Leben

 

Bewusstsein - Wahrnehmung - Verstand

Das Bewusstsein ist eine Projektionsfläche für die Wahrnehmung. Jedes Wesen hat andere Organe zur Wahrnehmung seiner Umgebung entwickelt und wird demzufolge ein anderes Bewusstsein für sich und seine Möglichkeiten herausbilden.

In einer ganzheitlichen Sicht ist das Bewusstsein nicht auf das einzelne Wesen begrenzt, sondern eine gemeinsame Basis aller Wesen. Wie die Liebe allumfassend und zugleich individuell ist, ist das Bewusstsein eine Ganzheit, die sich in den einzelnen Wesen repräsentiert.

Wie wir an der Ganzheit der Liebe teilnehmen, so teilen wir das Bewusstsein mit allen anderen Wesen. In einer schamanischen Teilhabe erlangen wir einen Zugang zu dem gemeinsamen Bewusstsein. Das lässt uns die Gefühle der anderen Wesen erkennen und wahrnehmen. Wir üben uns in der schamanischen Arbeit in der Aufmerksamkeit für die Gefühle.

Der Begriff des Bewusstseins ist nicht abgegrenzt, er ist vielmehr eine spirituelle Ebene, die materielle Grenzen überragt. Wie bei anderen spirituellen Kategorien hat das Bewusstsein außerhalb der körperlichen Grenzen eine andere Bedeutung, als in Eingrenzung auf ein endliches Wesen. An einem gemeinsamen Bewusstsein nehmen wir teil und unser eigenes Bewusstsein erleben wir oder können es verlieren.

Eine wesentliche Triebfeder der Evolution ist das Bewusstsein für die eigenen Möglichkeiten. Sie werden individuell von allen Wesen gefühlt. Das Gefühl ist die Basis des Lebens und nur in einer ganz speziellen Variante bei dem Wesen Mensch gibt es eine Reflektion im Verstand, die diese Gefühlsebene einengen kann. Wie weit wir diese Einengung treiben oder sogar durch Erziehung fördern, ist ein kulturelles Phänomen, kein natürliches.

 

Die spirituellen Grundlagen durchdringen das Leben. In ihrer unendlichen Ganzheit sind sie sowohl außerhalb als auch innerhalb einer endlichen, materiellen Wesenheit.

Die Seele, der Geist, das Bewusstsein, die Liebe, haben sowohl eine allgemeine Bedeutung ohne Körper, als auch eine Repräsentanz im Körper. Unser Verstand hat bei einer Trennung von Geist und Materie die Unendlichkeit nicht bedacht. Seitdem irrlichtert er durch Raum und Zeit bei den Versuchen die Unendlichkeiten in den endlichen Dimensionen unterzubringen.

Möglichkeiten erkennen

 Die einfache Überlebensregel der Natur lautet:

„Hier sind die Möglichkeiten, nutze sie.“

Diese Regel ist für jedes Wesen im weitesten Sinne erkennbar, wenn Erkennen die Grundlage der Anpassung ist. Das Erkennen kann nur auf die Möglichkeiten des Wesens ausgerichtet sein und angewendet werden. Die Möglichkeiten als Rahmenbedingungen müssen in Einklang mit den jeweiligen Möglichkeiten des Wesens sein. Es wäre sinnlos die Möglichkeiten anzubieten, aber sie wären nicht erkennbar für das Wesen. Dabei reicht es aus, die Relation aus der Sicht des nicht gestaltenden Beobachters zu betrachten, denn nur Möglichkeiten die er erkennen kann, sind existent. Erkennt er keine Möglichkeiten, ist sein bewusstes Leben beendet.

Für einfache Wesen mit einfachen Erkenntnissen gelten einfache Möglichkeiten. Sie werden ergriffen mit den Instinkten, das reicht zum Leben aus. Das reicht auch zum Leben aus für die komplexen Lebensformen, die alle auch Instinkte haben. Findet ein instinktgesteuertes Wesen komplexere Rahmenbedingungen vor, wird es nur die instinktiv erkennbaren Möglichkeiten erkennen und danach handeln, das heißt seine Aktionen daran anpassen. Wird der Lebensraum so eingeschränkt, dass keine instinktiv erkennbaren Möglichkeiten mehr da sind, beendet die Seele sein bewusstes Leben.

Komplexere Lebensformen haben sich entwickelt, weil sie möglich wurden. So ist eine Entwicklung hin zu den komplexen Wesen nicht von diesen ausgegangen, sondern war eine Reaktion auf die Rahmenbedingungen. Zuerst haben sich die Bedingungen, die Möglichkeiten geändert und daran haben die Wesen sich angepasst. Eine umgekehrte Reihenfolge ist unvorstellbar: eine autonome Entwicklung der Wesen und eine anschließende Anpassung der notwendigen Rahmenbedingungen, der Möglichkeiten, an die neu entwickelten anderen Wesen.

Eine Trennung dieser beiden Einflussebenen, also der Rahmenbedingungen und der Wesen führt generell in die Irre und wir landen immer wieder in einem Paradoxon - dem Henne-Ei-Problem. Die Natur selbst baut die Rahmenbedingungen auf, in denen die Natur sich entwickelt. Die Rahmenbedingungen sind früheres Leben.

Das Leben entsteht auf dem Humus des Lebens.

