bacon‘ abzuleiten. Bedauerlicherweise basiert die westliche Kultur, die Physik, die Mechanik, die Technik und die Ökonomie auf den wirren Vorstellungen eines Höflings.
Die Physik im Weltbild
Die Physik ist die Umsetzung des Weltbildes in konkrete, berechenbare Gedankenmodelle. Ihre Erkenntnisse haben ohne den Einbezug des Geistes keine Relevanz für das Leben. Die Physik und in vielen Bereichen die Chemie liefern den Grundstock der technischen Errungenschaften in unserer westlichen Kultur. Die daraus abgeleitete Lebensweise prägt und festigt das Weltbild der in dieser Kultur aufwachsenden Menschen. Die Struktur verhärtet sich. Der Geist bleibt ausgeschlossen.
[1] Artikel „Wissenschaft“. In: Georg Klaus, Manfred Buhr (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch. 11. Aufl., Leipzig 1975.
[2] In dem Teil ‚Die Welt‘ sind diese konstanten Randbedingungen angesprochen als ‚ceteris paribus Klausel‘.
[3] Seitdem gibt es die Keeling Kurve, die den CO2 Ausstoß grafisch darstellt.