Menschen
Schamanische Sicht auf Menschen
> Lebendiger Text
> Aufbau mit Worten
> Strukturen
> Gedanken
> Grenzen
> Entwicklungen
> Zeit
> Rueckkopplungen
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> ideen
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> Das Leben
> Das Ende
Lebendiger Text
Diese Erklärung ist zuletzt entstanden, obwohl sie den folgenden Abschnitten vorangestellt wurde. Im Laufe meiner weiteren Entwicklung der Sicht auf die Welt sind neue Möglichkeiten aus einem anderen kreativen Ursprung zu Struktur geworden. Sie haben den ursprünglich festgefügten Text wieder teilweise aufgelöst, neu interpretiert, erweitert und den flachen Bauten ein tiefer gegründetes Fundament untergeschoben. Wir werden gemeinsam durch die Gebäude aus Gedanken und Gefühlen gehen und alte Steine finden, die mit neuen Verbindungen und Ergänzungen eine Synergie eingehen. Wie im Leben entsteht das Neue aus dem Vergangenen und entwickelt das Vergangene weiter.
Die Sicht auf die Welt sieht neue, kreative Möglichkeiten und alte, konventionelle Strukturen. Der Text ist ein kreatives Spiel in dem ein konventioneller Teil in alten Bausteinen mit alten Begriffen und Bedeutungen weiterlebt. Der konventionelle Teil hatte eine konventionelle, eine zweiwertige Logik. In ihm waren die Welt und ihre Menschen entweder kreativ oder konventionell, ihre Spiele waren entweder unendlich oder endlich. Die zweiwertige Logik ist endlich und damit blieb dieser Text konventionell. Das Gefühl unter dem Text ist aber unendlich und kreativ und die Regeln sind veränderlich und es kommen neue Regeln hinzu.
Wenn wir den Text mit dem Herzen lesen, dann löst sich die zweiwertige Logik auf. Kreative und Konventionelle sind in Synergie und nicht komplementär. Jeder Mensch, jedes Wesen, jedes System ist sowohl konventionell, als auch kreativ in unterschiedlichen und wechselnden Anteilen. Auf dem Spielfeld gibt es Spieler mit weißen Hemden und Spieler mit schwarzen Hemden. Sie sind nicht in Synergie, sondern im Wettbewerb und sie sehen sich selbst im Wettbewerb in einem endlichen Spiel mit einem endlichen Ergebnis. Der Kreative, der die Regeln des Spiels aufgestellt hat und das Spielfeld bestimmt hat, sieht ein schönes Spiel. Das Ergebnis dieses Spiels ist für ihn ohne Bedeutung. Die Schönheit des Spiels generiert ein Gefühl der Freude. Die Schönheit, die Freude und das Gefühl sind unendlich.
Und doch ist es dasselbe Spiel.
Ich werde mit diesem Text zu jedem Bild der Welt etwas zufügen.[1] Ich werde neue Sichtweisen auf dasselbe Spiel mit Euch teilen. Ihr werdet Möglichkeiten finden die Euer Bild ergänzen, wenn Ihr Euer Herz dafür öffnet. Das Herz öffnet den Tunnel in die Unendlichkeit, der Verstand schließt den Text in der endlichen Logik ein.
Und doch ist es derselbe Text.
Juli 2014
Bevor der Text auf der Website veröffentlicht wird, trage ich die schamanische Sichtweise nach. Die Einsichten stellen sich mir heute als das Prinzip des Lebens dar. Aus kreativen Möglichkeiten wird Struktur. Die Struktur ist wiederum die Basis neuen Lebens. Früher habe ich das als eine Synthese der griechischen Philosophie des Parmenides (Das unveränderliche Sein) und des Heraklit (Das Werden und Vergehen) gesehen. Parmenides hat die Position des Konventionellen inne, der Strukturen in der Welt erkennt. Die Strukturen bestehen aus Teilen und der Aufbau folgt festen Regeln. Das Spiel ist endlich und zählbar. Heraklit hat den beständigen Wandel vor Augen, der sich den Berechnungen entzieht und damit auch den Planungen: „Du kannst nicht zweimal in denselben Fluss steigen.“ Sein Spiel ist dynamisch und offen oder infinit.
Eine schamanische Sicht bezieht keine der beiden Positionen, sondern beobachtet beide Spiele als Ausprägung des Lebens. Die Betrachtung ist der Natur nachempfunden, die keine zweiwertige Logik hat und keine Alternativen aufbaut. In dem ganzheitlichen, schamanischen Bewusstsein ist die Welt sowohl, als auch. Die Perspektive ist die eines Metaspielers. Das Leben bringt Neues aus dem Nichts und ist damit pure Kreativität. Der Mensch in der strukturierten, wissenschaftlichen Welt wird den Ursprung ‚Chaos‘ nennen. Er versteht die Ordnung nicht. In der endlichen Welt festigen sich Strukturen aus der Kreativität. Die Welt des Menschen bekommt Formen und Regeln und wird so zu dem ‚unveränderlichen Sein‘ des Parmenides.
Diese Synergie macht das Dasein aus und bildet die Natur, die sowohl vergangenes Leben mit festen Strukturen, als auch Neues integriert. Aus dem Nichts entstand das Universum und ist in weiten Bereichen Struktur geworden. Alle Gefühle und allen voran die Liebe haben ihren Ursprung im Nichts und doch verbinden sie Alles. Der Fluss des Lebens ist vergänglich wie im Bilde des Heraklit und doch bildet er Strudel mit einer erkennbaren Form wie in den konventionellen Ausprägungen eines finiten Spiels. Beides gehört zusammen in Synergie. Der Zauber liegt in den Verbindungen.
Juni 2021
Aufbau mit Worten
Der Text wird erkundet, nicht nur gelesen. Dieser Beitrag hat einen Aufbau und einen Ablauf, das ist unvermeidlich, weil er eine endliche Repräsentanz aus unendlichen Gefühlen ist. Er kann sequenziell gelesen werden und wir werden auf Worte stoßen, die im weiteren Verlauf erst erklärt werden und einen Sinn bekommen. Ich habe im Text Abschnitte gebildet die jeder in seiner Reihenfolge lesen kann und ihren Sinn in seiner eigenen Sicht der Welt wiederfinden kann.[2]
Zum Ende hin konvergiert der Text in ein ganzheitliches Bild. Dieses Bild habe ich mit dem Etikett „schamanische Sicht“ versehen, um auszudrücken, dass es eine Variante ist die sich aus der langen Praxis der schamanischen Reisen entwickelt hat. Die schamanische Sicht kommt zum Teil auf den Reisen zu mir, zum Teil entsteht sie aus bohrenden Fragen zu den ungeklärten Phänomenen der Naturwissenschaften, zum Teil finde ich Antworten in philosophischen Betrachtungen über die Welt, zum Teil inspirieren mich die Erfahrungen weiser Lehrer aus den alten Kulturen der Völker, zum Teil fühle ich die Zusammenhänge und die Basis des Weltbildes in meiner Seele.
Einige grundlegenden Bestandteile der schamanischen Sicht ziehen sich als Basis durch den Text und kommen am Ende zusammen. Dieser Text wird durch ein Bild ergänzt, das einen Versuch darstellt, das Unaussprechliche auf andere Weise zu vermitteln. Warum gibt es das Unaussprechliche, obwohl es doch so viele Sprachen und so viele Worte gibt?
Wir gebrauchen Worte. Es gibt für die Kommunikation eine Fülle von Möglichkeiten und eine davon ist der Gebrauch von Worten. Worte beschreiben Bilder und werden zwischen den Menschen übertragen mit dem Ziel, beim Empfänger ein gewünschtes Bild zu erzeugen. Worte entreißen dem Gefühl die Bedeutungsfragmente. In diesem Text verwende ich lebende und tote Worte. Das ist das Leben im Text, die Kommunikation bleibt sonst stecken, weil es andernfalls keine strukturierten, toten Markierungen gibt, die mit lebenden Worten verbunden werden können. In verschiedenen Zusammenhängen verwende ich andere Worte, obwohl sie ähnliche Zustände oder Abläufe illustrieren.
Die Grenzen der Sprache werden im geschriebenen Wort dokumentiert. Dieser Diskurs soll Bilder beim Leser malen die seine Vorstellungskraft anregen und den ihm verständlichen Sinn aus dem Inhalt entstehen lassen.
Worte sind schon Struktur, denn sie sind die Wiederholung einer vereinbarten Regel. Wie jede Struktur haben auch Worte ein Ende und wandeln im Laufe ihres Lebens ihre Bedeutungen – sie entstehen und vergehen. In meinen Texten werden neue Worte geboren, die eine frische Bedeutung haben und von alten Mustern und Geschichten unbelastet sind. Sie geben dem Bild neue Farben und Gefühle.