In der Entwicklungsgeschichte der Säugetiere sind die Vorgänger der Delphine als Luft atmende Säugetiere vor 80 Millionen Jahren ins Wasser gegangen und haben sich als Delphine weiterentwickelt. Die Menschen sind vor 6 Millionen Jahren aufgetaucht und haben sich an Land weiterentwickelt. Beide Spezies haben ein Gehirn und nutzen es zur Kommunikation. Bei den Menschen geht man davon aus, dass sie das Gehirn zur Erkennung ihrer Welt und zur Verständigung untereinander verwenden, für die Delphine soll das gleiche gelten. Delphine und Vögel haben für ihr Leben aber drei Dimensionen als Bewegungs- und Erlebnisraum erschlossen, der Mensch bewegt sich nur in zwei Dimensionen.[1] Der Bewegungsraum der Delphine, der Vögel und vieler anderen Arten ist um eine Dimension reicher als der von Menschen, Pflanzen und anderen laufenden Tieren. Für die Bewegung brauchten die Wirbeltiere kein großes Gehirn. Vor 400 Millionen Jahren entstiegen sie dem Meer und vor rund 70 Millionen Jahren erschlossen sie sich die Luft, als die Delphine sich in den Lebensraum des Meeres entwickelten.

Nun werden wir uns die Entwicklung in das Meer nicht so vorstellen, als sei ein Lebewesen ins Meer gestiegen und hat sich vorgenommen: Ich werde jetzt ein Delphin. Wir wissen nicht, wie die letzte Art ausgesehen und gelebt hat, bevor sie endgültig zum Delphin mutierte. Vermutlich hat sie aber die Fähigkeit gehabt, sowohl an Land als auch im Wasser zu leben, bevor es die Landlebigkeit verloren hat. Der Lebensraum Wasser bot mehr Möglichkeiten, der Lebensraum Land hat das Vor-Delphin-Wesen sicher nicht vertrieben oder ins Meer getrieben. Die Entwicklung richtet sich nach den Möglichkeiten aus und ist eine positive, erschaffende Nutzung der Potenziale. "Hier sind deine Möglichkeiten, nutze sie", ist das Leben lenkende Grundprinzip.

Die Wahrnehmung geht dem Bewusstsein voraus.

 

An das gemeinsame Bewusstsein schließe ich mich mit der schamanischen Arbeit an. Hier erfahre ich die Hilfen, die für mein Leben oder auch das Leben anderer Wesen in Verbindung zu mir von Bedeutung sind.

Für das Leben auf Erden ist das Bewusstsein keine Bedingung, aber das Wahrnehmen schon. Ohne Wahrnehmung sind keine Möglichkeiten zu erkennen. Das von der Wahrnehmung angeregte Gefühl reicht aus, die erkannten Möglichkeiten zu ergreifen. Das Wesen wird sich seiner Möglichkeiten bewusst – auch ohne nachzudenken. Der Verstand des Menschen ist aus Sicht der Natur und der Mutter Erde keine notwendige Bedingung für das Leben. Die Synergie als tragfähiges Grundprinzip des Lebens braucht einen Austausch, eine Kommunikation. Mit ihr lässt sich die gemeinsame Wirklichkeit verabreden. Kommunikation braucht keine verbale oder gar schriftliche Grundlage. Ein Austausch oder eine Abstimmung ist auf der Gefühlsebene aller Wesen in der Natur möglich. Synergien werden in einem gemeinsamen Bewusstsein erzielt.[2]

Das Delphin-Wesen nahm die Notwendigkeit der Kommunikation in seine neue Umgebung im Wasser mit. Kommunikation hält die Verbindung zu anderen Wesen der gleichen Art, der gleichen Gattung, der gleichen Lebensform, des Lebens jeder Form. Sie ist eine notwendige Bedingung für das synergetische Zusammenleben, denn der Austausch von Synergien muss eine Verbindung zum Bewusstsein haben. Liebe ist der Austausch von Synergien, mit dem Ergebnis oder dem Ziel, dass am Ende alle Partner mehr haben als zuvor.[3]

 

Liebe ist der Austausch von Synergien.

Der Austausch von Synergien ist ein Weg der Unendlichkeit, Liebe ist unendlich, Gefühle sind unendlich. Das limbische System ist der Sitz der Gefühle und in dem eben genannten Sinne der Quell oder der Hort der Unendlichkeit.

Delphine haben ein überaus großes, limbisches System oder Gehirn.[4] Damit haben sie eine breite Gefühlsbasis, die sie mit Allem verbindet und die sie nahe an der Unendlichkeit oder dem Soolago, der Quelle aller Möglichkeiten, hält. Auf dieser Grundlage entwickelte sich die Kommunikation zwischen den Delphinen in der Abfolge vieler Generationen.

Anders als der Mensch haben sie keinen ausgeprägten autonomen Verstand entwickelt, der ihre Kommunikationsmöglichkeiten eingeschränkt hätte. Die Kommunikation zum Austausch von Synergien braucht demnach keinen Verstand in dem von Menschen gebrauchten Sinne einer autonomen Leistung des Gehirns.

 

Kommunikation ist eine absichtsvolle Handlung, die eine Wahrnehmung und eine Reaktion zu einem anderen Wesen nach sich zieht. In der Natur hat sich bei vielen Wesen eine Verbesserung der Wahrnehmung durchgesetzt, aber kein Verstand im menschlichen Sinne. Das spricht eher gegen den Verstand als eine Möglichkeit der Bewusstseinsentwicklung.

Wir können wohl kaum annehmen, dass die Zeit zur Entwicklung eines menschenähnlichen Verstandes den Delphinen nicht gegeben war. Sie hatten 3.000.000 Generationen Vorsprung, wenn wir großzügig annehmen, dass eine Delphingeneration 30 Jahre währt. In dieser unvorstellbar langen Entwicklungsgeschichte hat die Natur es nicht für notwendig erachtet, einen Verstand für Delphine zu entwickeln.