Worte mit ähnlichen Bedeutungen sind in diesem Text:
Natur – Kreativität – Gefühl – Möglichkeiten – Qualität - Spiritualität – Unendlichkeit
Regeln – Struktur – Verstand – Begrenzung – Quantität - Endlichkeit - Materie
Ebene – Gemeinschaft – Kultur – Spielfeld – Randbedingungen
Entwicklung – Prozess – Spiel – Aktionen
Strukturen[3]
Aus den Möglichkeiten werden Strukturen, indem sie eingegrenzt werden. Möglichkeiten werden Strukturen, indem sie benannt werden. Möglichkeiten sind abstrakt und ohne Festlegung, sie sind unwiederholbar. Strukturen können wiederholt werden. Manche Strukturen lassen sich quantifizieren und sind dann teilbar. In der Naturwissenschaft und der Mathematik sind die quantifizierten Strukturen Materie, Raum, Zeit, Energie oder Mengen.
In anderen Lebensbereichen sind Strukturen Bindungen. Bindungen in Beziehungen, in Arbeitsverhältnissen, in Abhängigkeiten, in Verantwortungen und ähnlichen zwischenmenschlichen Beziehungen begrenzt die Beweglichkeit und Freiheit, wenn die Bindung mit der Anwendung von Macht einhergeht. Zur Begrenzung der Freiheit muss Energie aufgewendet werden. Das Leben beginnt in einem Zustand maximaler Freiheit. Das Wesen ist in Synergie mit der unendlichen Liebe, seine Entfaltungsmöglichkeiten sind sehr hoch, die Freiheit ist auf dem höchstmöglichen Niveau.
Ab diesem Punkt beginnt der Aufbau von Strukturen bis zum Ende des Lebens an dem alles Struktur ohne jede Freiheit ist.
Zum Aufbau und zur Erhaltung von Strukturen wird Energie hinzugefügt und gebunden. Bei der Auflösung von Strukturen wird Energie frei. Die Teilhabe an Stärke ist Synergie. Synergie schafft neue Möglichkeiten und setzt Energien frei. Synergie überwindet Strukturen und löst sie auf. Neue Möglichkeiten sind nicht strukturiert und nicht quantifiziert.
Synergie löst Strukturen auf.
Qualitäten sind von Gott geschaffen, Quantitäten sind Menschenwerk.
Zur Quantifizierung hat der Mensch Regeln postuliert die er an den Beobachtungen prüft. Aus den Prüfungen werden Ursachen und Wirkungen abgeleitet, deren Intensität mit Messungen vergleichbar gemacht wird. Solche Vergleiche resultieren in einer Ordnung, aus der wiederum das Bild einer geordneten Struktur der Welt abgeleitet wird. Die Naturwissenschaften und die Mathematik haben aus den geordneten Strukturen die Bilder der Welt abgeleitet, die an den Beobachtungen der Menschen geprüft werden und alles zu dem technisch-wissenschaftlichen Weltbild zusammengefügt.[4]
Wir wollen uns aber der Tatsache bewusst sein, dass dieses Konzept selbstbezüglich ist. Die Menschen stellen die Theorie auf und die Menschen prüfen die eigenen Theorien mit ihren Beobachtungen. Dieses wissenschaftliche Weltbild beinhaltet nur die beobachtbaren und messbaren Größen. Die Qualitäten und die unbeobachteten Zusammenhänge werden aus dem wissenschaftlichen Weltbild der westlichen Kulturen ausgeschlossen.
Qualitäten wie Liebe, Gefühle, Kraft, Schönheit, Vertrauen, Freude, usw. sind unteilbar und unendlich. Man kann Qualitäten beliebig vermehren, indem man Andere daran teilhaben lässt. Wenn sie gezählt und gemessen werden, sind sie keine Qualitäten mehr. Qualität und Quantität schließen sich aus. Aus der Quantifizierung der Welt leitet sich die Fiktion der Teilbarkeit ab. Sie hat ohne Zweifel zu erheblichen Verbesserungen der wissenschaftlichen Erkenntnisse geführt, seit man in der westlichen, technischen Kultur die Welt fragmentiert und atomistisch betrachtet.
Qualitäten sind unbegrenzt, unteilbar, unendlich und sie erhöhen die Freiheitsgrade aller Beteiligten. Die Freiheitsgrade erhöhen heißt Möglichkeiten eröffnen, die über die Grenzen der konventionellen Machtspiele hinausreichen. Möglichkeiten eröffnen sich beim Anschluss an das Soolago - an den Ursprung aller Möglichkeiten. Soolago ist die Quelle der Möglichkeiten, ihr Hinzufügen zu den Strukturen ist ein Akt der Kreativität. Die Teilhabe an der unendlichen Kreativität ist beliebig vermehrbar, weil sie unendlich ist. Aus den Qualitäten der Unendlichkeit ist "unendlich" leicht zu verstehen. Wird etwas durch Teilhabe vermehrt, dann ist es unendlich. Aus dem Soolago kommen alle Qualitäten, dort entspringt die Liebe, die Energie, jedes Gefühl, jede Empfindung für Raum und Zeit.
Die Verbindung zum Soolago ist die grenzenlose Stärke.
Spiele der Stärke sind ohne Grenze, sie durchdringen die Spiele der Macht und definieren deren Grenzen und Regeln. Spiele der Stärke halten das Prinzip des Spiels aufrecht und lassen immer neue Spiele entstehen.
In der Qualität entwickeln sich viele Quantitäten, in der endlichen Quantität ist eine unendliche Qualität nicht möglich.
Macht
Die Macht der technischen Kulturen hat andere Kulturen verdrängt und sie zum Verlierer nach ihren Regeln des Spiels erklärt. Die unterlegenen Kulturen haben die Regeln akzeptiert, wegen der Machtanwendung hatten sie keine Wahl. Die Macht hat dazu geführt, dass diese Rangordnung nicht nur aufgestellt, sondern auch durchgesetzt wurde.
Macht ist ein kulturelles Phänomen, dem die Quantifizierung und Teilbarkeit vorausgeht. Macht auszuüben heißt in der westlichen Welt: Quantitäten ansammeln. Die Quantitäten sind teilbar, allerdings haben dann alle Beteiligten weniger von dieser Quantität. Ein Machthaber wird deshalb seine Macht nicht teilen, er kann sie nicht weggeben, ohne zu verlieren. Quantifizierung und Unteilbarkeit sind konstitutive Bestandteile der Macht.
Macht setzt Grenzen und schränkt die Freiheitsgrade innerhalb der Grenzen ein. Spiele der Macht sind begrenzt und endlich.
Macht ist in Grenzen definiert.
Macht führt zur Unterdrückung der in dieser Quantifizierung als unterentwickelt eingestuften Kulturen. Mit Macht wird versucht, ein infinites kreatives Spiel den Grenzen eines finiten Spiels unterzuordnen. Qualität zu limitieren ist unnatürlich. Schauen wir ein Beispiel als Einleitung zu der generellen Betrachtung konventioneller und kreativer Wesensanteile der Menschen und ihrer Weltbilder an.
Indigene Völker wurden von der „dominanten Kultur“ unterdrückt und sowohl räumlich, als auch kulturell in Grenzen gepresst. Oberflächlich betrachtet erscheint die indigene Kultur unterlegen. Aber bereits die Klassifizierung zeugt von dominanter Denkweise, denn jede Kultur ist indigenen Ursprungs. Es ist vielmehr das Maß der Machtausübung, das die Kulturen trennt und unterscheidet. Mit der Entfernung von den natürlichen Grundlagen des Lebens nimmt die Flexibilität und Kreativität ab. Gegen diese Erkenntnis ist wenig einzuwenden, wenn sie nicht mit Machtausübung einhergeht, die andere in ihren Möglichkeiten einzwängt und dominiert.
Letztlich bestimmen die individuellen Stärken und Schwächen, die Ethik und die Weltbilder der Menschen die Entwicklung einer Gesellschaft. Die Frage nach der Dominanz einer Kultur oder das Bewahren einer unveränderten traditionellen Handlungsweise ist für das Überleben der Spezies Mensch uninteressant. Starrsinn, Gier und Machtstreben beschränken den Aktionsradius. Dahinter steckt eine asymmetrische Ethik, die dem Machthaber ausschließliche Rechte zuspricht.
Kreativität fördert die Dynamik und eröffnet mehr und neue Handlungsmöglichkeiten.
In jeder Gemeinschaft gibt es Menschen, deren Sucht, Gier, Egoismus oder fehlgeleitete Energie die Freiheit anderer einschränken. Wir finden aber überall auch die freien Denker, die sozial engagierten und bescheidenen Altruisten, die Künstler und einfachen, sorgfältigen Arbeiter. In der symmetrischen Ethik haben alle Menschen gleiche Rechte und gleichen Wert.