 

Entwicklung der Wahrnehmung

Es entwickelten sich andere Möglichkeiten der Wahrnehmung für Lebewesen, in denen eine autopoietische [5] neue Orientierungsweise in das Leben Einzug hielt. Ein neues Sinnesorgan hat sich mit der Aussendung und dem Empfang von Ultraschall herausgebildet. Ich nenne es Autopoiesis, weil das Wesen die Randbedingungen schafft - die Aussendung eines Signals - und sich dann an seine selbst kreierten Randbedingungen anpasst. Es entwickelt ein Organ, das die Reflexion des Ultraschalls empfangen und interpretieren kann. Der Delphin orientiert sich an seinem eigenen Signal, das auf ihn selbst zurückwirkt. Delphine sind mit diesem Ortungssystem ähnlich wie die Fledermäuse von Licht und Sonne unabhängig. Fledermäuse haben gemeinsame Vorfahren mit den Walen (und damit den Delphinen) und wir können daraus die Anlage des Sinnesorganes der Ultraschallortung bei beiden ableiten. Fledermäuse haben rund 4.000.000 Generationen Vorsprung vor dem Menschen, wenn wir die Lebensdauer von rd. 20 Jahren zugrunde legen. Fledertiere und Delphine haben sich in die dreidimensionale Bewegung hinein entwickelt und ein ungewöhnlich fortschrittliches Ortungs- und Orientierungssystem dazu "erfunden": die Echoortung.[6]

Die Echoortung erfordert wie jede Kommunikation eine kompliziert erscheinende Entstehungsgeschichte und insbesondere einen kreativen Start, denn zwei Organe müssen aufs Feinste zueinander abgestimmt sein: die Stimme als Sender und das Gehör als Empfänger. Der Delphin brauchte eine Notwendigkeit zur Entwicklung des Gehörs für seine eigenen Töne, also für das Echo. Es liegt die Annahme nahe, das Gehör wurde zur Abstimmung mit anderen Delphinen gebraucht und entwickelt.

Die Verständigung reagierte zunächst auf einen fremden Sender und der Delphin hatte ein anderes Orientierungssystem für dreidimensionale Bewegungen. Somit können wir vermuten, dass der Delphin sich unbeholfener bewegt hat, dass sein Bewegungsapparat ganz anders ausgeprägt war.[7] Welche Rahmenbedingungen haben eine Entwicklung in Bewegung gesetzt, die zu einer Abstimmung der Ohren auf die eigenen Signale geführt hat? Man vermutet, dass die Echoortung eine Anpassung an die schlechte Sicht in der Dunkelheit ist. Trotzdem ist es erstaunlich, dass die Delphine, Fledertiere, einige Mausarten und Vögel diese Entwicklung unabhängig voneinander vollzogen haben. In ganz unterschiedlichen Lebewesen entstand mit dem Biosonar ein neues Orientierungssystem im dreidimensionalen Raum. Und es muss schon zu Beginn fehlerfrei funktioniert haben, sonst wäre die Entwicklung nicht weitergegangen. Die Reflexion der eigenen Aussendungen ermöglicht Reaktionen auf Gegenstände oder Leben in der Entfernung. Aber nicht alle Wesen haben diese geniale Idee der Natur umgesetzt. Die meisten Lebewesen in Flora und Fauna reagieren auf ‚fremde‘ Rahmenbedingungen.

Stellen wir die Orientierung der Wesen in dreidimensionaler Welt derjenigen des Menschen gegenüber. Offensichtlich muss jedes Wesen etwas wahrnehmen um sich zu orientieren und zu agieren. Die allgemeine Form der natürlichen Steuerung ist: Hier sind Deine Möglichkeiten, nutze sie.

Wahrnehmung ist der äußere Rand des Bewusstseins.

Das Nutzen ist die Anpassung an die Möglichkeiten und ist jedem Wesen gegeben, das ist leicht als ein Grundprinzip des Lebens zu erkennen. Wie werden aber die Möglichkeiten erkannt? Jedes Wesen nimmt die Möglichkeiten mit seinen in der Natur entwickelten Mitteln wahr, jedes Tier, jede Pflanze, jedes Wasser, Luft, jedes Element. Dazu hat jedes Wesen Sinnesorgane, die ihm die Möglichkeiten offenbaren. Die Sinnesorgane nehmen etwas aus einem externen System auf.

Es wirkt ein Lichtstrahl, ein Magnetfeld, ein Geräusch, ein Geruch, oder ähnliches auf die Sinne und wird zu einem Bild oder allgemein zu einer Information über die Möglichkeiten. Zusätzlich gibt es im Inneren Signale aus der Gefühlswelt - Schmerz, Freude, Angst und andere Gefühle oder Erinnerungen. Wir kommen später darauf zurück. Diese internen Empfindungen werden mit den externen Sinneswahrnehmungen kombiniert und geben die Möglichkeiten zu erkennen oder ihre Erreichbarkeit einzuschätzen. Die Innenwelt liefert wahre Signale, es hat keinen Sinn diese Signale zu bewerten und ihnen die Attribute richtig oder falsch zuzuweisen. Es sind ja die Bilder und Gefühle aus der eigenen Welt, die nur für diese eigene Welt gültig zu sein brauchen. Das taugt als Orientierung, denn die eigene Natur würde das Wesen nicht anlügen. Das ist ein Widerspruch in sich.

Das Ergebnis der Entwicklungsgeschichte von Delphinen und Fledertieren in vielen Millionen Generationen ist die Verinnerlichung der Außenwelt über die Reflexion der eigenen ausgesandten Signale. Damit wird die Welt außerhalb des Körpers wahr, aus dem gleichen Grund, aus dem Gefühle wahr sind. Es wäre töricht anzunehmen, dass die eigenen Signale bei den echoortenden Tieren "gelogen" sein könnten.

Das wäre ein außergewöhnlicher Entwicklungsnachteil ohne Überlebenschance dieser Wesen. Halten wir aus diesen Überlegungen fest, dass die Delphine einen großen Anteil an wahren Informationen haben, die sie aus den inneren Signalen und den reflektierten eigenen Signalen schöpfen und wir verbinden diesen unzweifelhaft wahren Anteil mit dem limbischen System.

Das limbische System ist nicht eindeutig lokalisierbar. Von den Biologen und Neurowissenschaftlern wird es im Gehirn verortet, irgendwo zwischen dem Stammhirn und dem Großhirn. Dem Stammhirn oder Thalamus schreibt man die tierischen Reflexe zu und die Urtriebe. Das Großhirn sei für das rationale Denken zuständig und das, was wir landläufig den "Verstand" nennen. Nicht der Ort, sondern lediglich die Funktionen und Wirkungen des limbischen Systems sind bekannt oder verabredet. Es soll für die Emotionen wie Liebe, Angst, Sorge, Lust, aber auch die Gedächtnisbildung und das Erinnern zuständig sein. Sehen wir von den unklaren physischen Abgrenzungen ab, so verbleibt die Zusammenfügung von Emotionen und Gedächtnis als eine wesentliche Erkenntnis aus dem Modell des Gehirns für das Erleben und das Weltbild der Wesen.[8]

Alle Lebensformen behielten das Reptiliengehirn, mit dem die reflexartigen Bewegungen und die Instinkte gesteuert werden, wenn wir ein aktives Steuern so definieren. Die Wahrnehmungsorgane entwickelten sich sehr unterschiedlich weiter bis hin zu dem Hören von Ultraschall bei Delphinen und Fledertieren und dem Sehen von UV-Strahlung bei den meisten Tieren. Dem menschlichen Auge und Ohr sind also enge Grenzen gesetzt, ebenso wie seinen anderen Sinnen. Ultraschall ist ein besonders bemerkenswerter Sinn, weil das Wesen aktiv Wellen aussendet, deren Rückkehr es auswertet. Für die Umsetzung der rückkehrenden Informationen braucht es ein "verarbeitendes" Gehirn, das man dem Reptiliengehirn zuordnet, denn es wird nicht bewusst.

 

Leben braucht kein Bewusstsein.

 

Leben hat ein limbisches System und die Delphine sollen ein besonders ausgeprägtes limbisches System haben. Aus unserer Sicht, genauer aus der Sicht der menschlichen Gehirnforschung können wir rückschließen, dass Delphine besonders differenzierte und intensive Gefühle haben. Rund 60 Millionen Jahre lang haben sich Säugetiere im Wasser und in der Luft entwickelt und ihre Kommunikation in ihrer Welt und mit anderen Artgenossen auf der Basis des limbischen Systems und des Reptiliengehirns perfektioniert. Ihre Anpassung an diese Welt können wir als perfekt bezeichnen. Vermutlich werden sie seit vielen Millionen Jahren ihren Entwicklungsstand beibehalten haben und in einem Gleichgewicht mit der Welt leben, selbst mit der sich verändernden Welt der Neuzeit.

 

Gehirn

Die Anpassung des Menschen an seine Welt hat die Entwicklungsgeschichte des Großhirns geschrieben. Um mir ein Bild davon zu machen, betrachte ich weniger den materiellen Aufbau des Gehirns, sondern seine Aufgaben und die Wirkungen, die es in der Anpassung entfaltet hat. Die materielle Seite des Gehirns ist in vielen Büchern der Hirnforschung beschrieben worden, in denen das Gehirn in Unterbereiche gegliedert wurde oder seine Zellen auf über 80 Milliarden und die Synapsen auf über 100 Billionen geschätzt wurden. Es wurde mit Computern verglichen und ihm wurden Funktionen zugesprochen, wie die Analyse von Sinneswahrnehmungen, Bewusstseinsbildung, Lernen, Erinnern, Intelligenz und Verhaltenssteuerung oder in tieferliegenden Arealen vegetative Funktionen des Körpers wie Atmung, Herzschlag, Verdauung oder Reflexe. Das sind Mutmaßungen und theoretische Ansätze, solange es nicht gelingt, mit gezieltem mechanischem Zusammenschluss von Hirnzellen Erinnerungen hervorzurufen, intelligente Gedanken zu produzieren oder Bilder zu erzeugen.

Diese atomistischen Betrachtungen der kleinsten Bausteine haben schon bei der unbelebten Materie zu keinem schlüssigen Ergebnis geführt, wie wenig taugen sie dann beim Gehirn, dem lebenswichtigen Organ. Der Zusammenbau von Atomen zu Materie ist bisher nicht gelungen, weil niemand erklären kann was sie zusammenhält. Der Zusammenhalt von Gehirnzellen bleibt im Dunkeln, weil weder die Verbindung zwischen den Atomen an der Stelle erklärt ist, noch das Leben in der Materie.

Das Mentale ist nicht auf das Physikalische zurückführbar.[9]

Für den Verlauf der Evolution gibt es die westliche Hypothese des Bestangepassten, der sich durchsetzt (Darwin). Aber diese Erklärung kann nicht für das Auftreten von Bewusstsein, Geist, Liebe oder anderer spiritueller Qualitäten herangezogen werden. Für das Auftreten von Bewusstsein gibt es keine Erklärung.[10] In einer ganzheitlichen, schamanischen Sicht sind alle diese spirituellen Qualitäten die Basis des Lebens und als solche haben sie als unendliche Qualitäten keinen Raum und keine Zeit. Die Frage nach einem Beginn oder einer Reihenfolge ist für zeitlose Phänomene sinnlos.