Die Grenzlinie der Ethik verläuft innerhalb der Gesellschaft.
In jeder Kultur gibt es die treibenden Kräfte, die mit Weisheit und Vision neue Horizonte außerhalb der etablierten Grenzen finden. In jeder Kultur gibt es die konventionellen Bewahrer, die innerhalb der bestehenden Grenzen gute Lösungen finden.
Abhängigkeiten
Die Kultur zum Fokus einer Diskussion zu erheben oder gar zum kriegerischen Streitpunkt kehrt die Reihenfolge der Abhängigkeiten um. Die Basis jeder Entwicklung ist die Natur. Darauf bauen das Leben der Menschen und ihre Aktivitäten auf. Aus dem Zusammenleben menschlicher Gesellschaften entspringt eine Kultur.
Eine Natur ohne Menschen ist denkbar, aber keine Menschheit ohne Natur. Menschliche Gesellschaften mit wechselnden Kulturen sind denkbar, aber keine Kultur ohne Menschen.[5]
Die Natur hat den größten Aktionsradius. Sie ist gleichzeitig der kreative Schöpfer und der Bewahrer ihrer selbst. Die Menschheit hat beide Gaben der Natur erhalten, die sich nicht gleichgewichtig auf die Individuen verteilen.
Jeder Mensch hat andere Gaben.
Die Gaben des Menschen nennen wir auch seinen Charakter. Seine Gaben sind auf kreative und konventionelle Anteile verteilt. Er erschafft Etwas aus Nichts und bewahrt es. Irgendwann und irgendwie fällt es wieder in die Natur zurück. Diese Spielregel teilt der Mensch mit allen anderen Wesen und mit der Natur.
Möglichkeiten
Mit jeder Eingrenzung, jeder Verfestigung von Grenzen gehen Möglichkeiten in Strukturen über. Die Möglichkeiten aus dem Soolago sind unendlich und unbegrenzt. Die Struktur ist begrenzt und endlich. Auf jeder Stufe gibt es zwei Arten die Welt mit seinen Sinnen zu erfassen. Ein Wesen nimmt die endlichen Strukturen und Eingrenzungen wahr und basiert sein Bild der Welt darauf und auf die gefestigten Strukturen. Oder ein Wesen betrachtet die Welt als eine unerschöpfliche Quelle von Möglichkeiten, mit denen die Zukunft gestaltet werden kann. Das ist das Prinzip des Lebens und es durchzieht alles, was wir beobachten können. Innerhalb eines Wesens oder einer synergetischen Verbindung von Wesenseinheiten finden sich beide Wesensarten.
Eingrenzung der Möglichkeiten
Jede Gemeinschaft grenzt auf jeder Spielebene Gesellschaft – Kultur – Wissenschaft – Technik – Ökonomie mit anderen Regeln den Aktionsradius der Spieler ein.
Die Gesellschaft schränkt mit sozialen Regeln und Tabus die Grenzen ein. Die Kultur begrenzt mit der Ethik die Freiheitsgrade. Technologie schneidet aus allen Varianten die zu dem jeweiligen Stand der Wissenschaft passenden heraus. Die Ökonomie reduziert die technischen Möglichkeiten auf profitable Aktionen.
Die in die Zukunft an den Möglichkeiten ausgerichtete nennen wir die kreative Wesensart. Die an den Strukturen ausgerichtete Wesensart nennen wir die konventionelle. Beide gehen im Wortsinn fruchtbare Verbindungen miteinander ein, denn das Leben braucht vergangenes Leben und neue Möglichkeiten.[6]
Durch die Einschränkung von Möglichkeiten, die Verfestigung von Strukturen, die Setzung von Grenzen und die Verabredung von Regeln, lässt sich innerhalb eines Systems ein Subsystem definieren. Diese Festlegung ist nur in der Endlichkeit möglich und kann als finites Spiel oder Spielebene bezeichnet werden. Ein finites Spiel wird innerhalb der Strukturen definiert.
Ordnung braucht Struktur.
Jedes Wesen hat eine individuelle Zusammensetzung von Struktur und Kreativität. Die hat er in das Dasein mitgebracht, als das Erbe seiner Ahnen. Lebensqualität ist von den individuellen Rahmenbedingungen abhängig, die mit den jeweiligen Bedürfnissen des Wesens übereinstimmen sollten. Die Selbsterkenntnis ist der Schlüssel zu einem glücklichen Leben. Die Akzeptanz des eigenen Charakters aus Struktur und Kreativität ist das Schloss zu diesem Schlüssel.[7]
Ein näher an der Natur liegendes Subsystem/Spiel hat weniger Regeln und Struktur, es ist ein Spiel mit niedrigerer Ordnung. Mit steigender Ordnung der Spiele nehmen die Grenzen und Regeln zu und es bleiben weniger Handlungsmöglichkeiten oder Entscheidungen offen, als auf dem Spiel mit der niedrigeren Ordnung.
Das jeweilige System muss geschlossen sein, damit diese Aussage zutrifft. Mit jeder Regel werden die Grenzen der möglichen Aktionen enger gezogen. Es gibt Spiele innerhalb von Spielen auf jeder Spielebene.
Jeder Spieler erfährt eine Einschränkung seiner Freiheitsgrade. Ein Spiel ist durch die Einschränkung von Möglichkeiten definiert. Die Kreativität nimmt mit der Höhe der Ordnung ab. Die Natur ist kreativ, sie ist der Inbegriff der Kreativität, sie hat die meisten Möglichkeiten für die ihr untergeordnete Welt. Die Natur hat ihrerseits wieder Grenzen, die der Mensch nicht erkennen kann. Natur ist eine Möglichkeit aus dem Soolago.
Freiheitsgrade werden gedacht, Handeln außerhalb der Gedanken ist unmöglich.
Entwicklung ist das Realisieren von Möglichkeiten, d.h. aus Möglichkeiten werden Strukturen.
Natürliche Entwicklungen bauen auf Synergien auf.
Synergie braucht Verbindung.
Entwicklungen in Grenzen ringen um Ressourcen, da endliche Materie sich bei Teilung mit dem Divisor vermindert. Wettbewerb braucht Abgrenzung.
Synergie emergiert immer zu kreativen Lösungen, Wettbewerb nie.
Gedanken
Im folgenden Abschnitt besprechen wir die kreativen und konventionellen Denkweisen. Für menschliche Gemeinschaften ermöglicht die Synergie zwischen den kreativen und den konventionellen Denkern neue Spiele.[8]
Sogar die Sprache hat in Jahrhunderten der Differenzierung enge Grenzen gezogen. Das nur mit dem Geist zu erkennende (Noumenon) Gleiche wurde auseinanderdividiert. Die in der spirituellen Dimension der Griechen und aller indigenen Völker gedachte untrennbare Einheit von Subjekt und Objekt wurde gespalten. Die Spaltung kann nicht mehr zurück entwickelt werden.
Aus den Möglichkeiten entsteht im Menschen der Gedanke.
Der Mensch denkt, weil er ist.
Der Beginn einer Struktur ist der Gedanke. Wird er wiederholt gedacht oder ausgesprochen, dann ist er Struktur. Auch der Begriff der "Struktur" ist Struktur und deshalb ist er belegt, akzeptiert und wird zu einem Ende kommen. Das Gefühl ist nicht Struktur, es ist unendlich solange es nicht gedacht wird oder gar ausgesprochen. Jeder Mensch hat unendliche Gefühle und endliche Gedanken in unterschiedlichen Zusammensetzungen und wird deshalb andere Vorstellungen oder Bilder von der Welt haben und daraus andere Lösungen oder Aktionen für seine Aufgaben finden.
Struktur ist etwas Festgefügtes, ist an der Vergangenheit orientiert und endlich. Sie wird in diesem Kontext auch ‚konventionell‘ genannt.
Chaos oder Gefühl ist ein Gedanke, an der Zukunft orientiert und unendlich. Gefühl wird in diesem Kontext auch ‚kreativ‘ genannt.
Der "Gefühlsmensch" ist ein Begriff, der im Sprachgebrauch ebenfalls schon belegt und bewertet ist. Im positiven Sinne meint man damit den spirituellen, emotionalen, intuitiven oder kreativen Menschen. Er handelt nach neuen Ideen, sucht nach Potenzialen, setzt Möglichkeiten in Taten um. Er orientiert sein Handeln an möglichen Ereignissen in der Zukunft. Wir nennen ihn den "Kreativen". Der Kreative ist bereit Strukturen zu zerbrechen oder Strukturen zu erfinden.