Die Versuche der physikalischen Weltbilder zur Erklärung der Ursachen und Wirkungen spiritueller Phänomene haben bisher kein Ergebnis erbracht. Der Trugschluss der reduktionistischen Weltbeschreibung liegt in der Erwartung eines Ergebnisses. Die Gravitation ist eine Wirkung, deren Ursache unbekannt ist. Das Bewusstsein ist eine Wirkung, deren Ursache unbekannt ist, ebenso wie die Liebe und das Leben. Für diese zeit- und raumlosen Phänomene ist die Annahme einer Kausalität irreführend, da Kausalitäten Reihenfolgen implizieren. Auch Thomas Nagel kommt an das Erklärungsvakuum: „Wenn das Bewusstsein in irgendeinem Sinn naturalistisch erklärt werden soll, also durch das Verständnis von organischem Leben, dann muss in unserer Vorstellung von der Ordnung der Natur, die das Leben hervorbrachte, etwas Grundsätzliches verändert werden.“[11]

Da stimme ich ihm rückhaltlos zu. Das grundsätzlich Andere habe ich beim Lebensprinzip beschrieben. Das grundsätzlich Andere ist, dass das Leben die Natur hervorgebracht hat. Das Leben hat alle spirituellen Qualitäten und indem es sie teilt, lassen sich unterschiedliche Varianten von Bewusstsein beobachten. Der Trugschluss der menschlichen materialistischen Erklärungsversuche resultiert aus den Versuchen, das Unendliche in einen endlichen Torso zu packen. Aus diesem Ansatz ist keine Erklärung zu erwarten.

Soll das Bewusstsein im Gehirn sein, nur weil der Gedanke über das Bewusstsein möglicherweise dort entsteht, hin und her gewendet wird oder von dort mit anderen Gehirnen über die Sinnesorgane ausgetauscht wird? Ist das Bewusstsein auch da, wenn wir es nicht denken? Die Kraken haben ein sehr großes Gehirn, ebenso wie die Delphine und wir Menschen. Kraken haben sich allerdings 400 Millionen Jahre entwickelt und ihre Art und Weise des Denkens und der Kommunikation perfektioniert. Haben Kraken ein Bewusstsein? Wie nehmen sie die Welt wahr und wie kommunizieren sie? Es ist schwer vorstellbar, dass wir Menschen mit unserer kurzen Entwicklungsgeschichte der Maßstab für das Bewusstsein und die Kommunikation sind und die Natur unsere mittelmäßige Kommunikation als die höchste Entwicklungsstufe der Evolution hervorbringt.

 

Erlebnisse kommunizieren

In den Wissenschaften arbeiten unterschiedliche Disziplinen an der Frage, ob es ein Bewusstsein bei Tieren gibt. Man versucht herauszufinden, ob die anderen Lebewesen ihre Empfindungen kommunizieren können. Aus einer Überheblichkeit der technisch Materiellen Kultur grenzen die Naturwissenschaften die Frage darauf ein, ob Lebewesen die Empfindungen zu Menschen kommunizieren können.

Der möglichen Antwort ist zunächst eine simple Frage voranzustellen: „Warum sollten andere Lebewesen ihre Empfindungen in einer für Menschen intellektuell erfassbaren Weise kommunizieren?“[12] Ist es für uns Menschen nicht vielmehr erstrebenswert, die Gefühlsebene der anderen Lebewesen zu erreichen und ihre Empfindungen zu teilen?

 

Eine Ricke schleckt und küsst ihr Kitz. Eine Hündin säugt ihre Welpen. Eine Schnecke verliebt sich in eine andere Schnecke und paart sich. Für das Leben und die Natur ist es völlig ausreichend, wenn Partner, Familien oder Gefährten die Empfindungen miteinander teilen. Das Leben entwickelt sich auch ohne den Verstand des Menschen.

In der schamanischen Arbeit haben wir Zugang zu den Gefühlen. Sie öffnen sich unserem Selbst, wenn das Ego reduziert ist und eine hohe Aufmerksamkeit den Weg bahnt.

Der Weg in das Glück weist über die schamanische Arbeit zum Anschluss an unsere Wurzeln, zum Anschluss an die Natur, zum Anschluss an die Gefühle, zur Synergie mit dem Leben. In diesem Sinne möchte ich mit dem Bezug auf die schamanische Arbeit über das enge Verständnis der Trommel, der Rassel und der Technik der schamanischen Reisen hinausgehen und jede Form der Rückkehr zu den Gefühlen einschließen. Die Intention ist der Wegweiser ins Paradies. Die Akzeptanz der Unzulänglichkeit unserer Kommunikation der Sinne als Mittel zur Verbindung mit der Natur und ihren Wesen ist der Beginn eines neuen Weges.

Zusätzlich zu der menschlichen Wahrnehmung mit den uns gegebenen Sinnen stellt die Natur weitere Möglichkeiten bereit, mit denen andere Wesen ausgestattet wurden. Sie haben ihre Sinne an den von ihnen vorgefundenen Lebensraum angepasst, den wir in anderem Zusammenhang als die jeweilige Welt kennengelernt haben. Jede Welt ist aber eingebettet in die eine Natur, die vom Leben gestaltet ist. Dort treffen wir alles Leben wieder und von dort kommen alle Möglichkeiten in jede Welt.

Der Blick auf die kreativen Anpassungen, die das Leben für die jeweils unterschiedlichen Welten bereitstellt, schafft die nötige Bescheidenheit und Demut in Akzeptanz unserer beschränkten sinnlichen Ausstattungen. Wir brauchen diese Bescheidenheit für die spirituelle Arbeit die unseren Fokus von der technisch "naturwissenschaftlichen" Kultur löst und wieder in den Schoß der Natur zurückführt. Wir brauchen das Vertrauen in die Kraft der Natur, die für uns sorgt, wie für die Delphine, die Kraken, die Bäume und die Bienen.

Das Vertrauen in die Instinkte und Gefühle überschreibt den Verstand der uns in die Enge treibt, der die Gefühle im Gefängnis der Ursachen und Wirkungen, der Erklärungen und Notwendigkeiten, der Beschränkungen und Strukturen einschließt. Das Vertrauen in die Instinkte und Gefühle, in die Kraft unserer Mutter Natur, in die spirituelle Basis, eröffnet uns neue Möglichkeiten, beengende Strukturen aufzubrechen und frei im Land der Gesundheit in der Einheit mit der Schöpfung zu leben.

Freiheit ist die Freiheit von Sorgen.

Die Instinkte und Gefühle teilen wir mit den Kraken, den Vögeln, den Delphinen, den Bäumen und Blumen, wenn wir uns darauf einlassen. Nehmen wir an, dass der Verstand beim Menschen keine Fehlentwicklung des Lebens ist. Nehmen wir das auch für das Bewusstsein an. Dann befähigt der Verstand den Menschen, Muster zu erkennen und zuzuordnen. Er eröffnet Kommunikationsmöglichkeiten mit anderen Menschen, die für diese Spezies exklusiv sind. Der Verstand ist der dritte Aspekt der ‚psyché‘ neben Instinkt und Gefühl, das haben die griechischen Philosophen schon so strukturiert.[15] Er soll uns helfen, über die Kommunikation mit anderen Menschen eine Wirklichkeit mit den Sinnen abzugleichen.

Das ist für die Menschen ein überlebenswichtiger Vorteil, der allerdings auch die Gefahr birgt, dass fiktive Bilder und sogenannte ‚Wirklichkeiten‘ vereinbart werden, die sich in der Natur nicht wiederfinden lassen. Wir haben solche kulturellen Erfindungen bei dem Bild der materiellen, physikalischen Welt kennengelernt. Wir erkennen die Vorspiegelungen von Wirklichkeiten in Filmen, in der Werbung, in virtuellen Welten, aber auch in ganz einfachen Lügen wieder.

Andere Wesen der Natur tragen diesen Nachteil nicht in sich, weil sie andere Wahrnehmungen haben und direkt mit Gefühlen oder Reflexen auf ihre Randbedingungen reagieren. Die Natur hat für diese Arten, wie für jedes Wesen, die Möglichkeiten bereit, die sie brauchen. Das Leben braucht keinen Verstand, um die Natur zu entwickeln. Vor dem Auftritt der Verstandeswesen auf der Naturbühne lief die Aufführung seit einigen Milliarden Jahre bereits. Das legt die Frage nahe, ob der Verstand die Gefühle und Reflexe als Basis der Kommunikation zurückgedrängt hat, als er sich im Menschen breit machte.

Die Dominanz des Verstandes ist nicht aus der Evolution aller Arten erklärlich, er hat vielmehr der Spezies Mensch eine bessere Anpassung ermöglicht, die aber den anderen Wesen keinen Vorteil erbringt. Die anderen Wesen haben keinen Verstand, weil sie ihn nicht brauchen, nicht etwa, weil die Evolution an ihnen vorbei gegangen ist. Wäre der Verstand für andere Spezies überlebenswichtig, hätten sie ihn. Wenn eine Fledermaus zur Navigation Verstand brauchen würde, hätte sie ihn. Der Mensch hat seine Möglichkeiten über den Verstand erweitert, weil er ihn braucht. Vergleichbar haben die Delphine mehr Möglichkeiten über die Echoortung als Navigationsmittel gefunden.

Die Geparden können schnell laufen und jagen. Jede Spezies hat ihre eigene Anpassung an die ihr verfügbaren Möglichkeiten, jede Art ist damit allerdings geschlossen und nicht mit anderen Ausprägungen erweiterbar. Es gibt kein Ziel zur Dominanz in der Evolution, sonst hätte ein Gepard mit Echoortung und Verstand eine mächtige Position im Spiel der Arten. Um Macht geht es jedoch nicht, sondern um Anpassung und Synergie.

 

Macht ist eine Erfindung der Kultur, nicht der Natur.

 

Nach allen diesen Beobachtungen und Herleitungen verbleiben weitere Fragen: Wir beobachten, dass die Entwicklung durch die Rahmenbedingungen vorgegeben wird und die Rahmenbedingungen sich durch die Entwicklung verändern – Autopoiesis. Wir beobachten, dass die Rahmenbedingungen komplexer und vielschichtiger werden, weil das Leben komplexer wird.

Die Rahmenbedingungen sind gewesenes Leben und sie sind eine Voraussetzung für das Leben. Gibt es die Beobachtung einer Entwicklung mit einer Teleologie für die Zukunft? Ist sogar die Entwicklung zum Menschen ein Segen für die Erde oder die Sonne? Sind die Entwicklungen der Viren nicht viel fortschrittlicher und besser an die Rahmenbedingungen angepasst? Sind Kraken am Ende ihrer Entwicklung angekommen und wird sich damit ihr Gehirn und ihre Lebensweise in ihren Rahmenbedingungen nicht weiterentwickeln?

 

Teleologie ist die Annahme einer zweckorientierten Handlung oder einer Zielorientierung eines Prozesses. Teleologie setzt die Erkennung von Mustern und Strukturen voraus und die Wahrnehmung der Zielerreichung. Teleologie hat zwei notwendige Voraussetzungen: Raum und Zeit. In der Unendlichkeit gibt es keine Teleologie.

Liebe hat keinen Zweck.

Aus schamanischer Sicht teilen wir alle ein Bewusstsein und dieses Bewusstsein lässt jedes Wesen perfekt sein, solange es in seinen Rahmenbedingungen lebt. Jede Spezies und jede Art, jedes Wesen, jede Pflanze kann ihre Teleologie für sich reklamieren. Es ist also jedes Leben jeweils am Ziel angekommen und darf sein Dasein als komplett und bestangepasst erleben. Die Fledermaus, das Virus, der Delphin, die Linde, das Bakterium, der Apfelbaum, der Mensch - alles ist perfekt und am Ziel. Aus der Autopoiesis des Lebens folgt, dass der Télos (τέλος) des Lebens die Fortsetzung des Lebens ist. Das Spiel ist infinit.