Der "Kopfmensch" ist ein rational fundierter Mensch, der nach Lösungen und Aktionen mit dem Verstand sucht, Aktionen die durchdacht, ausgewogen oder wirkungsvoll und erfolgversprechend sind. Er handelt aus Erfahrung und nach Regeln die er selbst gefunden oder von anderen Menschen angenommen hat. Er orientiert sein Handeln an den Ereignissen der Vergangenheit. Wir nennen ihn den "Konventionellen". Der Konventionelle erhält die Strukturen und festigt ein stabiles Umfeld für sein Leben.
Ein Mensch ist Kreativer oder Konventioneller in einer Mischung aus Beidem in unterschiedlichem Verhältnis. Der Konventionelle spielt das Spiel in den Regeln, der Kreative spielt mit den Regeln. Für den Einen ist das Spiel sinnlos ohne Regeln, für den Anderen sind die Regeln sinnlos ohne Spieler.
Der kreative Teil in uns findet die Geborgenheit in der Natur, der konventionelle Teil sucht nach Trost in der Kultur.
Grenzen
Die Grenze ist die Wahrnehmung eines Randes zu einer anderen Struktur. Die Abgrenzung der Strukturen erfordert Energie, deren Auflösung setzt die Energie frei. Die Energie bleibt auch ohne Grenzen erhalten, sie kann in neuen Grenzen gebunden werden, die neue Strukturen formen und halten.
Kreative Lösungen findet man außerhalb der akzeptierten Grenzen des strukturierten Denkens.
Der Kreative legt die Regeln fest, nach denen die Konventionellen spielen.
Das Reisen wurde nicht beschleunigt, indem man immer schnellere Pferde gezüchtet hat. Eine quantitative Verbesserung war erst auf dem Boden einer neuen Regel möglich. Mit der Erfindung neuer Technologien, wie Eisenbahn, Automobil oder Flugzeug wurden neue Regeln für die Fortbewegung geschrieben. Die Grenzen der alten Strukturen wurden aufgehoben. In den neuen Grenzen erhöhte sich die Reisegeschwindigkeit. Damit ging aber die Qualität der Wahrnehmung auf langsamen Reisen verloren.
Das Wissen wurde mit dem Buchdruck explosionsartig vermehrt; nicht indem man Legionen von Schreibern ausgebildet hat. Damit erhielt Wissen eine Grenze und wurde definiert als das Wissen das in Büchern aufgeschrieben werden kann. Verloren ging das spirituelle Wissen, das alle Wesen des Lebens außerhalb der schriftlichen Übermittlung gehütet haben.
Ganzes wird geteilt um innerhalb der Grenzen die Quantität zu verändern. Qualitäten lassen sich nur als Ganzheit verändern.
Grenzen werden nicht zu Grenzen, weil sie definiert werden, sondern weil sie akzeptiert werden.
Der konventionelle Teil des Menschen denkt in Grenzen nach. Der kreative Part eines Wesens denkt über Grenzen nach. Kreative definieren Grenzen. Konventionelle akzeptieren Grenzen.[9]
Kreativität verlässt die Grenzen der Denkgewohnheiten und macht keine Annahmen, die nicht explizit vorgegeben sind.
Kreative und Konventionelle sind nicht besser oder schlechter, sie sind in Synergie. In einer schamanischen Sicht auf das Leben sind es die Ahnen, die mit Strukturen eine Welt stützen.[10] Und es sind die Spirits, die mit kreativen, neuen Möglichkeiten eine Zukunft ermöglichen.
Ein Kreativer wird allein seine Mission erfüllen. Konventionelle können nur in der Gemeinschaft ihre Ziele erreichen. Der Konventionelle kann gewinnen oder verlieren, da er die Regeln anwendet und innerhalb der Regeln gemessen werden kann. Er will gewinnen oder wenigstens soweit wie möglich in der Rangliste oben stehen. Kreative können niemals verlieren, da sie die Möglichkeit haben, die Regeln zu verlassen und neu zu definieren.
Kreative leben in absoluter Freiheit.
Sie lassen sich durch keine Regeln einschränken, weder durch physische Erschöpfung, noch durch fehlende Ressourcen oder durch den Tod.
Ideen sind nur dann kreativ, wenn sie keine Grenzen haben. Sie sind nicht messbar, ihr Ziel wird nie vollständig erreicht.
Entwicklungen
Der kreative Prozess ist unendlich. Der konventionelle Prozess ist endlich, quantifiziert und hat ein Ergebnis. Eine Welt allein aus Konventionellen ist unmöglich. Wird der kreative Prozess in eine konventionelle Struktur gepresst, ist er beendet und alle haben verloren.
Innerhalb eines grenzenlosen, kreativen Prozesses können unzählige konventionelle Prozesse ablaufen. Innerhalb eines konventionellen Prozesses kann es keine kreativen Entwicklungen geben.
Konventionelle wollen in einer geschlossenen Welt ohne Überraschungen agieren. Überraschungen gehören nur in ihr Weltbild, wenn sie selbst diese Überraschungen produzieren.
Kreative wollen nicht auf Überraschungen vorbereitet sein. Sie vertrauen auf ihre Fähigkeiten Überraschungen zu meistern, wenn sie geschehen. Kreative können ihre Strategien nach neuen Randbedingungen ausrichten und neue Regeln oder Grenzen definieren.
Kreative finden in dunklen Zimmern ein Licht.
Konventionelle meiden dunkle Zimmer.
Die Natur füllt das Spiel der Menschen mit Zeit.
Zeit verbraucht sich für einen Konventionellen. Zeit markiert für ihn den absoluten Rahmen seines Tuns. Er empfindet sie so endlich, wie seine Welt. Zeit kann für ihn gemessen werden und ist von den Ereignissen unabhängig.
Zu Beginn seiner Aktivität ist die Zeit kein begrenzender Faktor, insofern sind Fehler zu verschmerzen, denn er hat noch genügend Zeit, Entwicklungen zu korrigieren. Je kürzer der Abstand zum Ende wird, desto mehr Angst hat er Fehler zu machen, denn er sieht weniger Möglichkeiten in der verbleibenden Zeit Fehlentwicklungen zu korrigieren. Mit fortschreitender Zeit nimmt die Angst vor Fehlern so weit zu, dass sie in völliger Untätigkeit endet.
Konventionelle haben Angst vor einer Veränderung der Rahmenbedingungen für die es aus ihrer Sicht noch keine neuen Regeln gibt.
Kreative spielen offen und sind angreifbar. Sie generieren neue Rahmenbedingungen mit unerwarteten Ereignissen. Kreative werden nicht verlieren, da sie die Regeln anpassen können. Sie steuern in eine ungewisse Zukunft. Eine Welt allein aus Kreativen ist unmöglich.
Zeit
Die Natur füllt das Spiel der Menschen mit Zeit.
Zeit verbraucht sich für einen Konventionellen. Zeit markiert für ihn den absoluten Rahmen seines Tuns. Er empfindet sie so endlich, wie seine Welt. Zeit kann für ihn gemessen werden und ist von den Ereignissen unabhängig.
Zu Beginn seiner Aktivität ist die Zeit kein begrenzender Faktor, insofern sind Fehler zu verschmerzen, denn er hat noch genügend Zeit, Entwicklungen zu korrigieren. Je kürzer der Abstand zum Ende wird, desto mehr Angst hat er Fehler zu machen, denn er sieht weniger Möglichkeiten in der verbleibenden Zeit Fehlentwicklungen zu korrigieren. Mit fortschreitender Zeit nimmt die Angst vor Fehlern so weit zu, dass sie in völliger Untätigkeit endet.
Der Kreative generiert Zeit. Zeit vergeht nicht für einen Kreativen, da er jederzeit einen neuen Entwicklungsweg mit einer neuen Zeitrechnung beginnen kann. Ereignisse prägen die Zeit. Ohne Ereignisse macht Zeit keinen Sinn. Der Kreative erlebt jedes Ereignis als die Möglichkeit einer neuen Periode.
Der Konventionelle empfindet den Lauf der Zeit als einen sich beschleunigenden Prozess. Er erlebt als Zehnjähriger fünf Jahre als die Hälfte seines Lebens und als Fünfzigjähriger als nur noch ein Zehntel. Er lebt in einer Zeit, die relativ schneller fortschreitet, je älter er wird.
Der Kreative erlebt Zeit nicht als ein vergangenes Jahr, sondern als die Zeit des Lernens oder die Zeit der Liebe oder die Zeit der Entspannung. Er hat keinen Zeitdruck, denn er kann zu jedem Zeitpunkt einen neuen Prozess anstoßen, der lange währt, der ihn selbst überdauert und der die Zeiten der Konventionellen beinhaltet. Der Kreative definiert die Zeiten der Konventionellen. Er setzt sie in Zeitstress, ohne selbst gestresst zu werden.