Es ist widersinnig, dem infiniten Spiel finite Ziele und finite Aktionen zuzuordnen. Infinit sind die Gefühle und sie treiben das Spiel – allen voran die Liebe oder Eros (ἔρως) Auch die Idee (ἰδέα) des Platon trägt Züge einer unendlichen Ressource für die endliche Welt. Auch die Idee birgt alle Möglichkeiten für die Welt im Leben. Sie entspricht etwa meiner schamanischen Anschauung der Möglichkeiten (e’a) aus dem Soolago. Die e‘a ruhen im gemeinsamen Bewusstsein und lassen sich dort erfühlen. Die infiniten Gefühle bringen sie in das individuelle Leben und machen sie zu Ereignissen, zu Strukturen.

Die Teleologie des Menschen in der neuzeitlichen Kultur hat eine artübergreifende Interpretation, die alle Entwicklungen jeglicher anderen Natur als Vorstufen für das Menschsein ansieht. Aus der Trennung von der restlichen Natur folgert der Naturwissenschaftler, dass die restliche Natur ihr Schauspiel für den Menschen vollführt. Und in der Linie der vorherigen Interpretation, nach der jede Spezies perfekt ist, ist die Entwicklung des Menschen beendet. Das ist also das Ende der Entwicklungsgeschichte des Lebens und der Weltgeschichte. Hier geht es nicht weiter, wenn die Entwicklung des menschlichen Verstandes und seine Anwendung zu einer zentralen Bedeutung für das Leben erhoben wird.

Das Leben im Bewusstsein

Der Fortgang der Evolution ist nicht zu leugnen. Wo heute Bäume stehen und Tiere durch das Gebüsch streunen, waren früher Farne, Algen oder Bakterien. Aus dem Chaos entwickelten sich die Arten, von denen allerdings fast alle bis heute wieder ausgestorben sind. Ein Ziel lässt sich daraus nicht erkennen. Das wäre auch sonderbar, denn da nur weniger als 1% aller Arten heute noch leben, wäre dementsprechend das Aussterben ein übergreifendes Ziel der Natur. Hier scheint mir das Missverständnis verborgen, denn die Natur ist das endliche Ergebnis eines ziellosen Seins, das wir Leben nennen.

Ohne ein Ziel ist die Motivation für den jeweils folgenden Evolutionsschritt die Anpassung an veränderte Rahmenbedingungen. Das lässt sich als minimale Anforderung für einen Schritt in eine nicht voraussehbare Richtung definieren. Ein Schritt ohne übergreifende Planungen einer Richtung ist aus der Natur bekannt. In der Physik und Chemie beobachtet man das unregelmäßige und ruckartige Springen der Moleküle in Flüssigkeiten und Gasen und nennt es die Brown‘sche Bewegung kleiner Teilchen. Das findet sich auch in den unkoordinierten Bewegungen von Mücken, Ameisen, Wespen oder Katzen auf der Suche nach Nahrung wieder. Sie erkunden die Randbedingungen. Die verändern sich allerdings als eine Folge der autopoietischen Bildung ihrer selbst. Das Leben passt sich an Rahmenbedingungen an, die lebende Organismen selbst geschaffen haben. Was wie ein Plan aussieht, ist der Zwang, in einer komplexen Umgebung das Leben aufrecht zu halten, und mit den Ergebnissen dieser Aktionen und Lebensweisen die Komplexität weiter zu erhöhen.

Das Leben braucht keinen Plan.

Die Komplexität erhöht sich in Wechselwirkungen mit den Randbedingungen, die Physiker würden sagen, mit den Beobachtungen und Messungen werden die Möglichkeiten erst erkannt. Das konnten bereits die ersten Mikroorganismen, sie haben die höchste Anpassungsfähigkeit. Sie überleben in Hitze und Kälte oder in anderen Organismen und vermehren sich ganz einfach innerhalb der von ihnen erkannten Grenzen.

Würden die Grenzen sich nicht verändern, bestünde die Natur noch immer wie in den Urzeiten aus diesen einfachen Lebensformen. In der Endlichkeit von Raum und Zeit spielt sich das Leben ab. Der Geist oder das Bewusstsein hat sich nicht entwickelt. Es war immer schon da, weil es keinen Raum und keine Zeit braucht.

Deshalb ist die Frage nach dem erstmaligen Auftreten des Bewusstseins ohne Sinn. Wir haben keine Möglichkeit, sein Auftreten auf der Bühne des Lebens zu beobachten, weil es keine eigene materielle Wechselwirkung hat. Lediglich über die Körper ist es wahrnehmbar als das Leben. Dort nennen wir es teilweise auch die Seele.

Die schamanische Arbeit kennt Wechselwirkungen mit der Seele oder dem Geist auf der Gefühlsebene. Das ist nicht materiell beweisbar, ebenso wenig wie die dunkle Energie, die uns alle und das Universum erfüllt. Die Thematik der nicht wechselwirkenden Energie ist in dem Text ‚Licht Materie‘ ausführlich beschrieben worden. Eine nicht wechselwirkende dunkle Energie ist wie das Bewusstsein oder der Geist. Das Bewusstsein kann nicht wechselwirken und damit ist es in der Welt der Physik nicht enthalten. Es ist nicht messbar, nicht sichtbar, nicht nachweisbar. Das Bewusstsein oder der Geist ist da und doch nicht da. Es ist die Idee einer Empfindung.[16] Diese Ebene der Ideen wird von vielen Autoren und Denkern mit unterschiedlichen Bildern und Bezeichnungen beschrieben. Ideen sind nach Platon die Grundlagen von Allem. Brahma hat nach dem Glauben der Hindus die Weisheit in die Welt gebracht. Es findet sich im Atman, das der Seele in der westlichen Mystik entspricht.

Führen wir den Gedanken eines nicht wechselwirkenden Geistes mit dem der nicht wechselwirkenden dunklen Energie zusammen, dann sind wir dem Bewusstsein auf der Spur. Das Bewusstsein bewegt die Materie. Es kann mit den Gefühlen wechselwirken und von dort nehmen wir es auf und lassen uns leiten. Eine Ortsangabe für den Geist oder die Gefühle ist sinnlos, insofern ist auch die Verortung der Seele im Körper nur eine gedankliche Hilfskonstruktion. Das Bewusstsein ohne Wechselwirkung nimmt die physikalische Welt nicht wahr, eben weil es nicht mit den Körpern wechselwirkt. Wie ein Fluss an einem Stein wechselwirkt und dort einen Strudel bildet, so braucht das Bewusstsein einen materiellen Vermittler, um einen erkennbaren Strudel zu bilden.

Die Gefühle sind der Stein für das Bewusstsein.

Der Körper oder das Gehirn als materiell bestimmbarer Sitz des Bewusstseins ist keine haltbare Annahme. Das Gehirn kann die Projektionsfläche eines unkörperlichen Bewusstseins sein, und das Gehirn kann die Gefühle in die Gedanken holen. Die Kommunikation aus den Gedanken über die Worte zu einem Empfänger ist aber ein mit Irrtümern und Erwartungen behafteter Umweg, der nur uns Menschen vorbehalten ist. Alle anderen Wesen nutzen Laute, Gerüche, Körpersprache, Tastsinn oder kommunizieren gleich auf der Gefühlsebene. Diese Ebene steht den Menschen nach wie vor zur Verfügung, sie wird teilweise von den Gedanken und Worten verschüttet. Trotzdem bleiben die Gefühle die Verbindung zwischen allen Wesen und der Mutter Natur. Die wichtigste Verbindung und das Hauptgefühl ist die Liebe.

In der Schamanischen Arbeit sind die Gefühle wesentlicher als die Worte. Es braucht besondere Aufmerksamkeit, die Gefühle anzunehmen und ihnen zu vertrauen. Die Achtsamkeit auf der Gefühlsebene schafft die Möglichkeiten, sich über die Gefühle, die der Stein für das Bewusstsein sind, mit dem Bewusstsein aller anderen Wesen zu verbinden. Das eröffnet eine tiefere Sicht auf das Leben. Diese tiefere Sicht erleichtert die Teilnahme am gemeinsamen Bewusstsein. Sie stärkt das Vertrauen in die Natur als eine Heimat für alle Wesen.

Über die Gefühle ist die Verbindung zu dem Bewusstsein eines Partners möglich. Das ist ein wichtiger Baustein in der Schamanischen Arbeit für andere Menschen und für die Gemeinschaft.

Stärke in Schamanischer Hilfe

[1] Wenn wir einmal annehmen, dass es nur drei Dimensionen für die Delphine gibt und der Mensch sich von Luftsprüngen abgesehen auf der flachen Erde bewegt.
[2] Wie ich den Text schreibe, wird mir ‚bewusst‘, dass die Begriffe: Seele, Geist, gemeinsames Bewusstsein, Spirits, Atman, Aloha, die gleichen Gefühle bei mir hervorrufen. Wir verwenden unterschiedliche Worte für die gleichen Gefühle, wenn der Kontext wechselt.
[3] Das Gegenteil ist die Anwendung von Macht mit dem Ergebnis oder dem Ziel, dass der Machthaber mehr hat und die Anderen weniger. Das wird in einem separaten Teil ausführlicher besprochen.
[4]Hinter der Einteilung schimmert das Bild von MacLean des triunited brain durch, also der Struktur des Gehirns als dreigeteilt in das Reptiliengehirn, das limbische System und den Verstand.
[5] Maturana hat sich ausführlich mit der Thematik der Autopoiesie in Entwicklungen beschäftigt und mit Varela das viel beachtete Buch ‚Der Baum der Erkenntnis‘ geschrieben.
[6] Jede Entwicklung stellt die Theorien der Evolution auf eine Probe, insbesondere wenn die herrschende Wissenschaft ihre Verankerung in den Genen erklären will. s. das spezielle Kapitel zur Gentheorie.
[7] Es wäre interessant solche Fossilien zu finden.
[8] An anderer Stelle habe ich die Beeinflussung der Erinnerungen durch die emotionale Landschaft beschrieben. Dort wird die Erinnerung als ein aktiver Akt besprochen, der von den Emotionen beeinflusst oder sogar hervorgerufen wird.
[9] Thomas Nagel, Geist und Kosmos, Berlin 2013 (deutsche Übersetzung), S. 70
[10] Thomas Nagel, ebd. S. 71
[11] Th. Nagel, ebd. S. 70
[12] Wir sollten hinzufügen, dass dies doch niemand ernsthaft aushalten will, wenn Tiere in der Massenhaltung, gejagte Tiere oder vergiftete Insekten und verendende Fische ihre Empfindungen den Menschen übermitteln.
[13] s. dazu den Beitrag zur Vertreibung aus dem Paradies, die mit der Quantifizierung der Gefühle in den Verstand besiegelt wurde.
[14] An anderer Stelle habe ich das als die „Banta“ bezeichnet und beschrieben: Das Ego und das Selbst.
[15] S. Christoph Quarch, Platon und die Folgen, S. 128
[16] Siehe ‚Der spirituelle Strom‘ mit dem dunklen Quadrat von Malewics.