Der Kreative erlebt Zeit nicht als ein vergangenes Jahr, sondern als die Zeit des Lernens oder die Zeit der Liebe oder die Zeit der Entspannung. Er hat keinen Zeitdruck, denn er kann zu jedem Zeitpunkt einen neuen Prozess anstoßen, der lange währt, der ihn selbst überdauert und der die Zeiten der Konventionellen beinhaltet. Der Kreative definiert die Zeiten der Konventionellen. Er setzt sie in Zeitstress, ohne selbst gestresst zu werden.
Eine kreative Entwicklung generiert Zeit, die konventionelle Entwicklung verbraucht Zeit.
Rückkopplungen
Kreative beobachten das kreative und das konventionelle Tun. Sie haben die Perspektive des Publikums, aber sind kein Publikum, da sie auch die Rolle des Publikums selbst definiert haben. Publikum als solches sind Konventionelle, die andere Konventionelle beobachten. Sie können keinen Kreativen beobachten, da dieser außerhalb ihres Regelwerks agiert. Diese Menschen sind für sie unverständlich und fremd, mitunter sogar eine Gefahr, da sie ihre Regeln ändern. Damit ist ihre eigene Zielerreichung in Frage gestellt.
Kreative sind auch das Publikum in Relation zu sich selbst. Sie beobachten nicht nur die konventionellen Denker, sondern sie sehen sich selbst in der Rolle des Beobachters. Sie sind ihr eigener Regelkreis, indem sie beobachten, was sie tun und denken, und ihre eigene Entwicklung so beeinflussen, dass sie zukünftig anders denken. Sie wissen, wie sie die Regeln für sich selbst setzen müssen, damit sie sich weiterentwickeln. Weiterentwickeln in eine Richtung, die neue kreative Denkprozesse generiert.
Ich beziehe diese komplementären Wörter kreativ und konventionell oft auf Menschen, weil sie damit leichter verständlich sind. Wenn die Eingrenzung fällt, werden die Aussagen auf die Natur erweitert.
Das Leben ist kreativ und hat uns die Natur geschenkt. Die Kultur ist der komplementäre Part und sie ist an ihrem technischen Rand konventionell. Die Übergänge sind fließend.
Der Konventionelle kann den Kreativen nicht beobachten. Daraus lässt sich schließen, dass die Technik und der technisch ausgerüstete Mensch die Natur nicht beobachten können.
Eine Naturwissenschaft, die aus der Beobachtung und Analyse der Natur Gesetze ableitet, ist demnach unmöglich.
Kreatives Denken findet nur in Freiheit statt. Schreibt man einem kreativen Denker vor, dass er denken muss, kann er nicht kreativ denken. Mit der Einschränkung der Freiheit spürt der Kreative die Grenzen. Er akzeptiert nicht die Einschränkung in Grenzen, in denen er keine wirkliche Kreativität entfalten kann. Er wird immer Möglichkeiten finden, die Grenzen zu überwinden, um in Freiheit zu denken.
Die Freiheit eines kreativen Wesens oder Prozesses lässt sich nicht einschränken. Regeln lassen sich niemals vollständig definieren. Es gibt immer einen Weg und eine Lösung außerhalb der Regeln. Wenn es eine Regel gäbe, die Regeln einzuhalten, müsste es eine Regel geben, diese Regel einzuhalten, und so fort. Grenzen sind für einen Kreativen niemals vollständig definiert. Er akzeptiert und respektiert nur die Grenzen seiner eigenen Ethik.
Konventionelle brauchen Regeln, um einen Erfolg zu messen. Sie brauchen Gegner, um sich zu relativieren, um festzustellen, ob sie besser oder schlechter als andere sind, um eine Rangfolge festzustellen. Für dieses Spiel brauchen sie andere Konventionelle, die ebenfalls bereit sind, die Regeln zu akzeptieren. Eine Fußballmannschaft kann nur gewinnen, wenn es eine andere Mannschaft gibt, die vorbehaltlos bereit ist, die Regeln ebenfalls zu akzeptieren.
Kreative wollen nicht gewinnen, sie wollen das Spiel am Laufen halten.
Kreative werden die Regeln für andere so definieren, dass beliebig viele Spiele danach ablaufen können; aber sie werden niemals selbst spielen. Spielen sie selbst in einem finiten Spiel, werden sie wahrscheinlich nicht erfolgreich sein.
Wenn Konventionelle sich geeinigt haben, dass ein Spiel beendet ist und dass der Sieger feststeht, gibt es keinen Grund mehr, dieses Spiel weiter zu spielen. Niemand wird sie dazu bewegen, ein abgepfiffenes Spiel nochmals aufzunehmen, nachdem bereits Sieger und Verlierer feststehen. Es wird ein neues Spiel gespielt. Oder es kommt ein Kreativer, der neue Regeln definiert, mit denen er die Spieler in ein anderes Spiel bringt.
Endlichkeit
Kreatives Denken ist nicht wiederholbar. Wenn es gedacht und ausgesprochen ist, ist es ein freies Gut. Ein kreativer Gedanke kann von konventionellen Denkern beliebig oft wiederholt werden. Selbst wenn ein Kreativer seine Ideen selbst wiederholt, ist es als ob ein anderer sie erklärt. Ein Kreativer kann seine Gedanken nur zum ersten und zum letzten Mal von sich geben. Sind sie öffentlich gemacht, verliert er das Interesse an seiner Idee. Jeder Kreative braucht deshalb zwingend konventionelle Denker, wenn er das Ziel hat, eine Idee zu verwirklichen.
Eine kreative Leistung ist nicht wiederholbar und sie braucht nicht wiederholt zu werden, um ihre Genialität zu beweisen. John Lennon brauchte „Imagine“ nur einmal zu komponieren. Karl Marx musste „Das Kapital“ nur einmal schreiben. Die Konventionellen erfüllten anschließend ihren Part der die Weltgeschichte beeinflusste. Karl Benz führte seine Erfindung des Verbrennungsmotors nur einmal in die Wirtschaft ein. Die Anderen veränderten damit die Welt.
Kreativität ist einmalig.
Seitdem muss ein Automobil immer und immer wieder gebaut werden, damit die Kapitalgeber und ihre angestellten Manager sich im Vergleich mit anderen Autobauern relativieren können. Hätte man den Automobilbau nach 20 Jahren eingestellt, würde heute niemand Henry Ford kennen, aber viele nach wie vor Karl Benz.
Während der konventionelle Macher in Vergessenheit gerät, wenn seine Aufführung nicht mehr gegeben wird, bleibt der kreative Erfinder des Stückes unsterblich.
Ein Kreativer ist völlig zufrieden, auch wenn andere seine Ideen umsetzen und nach den Regeln der konventionellen Welt erfolgreich sind. Im Kielwasser eines Kreativen schwimmen die erfolgreichen Konventionellen. Diese Synergie sollte von beiden Parteien neidlos akzeptiert werden.
Wechselwirkungen
Mindestens Eines haben Kreative und Konventionelle gemeinsam: Sie existieren nur in Relation zu anderen. Keiner kann seine Position absolut aus seiner eigenen Persönlichkeit heraus bestimmen. Der Kreative gewinnt sein Selbstbewusstsein nur aus dem Vergleich mit Konventionellen.
Keiner existiert allein.
Der Kreative ist offen zugänglich und bereit, seine Ideen freizugeben. Er spart seine Ideen nicht auf, denn es kommen unerschöpflich viele nach.
Die Wechselwirkung zu Anderen ist eine Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen. Jeder hat die Neigung, das Ergebnis der Wechselwirkungen subjektiv zu interpretieren. Jeder bewertet Informationen und Reaktionen seiner Umwelt vor dem Hintergrund seiner Erwartungen. Der Konventionelle akzeptiert die Beurteilungen anderer und kann deshalb in deren Augen verlieren.
Der Kreative steht neben den Wechselwirkungen als Zuschauer und Akteur. Er beobachtet seine Wirkung ebenso wie die Rückwirkung. Er realisiert den Regelkreis. Die gleichzeitige Aktion und Reaktion erlauben zwar tiefere Einsichten in die Wechselbeziehung, erschweren aber die spontane Stellungnahme zum aktuellen Zustand der Erkenntnis. Insofern wirkt der Kreative unentschlossen.
Ein Konventioneller nimmt die Wechselwirkung mit Anderen unmittelbar wahr und ist deshalb direkt in der Lage zu reagieren. Er verteidigt seine Persönlichkeit spontan. Er sieht sich innerhalb der Regeln, die keine Rückkopplung dulden. Seine eigene Position ist ihm selbst vollständig klar. Informationen und Wechselwirkungen außerhalb des eigenen Regelsystems werden nicht wahrgenommen. Eine Verbesserung seines Weltbildes ist nur innerhalb des erlebten Regelsystems möglich. Erst in neuen Strukturen, in einem neuen Regelsystem kann er andere Horizonte erreichen.
Kreative wirken extrem tolerant. Sie sehen und tolerieren die Grenzen des wechselwirkenden Gegenübers. Aus der Position des Zuschauers und gleichzeitig Akteurs fällt eine spontane Kritik schwer, da der Kreative den Anderen innerhalb seiner Grenzen sieht, wohl wissend, dass es außerhalb der subjektiven Grenzen andere Lösungsräume gibt.
Diese Varianten bleiben dem Konventionellen aber verschlossen. Will der Kreative eine Reaktion oder Kritik hervorbringen, die von Konventionellen verstanden wird, geht er auf dessen Spielfeld.
Kreative können miteinander im gleichen Spiel keine Synergien entwickeln. Sie wissen, dass der Andere neue Regeln definieren kann, und sie sind beide Zuschauer ihrer Wechselwirkungen. Somit wird jede Aktion im Keim erstickt, da sie unvorhersehbare Reaktionen hervorruft. Kein Kreativer wird agieren, wenn sein Mitstreiter oder Widerpart unkalkulierbare Schritte ergreifen kann, die das gewünschte Ergebnis in Frage stellen oder zunichte machen können.
Eine Welt allein aus Kreativen ist unmöglich.
Ideen
Kreativität hat unmittelbare Anbindung an die Natur. Natur ist der Urgrund des subjektiven oder kollektiven spirituellen Bewusstseins. Ein Kreativer sammelt viele Informationen aus unterschiedlichen Quellen. Stellt er sich eine Aufgabe die einer kreativen Lösung bedarf, so versenkt er sich in das Problem. Möglicherweise versucht er verschiedene Ansätze. Sicher fragt er sich immer, ob die Grenzen des Lösungsraumes und die impliziten oder expliziten Voraussetzungen überwindbar sind. Grenzen werden gesucht und in Frage gestellt. Auf diese Art präsentiert der Kreative die Aufgabe seinem spirituellen Bewusstsein.
Die Präsentationsphase reizt das spirituelle Bewusstsein an. Danach folgt die Ruhephase. Eine kreative Lösung braucht nicht gesucht zu werden. Man kann ihr Auftauchen nicht erzwingen. Die Aufforderung kreativ zu sein, behindert Kreative. In der Ruhephase wird abgewartet. Das Unbewusstsein, die Natur, die Spiritualität arbeitet. Weitere Informationen und Anregungen werden parallel weiterhin aufgenommen. Früher oder später taucht die kreative Lösung auf. Manchmal braucht es dazu eines nichtigen Anlasses, Gedanken oder einer Assoziation. Mit der kreativen Lösung kommt die Aufgabe nochmals mit hoch. Meist ist die Problemstellung dann ihrer ursprünglichen Grenzen beraubt und die Regelbedingungen oder Voraussetzungen sind entfernt. In den meisten Fällen ist das Ergebnis des Kreativen für die Konventionellen überraschend, manchmal auch überraschend einfach.
Kreative bringen keine spontanen Lösungen hervor. Sie erwecken den Eindruck, als verfolgen sie komplizierte Gedankenstränge und kombinieren Informationen chaotisch. Dies geschieht auch tatsächlich in der Phase der Informationssammlung.
Die Phase ist überhaupt die schwierigste, vor allem für die Außenwelt. Der Kreative versetzt sich in die Aufgabe und in seine Innenwelt. Die sozialen Kontakte nehmen ab, er denkt, sagt und fragt mitunter Unverständliches, oftmals Unzusammenhängendes. Beschäftigt er sich mit einer Aufgabe aus einem Spezialgebiet, zeigt er Symptome eines Fachidioten oder Sonderlings.
Umsetzung
Umsetzung
Kreative können nur ergebnisgerichtet arbeiten, und messen ihre Erfolge ebenfalls an der Erreichung dieses Ergebnisses. Sie bevorzugen abstrakte Zieldefinitionen, die ihnen die Freiräume geben, Regeln zu bestimmen, mit denen die Ziele erreicht werden können. Zur Zielerreichung braucht der Kreative die konventionellen Mitarbeiter, die nach seinen Regeln lange genug arbeiten und daran festhalten, bis das geplante Ergebnis erreicht ist. In dieser Phase der Umsetzung soll der Kreative sich zurücknehmen. Greift er mit neuen Ideen und neuen Regeln in den angestoßenen Prozess ein, riskiert er Verwirrung und ein Scheitern des Projektes.
In diesem Sinne kann ein Kreativer nur erfolgreich sein, wenn er seine eigene Rolle als Zuschauer verstanden hat. Er muss danebenstehen und sehen, wie er zurücktritt. Sein Mithelfen an der Zielerreichung kann nur innerhalb der selbst gesetzten Regeln erfolgen. Entweder er agiert im Regelsystem wie ein Konventioneller, oder er tritt ab und widmet sich neuen, kreativen Gedanken und Prozessen.
Kreativ sind die infiniten Spiele des Lebens.
Konventionelle arbeiten mit hoher Konstanz und Verlässlichkeit innerhalb der gegebenen und akzeptierten Regeln. Vor allem dann, wenn sie sich ihrer Position bewusst sind und nur diese Erwartungen in sie gesetzt werden. Sie können einen kreativen Ansatz in eine stabile und erfolgreiche Entwicklung führen.
Die Umsetzung in das finite Spiel folgt der kreativen Phase. Stoppt der Kreative vor diesem Stadium, bleibt er ein verkanntes Genie. In der Umsetzungsphase kann er wiederum Kreativität entfalten, denn die Aufgabe hat alle Elemente einer kreativen Herausforderung. Es gilt Grenzen zu überwinden, überraschende Lösungen zu finden und andere davon zu überzeugen.
In der Umsetzung werden in vielen Fällen die bestehenden Strukturen aufgelöst, die Regeln gebrochen und die Grenzen zerstört.
Kreative können das, wenn sie sich in diese neue Aufgabe versenken, aber nicht immer nehmen sie die Herausforderung an. Findet der Kreative einen anderen Kreativen oder einen Konventionellen, der seine Form der Intelligenz für die Umsetzung einsetzt, so wird aus dieser Synergie ein Erfolg geboren. Die eigene Umsetzung durch den Kreativen erscheint schlüssiger, ist aber nicht zwingend. Da die Natur und die Spiritualität über der Wesenheit jedes Menschen, des Kreativen ebenso wie des Konventionellen steht, kann der Kreative die Ereignisse abwarten und vertraut darauf, dass alles an den passenden Platz fällt.
Der Kreative sucht sich seine Aufgaben selbst.
Keiner kann ihn dazu zwingen, eine kreative Aufgabe in der Umsetzung zu sehen. In vielen Fällen gibt er dieses Stadium ab und versenkt sich in eine neue Herausforderung. Seine Freiheit steht über dem Spiel.
Königsdorf
Jun. 1998
Ich danke jedem Leser, der bis hierhin gekommen ist, dass er die Zeit und Muße genommen hat, meine Gedanken zu teilen. Heute habe ich diesen Zeilen ihre Bestimmung gegeben, die vor zehn Jahren verfasst wurden.
Im Text habe ich Gaben und Fähigkeiten der Menschen beschrieben und in ihrer Relation zueinander verdeutlicht. Das Spiel innerhalb von Grenzen und mit den Grenzen dient als Metapher für die Herausforderungen, die jede große oder kleine Gemeinschaft zu bewältigen hat. Die Zukunft ist für den konventionellen Spieler gegeben, für den kreativen Spieler ist sie gestaltbar.
Die Natur als Inbegriff der Kreativität und gleichzeitig als Bewahrer legt ihre Gaben in den Menschen. Es mag in Gemeinschaften kulturelle Regeln, Tabus, oder Konventionen geben, die kreatives, freies Denken fördern. Es mag auch Gesellschaften geben, die Strukturerhaltung und Tradition an die erste Stelle ihrer Werteskala stellen. Erst die Synergie ermöglicht ein Überleben.
Die natürlichen Gaben sind mit den Menschen auf der Welt. Wenn eine Kultur das respektiert oder erkennt trägt sie zur Zufriedenheit bei. Eine ignorante Kultur beseitigt nicht die Gaben, aber die Zufriedenheit der Menschen.
Die Zukunft der Kultur wird vom Menschen gestaltet und bewahrt. Bei diesem kreativen Spiel ist die Suche nach dem Gewinner oder nach der Rangfolge sinnlos. Das Ziel kreativer Spiele ist die unendliche Fortdauer. Mit der Eingangsfrage nach dem Gewinner wird das Spiel konventionell und alle haben verloren.
Die Natur ist nur kreativ. Die Maschine ist nur konventionell.
Ich habe diesen Text im Jahre 1998 geschrieben ohne zu wissen warum ich das tue. In den vergangenen zehn Jahren habe ich viele Lektionen gelernt und eine davon möchte ich mit dem Leser teilen: Der Sinn erschließt sich nach den Taten, wenn wir im Vertrauen auf unsere spirituelle Verbindung zur Natur handeln.[11]
Wenn das Vertrauen wächst, fließt das Leben.
Wounded Knee
Jun. 2008
Die spirituelle Arbeit hat mich an den Ursprung des Seins geführt. In dieser Unendlichkeit liegen alle Möglichkeiten und es entstehen aus der unendlichen Energie beständig neue. Es gibt nur eine Kreativität und die ist das Soolago. Es ist weder Sein noch Werden, sondern unendliche
Das Soolago ist die Möglichkeit von allem. Aus dem Soolago entsteht die Welt der Grundlagen allen Lebens, die Welt der Gefühle, jeder Qualität, unendliches Sein und endliches Werden und Vergehen. Das Leben ist das Nutzen der Möglichkeiten.
Åsbacka
Okt. 2012
Epilog
In den letzten beiden Abschnitten wende ich die Lehren an, die die Spirits für mich offenbart haben. Jeder kann sein Leben aus diesem Blickwinkel erkennen und sein Selbst finden. Was immer Dein Leben ist, was immer Dein Selbst Dir zeigt, es macht Dich aus. Du bist Du. Dein Selbst lebt.
Erkenne Dich an Deinem Selbst, vergiss die Rolle.
Im Lauf des Lebens werden aus Möglichkeiten Ereignisse. Das kreative Potenzial wird Struktur und Struktur strebt nach konventioneller Erhaltung. Aber Struktur wird zerfallen, weil sie endlich und fest ist. Kreative Spiele sind unendlich, sie können nicht zerfallen, sie kommen wieder. Das Ende ist nicht das biologische Ende, sondern nur das Ende dieses Spiels. Ein neues Spiel ist die Wiedergeburt - und sie braucht keinen biologischen Tod.
Das Leben
Das zufriedene Leben ist das gesunde Leben. Ich habe Situationen und Stadien in meinem Leben kennengelernt, die nicht gesund waren, weil der Fluss des Lebens durch ungesunde Strukturen und Randbedingungen behindert war. Ungesund sind die Randbedingungen und Lebensumstände dann, wenn sie nicht zu der jeweiligen individuellen Veranlagung passen.[12] Wenn also ein kreativ veranlagtes Wesen in Strukturen gefangen ist, die es beengen und seine Entfaltung behindern, signalisiert die Seele über den Körper ein Ungleichgewicht und nimmt ihm die Funktionsfähigkeit. Wir sagen dann dazu, der Körper sei krank.
Wenn ein konventionell Veranlagter eine Auflösung seines unendlichen Spiels und seiner gewohnten Regeln beobachtet oder auch nur befürchtet, signalisiert der Körper Angst und Unzufriedenheit. Er zeigt dann Symptome einer Krankheit und ist funktionsunfähig in den unpassenden Rahmenbedingungen. Das endliche Spiel geht für den konventionellen Teil des Wesens verloren.
Nun ist jeder zu einem individuell unterschiedlichen Anteil sowohl unendlich kreativ in seinen Gefühlen und endlich strukturiert durch seinen Verstand. Zu der eigenen Wesensart gilt es die passenden Rahmenbedingungen herzustellen oder zu finden.
Das Leben fängt bei Dir selbst an.
Jeder soll sich erkennen, kennen und zu sich selbst stehen. Nimm Dich wahr mit deiner Struktur und deiner Kreativität, zeig dich erkennbar für alle und du bist unangreifbar in den passenden Rahmenbedingungen.
Niemand soll sich in einer angenommenen Rolle von seinen Veranlagungen, seinen Tugenden entfernen, das macht krank. Die Seele zeigt über den Körper die Krankheit an und nimmt ihn aus der Funktion. Der Wille kann dich nicht zur Zufriedenheit ändern.[13] Die Willenskraft ist ein Märchen der westlich-technischen Kultur, die den Menschen von der Geborgenheit der Natur abgetrennt hat und jeden in die Struktur, in die Aufbauten der Kultur pressen will.
Du bekommst nicht was du willst, sondern was du brauchst.
Das ist die Regel im unendlichen Spiel des Lebens, das die Natur erschaffen hat. Im endlichen Spiel gibt es den Willen, im unendlichen Spiel gibt es Vertrauen. Das Vertrauen in das Versprechen, dass du bekommst, was du brauchst.
Im endlichen Spiel kann der Wille zum Sieg beitragen. Im unendlichen Spiel steht der Wille im Weg.
Im unendlichen Spiel hilft das Vertrauen in die Natur deinen für dich besten Weg zu gehen. Im endlichen Spiel steht das Vertrauen im Weg.[14]
Der Wille ist der Katalysator der Gefühle. Er unterdrückt Gefühle oder er lässt sie frei. Er fügt sich in Strukturen oder er zerstört sie. Der Wille selbst ist nicht frei, er ist ein Werkzeug der Ratio und wenn die Ratio im Gehirn ist, dann ist der Wille ein Werkzeug des Gehirns.
Du kannst dir vorstellen, dass der Wille deinen Körper bewegt. Aber du kannst dir besser vorstellen, dass die unendlichen Gefühle alles im Leben beeinflussen - auch deinen Körper.
Du bekommst was du brauchst und wenn du deinen Gefühlen vertraust, ist es auch das was du willst.
Das Ende
Am Ende ist alles Struktur.
Am Ende ist alles Materie, erklärt durch die Physik.
Das Leben wird nicht zur Struktur, weil es am Ende ist, sondern das Ende kommt, weil alles Struktur ist.
Das Wesen des Lebens kann sich an die Rahmenbedingungen anpassen und hat keine feste Form, zumindest nicht in dem Teil der neu und kreativ reagiert. Ein lebendes Wesen hat einen kreativen, veränderlichen Teil und einen starren, strukturierten Teil. Die Veränderung der Zusammensetzung macht das Leben aus. Jedes Ereignis fügt dem Lebewesen einen neuen Stein zur Struktur hinzu.
In dieser Gesamtheit verändert das Lebewesen die Form und ist trotzdem in diesen Veränderungen als das nämliche Wesen erkennbar. Ändert es die Form nicht mehr, dann ist es tot. Stetig verbrauchen sich die Teilbereiche die noch leben zur unveränderlichen Struktur. Das Wesen stirbt von der ersten Zellteilung an. Das ist der kurze Moment, in dem es nur lebt - von da ab stirbt es und ist am Ende nur tot.
Ein Baum lehrt uns über das Wachstum und die Veränderung zur Struktur. In jedem Wachstumszyklus, jeder Umdrehung der Spirale, jedem endlichen Spiel, kommt eine neue Schale hinzu. Es entsteht eine neue Struktur aus dem Ergebnis des Spiels. Der Baum wächst nach außen in seine Potenziale hinein, während sein Innerstes verhärtet und Struktur wird.
Er hat damit sowohl einen strukturierten Teil und einen neuen Teil, der ein Ergebnis der Umwandlung von Energie in Form ist.[15] Mit jedem Zyklus, jedem Spiel wächst die Struktur. Das Spiel wird aus den Rahmenbedingungen, aus dem Soolago ermöglicht. Die Kreativität wird Form. Form und Soolago, Endlichkeit und Unendlichkeit, verbrauchtes und neues Leben können für sein Wachstum förderlich sein oder auch nicht. Das ist für das "Baumsein" unerheblich. Er hat nicht das Ziel möglichst schnell oder hoch zu wachsen. Er passt sich an die Rahmenbedingungen an.
Alles beginnt im Soolago, hier sind alle Möglichkeiten, es ist die reine Kreativität. Die Umwandlung der Möglichkeiten in die Endlichkeit der Struktur prägt das Leben und das Wesen. Jedes Wesen, jeder Mensch hinterlässt eine Spur. Wenn Du Deine Spur betrachtest, lernst Du Dich kennen. Das Leben wird als Strukturierung erlebt die Grenzen setzt und Erklärungen liefert, als Erinnerungen an Ereignisse, die das Leben prägen und Strukturen festigen, Steine, Barrieren, Unabänderlichkeit, Zwänge und Notwendigkeit, Gefängnismauern für die unendliche Seele. Struktur ist aber auch Orientierung, Erfahrung, Sicherheit.
Leben ist eine Kunst in der Sorglosigkeit.
Zuviel Struktur verhindert die Anpassung an die Potenziale. Dann kommt die Struktur an ein Ende. Sie löst sie sich wieder auf, verliert die erkennbare Ordnung und stellt neue Möglichkeiten für anderes Leben bereit. Ein Baum ist am Ende nur Struktur und damit ohne Leben. Er ist aber der Humus für neues Leben.[16] Die aufgelöste Struktur ermöglicht neues Leben.
Die Struktur grenzt die Möglichkeiten ein. Regeln oder Tabus grenzen auch die Möglichkeiten ein. Bei den Menschen heißt die Struktur dann "Kultur" oder bei losen Zusammenschlüssen: "Gesellschaft". Auch Tiere haben eine Gesellschaft, in der Rangordnungen, Regeln oder Tabus festgelegt sind. Wölfe haben feste Rangordnungen beim Fressen, Verhaltensmuster in der Kommunikation und erprobte Regeln beim Jagen. Die Struktur fördert das Überleben des Rudels.
Bienen haben Regeln beim Aufbau eines Bienenstocks, bei der Aufzucht der Jungen und der Pflege der Königinnen. Die Natur ist voller Strukturen und Regeln, aber man wird keine finden, die unnötig oder störend für den Fortbestand der Art oder die Anpassung an die Rahmenbedingungen ist. Die Natur schafft Regeln in Synergie, die auf eine Entwicklung zum Gleichgewicht streben. Zwischen Struktur und Rahmenbedingungen findet das Leben statt.
Im menschlichen Verstand werden Strukturen mit Regeln geschaffen. Regeln, Grenzen und Tabus denkt der Mensch sich aus.
Die Regeln sind deshalb nur so gut, wie die Motivation hinter dem Regelwerk. Die Regeln werden zu Rahmenbedingungen nicht bei der Aufstellung, sondern indem sie akzeptiert werden. Die Akzeptanz der Regeln und Strukturen ist solange allen förderlich, als die Motivation ehrlich auf Synergie ausgerichtet ist und beide davon Vorteile haben. Da der Mensch aber das einzige Wesen ist das lügen kann, gibt es Regeln die für einen Partner von Nachteil sind. Regeln und Gesetze der Macht sind immer für den Machthaber von Vorteil. Regeln der Stärke und der Synergie sind immer für Beide von Vorteil.
Neue Spiele können nicht mit alten Regeln gespielt werden. Die alten Regeln versprechen Sicherheit in den bekannten Rahmenbedingungen. Kreativität erschafft neue Rahmenbedingungen für neue Spiele. Der Konventionelle sucht nach der Entsprechung zu den "altbekannten" Strukturen. Er sucht eine Ähnlichkeit oder eine Gleichheit für seine Sicherheit in den alten Regeln.[17]
Der Konventionelle sucht die Gleichheit im scheinbaren Chaos, der Kreative sucht den Unterschied im scheinbar Gleichen.[18]
Das Chaos oder die natürliche Ordnung versprechen keine Sicherheit in konventioneller Ordnung, es generiert aus dem Nichts neue Rahmenbedingungen. Das natürliche Prinzip des Lebens ist die Anpassung an die Rahmenbedingungen. Hierfür verspricht die Natur die Sicherheit, die Anpassung nicht zu verhindern, wenn man ihr vertraut. Das menschliche Wesen und sogar das Leben im Allgemeinen erschafft aber Strukturen und hält daran fest. Die Ordnung der Wesen ist das Prinzip des Todes - und es beginnt mit der Geburt.[19]
Eine Krankheit ist ein Ereignis oder ein Zustand außerhalb des Rahmens der bestehenden Strukturen. Sie ist eine kreative Lösung für eine Unverträglichkeit der bestehenden Form mit den Rahmenbedingungen, in denen das Lebewesen nicht mehr reagieren kann ohne die strukturierten Teile aufzulösen. Der Bereich der Krankheit ist innerhalb der gewohnten Muster nicht erklärlich. Er ist eine Ausweichstrategie der Seele, die sich aus einer zu engen Gefangenschaft in Struktur und Mauern befreit.
Eine Krankheit ist eine kreative Lösung der Befreiung der unzufriedenen, unglücklichen Seele aus dem endlichen Körper.
Ist jedes Spiel gespielt und das Ergebnis strukturiert, werden keine neuen Möglichkeiten und Potenziale erkannt, verhindern alte Strukturen endgültig die Bewegung, wird kein neues Spiel begonnen, ist die Freiheit verspielt, dann geht der Körper zu seiner endgültigen Bestimmung: zum Humus für neues Leben.
Das unendlich kreative Leben stellt ein neues Spiel auf.
Viel später
In den Lehren der Spirits hat die gemessene Zeit keine Bedeutung. Zeit wabert über dem Wahren, dem Schönen und dem Guten.
[1] Es gibt so viele Weltbilder wie Menschen.
[2] Neben diesem Text verbreitern und vertiefen separate Beiträge einzelne Aspekte oder Bildteile wie unter einem Vergrößerungsglas. Ich werde in den Fußnoten auf diese Nebentexte hinweisen.
[3] In einem separaten Text werden Strukturen und deren Auflösung besprochen. Dort gehe ich über den Erklärungsversuch dieses Beitrages hinaus und interpretiere die Struktur in ihrer Bedeutung für das Leben.
[4] S. den Text zu Naturwissenschaft mit den unterschiedlichen Weltbildern nach Euklid, Newton, Einstein, Bohm.
[5] Gesellschaften bilden Ökonomien aus, aber keine Ökonomie ist ohne Gesellschaft denkbar. (Der Diskurs wird nicht auf das Feld der Ökonomie erweitert.)
[6] S. den Text zum Lebensprinzip
[7] S. dazu im letzten Absatz „Das Leben“
[8]Für die folgenden Ausführungen war und ist das Buch „Finite And Infinit Games“ von Ronald P. Carse, New York, !986, eine sprudelnde Quelle der Inspiration. Das Werk selbst ist ein Beispiel für kreative Arbeit und jedem Leser zu empfehlen, der sich weiterführende Gedanken macht.
[9]Wenn wir Kreative und Konventionelle in der Kurzform verwenden, meinen wir, dass der jeweilige Teil des Wesens in einem Spiel oder Prozess überwiegt.
[10]Ein moderner Wissenschaftler nennt es die Gene, die für eine Konditionierung aus der Vergangenheit verantwortlich sind, ohne eine Erklärung dafür zu suchen, wie diese Information denn in die Gene hineingeraten sind.
[11] „The sense comes after the doing.”, war der Originalton in meiner spirituellen Erfahrung.
[12] Veranlagung ist ein Wort, das in unserer Kultur oft mit genetisch bedingter Konditionierung beschreiben wird. Aus einer schamanischen Sicht sind es die Ahnen, die in uns fortwirken. Die Vererbungslehre würde dafür die evolutionistischen Theorien des Jean-Baptiste de Lamarck hernehmen, der die schrittweise Anpassung an die Rahmenbedingungen postuliert hat. Der veränderte Gebrauch der Organe würde an die Nachfahren weitergegeben werden.
[13]Der Organismus ist der Wille selbst und er ist im Gehirn angestaut (Schopenhauer, WWV, S. 1.514)
[14] In der Machtgesellschaft ist die ungeklärte Frage: “Why be just?”, “Warum soll ich gerecht (ehrlich, verlässlich) sein?”, wenn doch derjenige den Vorteil hat, der zuerst einen Vertrag bricht. Wenn die Anerkennung nur nach der quantifizierten Rangfolge erzielt wird, dann sind Regeln unerlässlich, um eine minimale Qualität zu sichern.
[15]Diese Kombination zwischen dem Strukturierten und dem kreativen Neuen ist im Abschnitt über das Kreative und Konventionelle ausführlich auf den Menschen übertragen, hat aber seinen Ursprung in den natürlichen Entwicklungen und dem generellen Prinzip des Lebendigen, wie es am Beispiel des Baumes erläutert ist.
[16] Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik ist die Auflösung der Struktur und schafft die Basis für neues Leben und wiederum neue Strukturen. Damit ist die dort festgestellte Unordnung, die mit der Entropie quantifiziert wird, die "Ordnung" der Natur. Diese natürliche Ordnung als die Basis aller Möglichkeiten und jeder Entwicklung ist für die Wahrnehmung der menschlichen Wissenschaft nicht erkennbar, weil sie nicht messbar ist. Sie wird deshalb als Unordnung oder Chaos bezeichnet. Die natürliche Ordnung, das Chaos, ist der Urgrund unserer Welt.
[17] Die Entsprechung soll idealerweise eindeutig sein. In der Mathematik ist das alles beherrschende Zeichen das =. Ohne das = hätten wir eine andere Mathematik, wenn man sie dann überhaupt noch so nennen würde. In der Natur ist allerdings nichts =, kein Sandkorn, kein Kristall, kein Grashalm, kein Baum, kein Mensch.
[18]Das Chaos ist die natürliche Ordnung, deren Prinzip der Mensch nicht lesen und verstehen kann. S. dazu den Text über die natürliche und die menschliche Ordnung.
[19]Für diese beiden Ordnungen werden wir neue Begriffe finden. Der eine soll für die quantifizierte, messbare und erkennbare Ordnung stehen und der Andere für die natürliche, nicht messbare Ordnung.