Menschen

 

Rahmenbedingungen für die Art "Mensch"

Die Ermüdungserscheinungen der materialistischen Kultur sind offenkundig. Die Menschen suchen nach anderen Lebensbedingungen. Das Streben nach neuen Rahmenbedingungen für das Leben des Menschen ist eine Rückkehr zu alten Rahmenbedingungen. Nachdem die technische Kultur sich von der Natur abgetrennt hat und sie in den Status einer Umwelt degradiert hat, werden die Enden der Potenziale erkennbar. Die sogenannte ,Entwicklung' zu einer neuen Ökologie, einem Einklang mit der Natur, oder gar eine Heilung der Natur ist die Rückkehr zu Rahmenbedingungen, die auf unterschiedlichen Entwicklungsstufen der technischen Gesellschaft verlassen wurden. Die jetzigen Bemühungen um eine Verbesserung der Situation sind oft eine Diskussion technischer Grenzwerte und der Ruf nach neuen Techniken. Das erscheint unlogisch, da doch gerade die Technik und das materialistische, quantifizierende Weltbild den Niedergang der Lebensqualität und der Zufriedenheit hervorgerufen haben. Zumindest gilt das für die Mehrzahl der Menschen in Gesellschaften, die diesem Weltbild folgen oder von ihnen unterdrückt werden.

Das Leben ist ohne menschenartige Wesen möglich, schließlich hat sich die Natur für rd. 3.500 Millionen Jahre allein aufgebaut. In dieser Zeit haben sich im Tierreich prächtige Klassen entwickelt, die jeweils aus der Anpassung an neue Rahmenbedingungen entstanden sind. Vor 6 Millionen Jahren erschienen menschenartige Tiere auf der Bühne. Ob bei dieser Gelegenheit erst der Geist die Bühne betreten hat, darf bezweifelt werden. Sollen die Wesen in der weitaus längsten Entwicklungsperiode seelenlos umhergewandelt sein? Die Schönheit der Natur: Sonnenaufgänge, Regenbogen, Sternenhimmel, Vogelgezwitscher, Löwengebrüll, Delphinpfeifen, Blumenduft, Blütenfarben und Meeresrauschen wurde von keinem Gefühl empfangen und hat keine Seele angerührt? Das wäre ein Trauerspiel gewesen. Die Natur hat ihre Schönheit und ihre Gaben mit den Menschen geteilt. Sie konnten mit dem Überschwang der Gaben der Mutter Erde ihre Entwicklung fortsetzen.

Auch die Arten der Menschen sind einer beständigen Veränderung unterworfen. Alte Arten sind ausgestorben und wurden von neuen Arten der Familie Homo abgelöst. Das ist die natürliche Entwicklung. Im bekannten Verlauf des Lebens auf der Erde sterben Arten aus. In der Natur ist ein Bestand von Arten über alle Stadien der Erdentwicklung nicht vorgekommen, weil die Rahmenbedingungen im weiteren Sinne sich ändern und das Leben der darauf angepassten Arten unmöglich wird. Das ist ein Grundprinzip des Lebens und es ist unausweichlich. Das vergangene Leben ändert mit seinen Rückständen und Strukturen die Rahmenbedingungen für das aktuelle Leben. Solange Leben vergeht und Struktur wird, werden die Rahmenbedingungen sich ändern und werden Arten aussterben, die in diesen Rahmenbedingungen keine Möglichkeiten mehr finden. Die gleiche Konsequenz haben Klimaveränderungen, die in früheren Stadien der Erdgeschichte nicht von Menschen beeinflusst worden sind.

In anderen Rahmenbedingungen gab es Millionen von Büffeln auf dem amerikanischen Kontinent, es gab Wale und Delphine in den Meeren, es gab Millionen von Tigern. Manche Tier- oder Pflanzenarten gibt es nur in Zoos, Reservaten oder Botanischen Gärten. Das Artensterben ist keine moderne Variante der Natur, denn fast alle Arten sind ausgestorben im Laufe der Erdgeschichte. Sobald die Rahmenbedingungen für eine Art nicht mehr passen, d.h. keine Möglichkeiten zum Leben mehr anbieten, stirbt die Art aus. 99,9% aller jemals existierenden Arten sind ausgestorben. Menschen haben auch in früheren Kulturen andere Arten dezimiert oder gar ausgelöscht.[3] Neu an der aktuellen Situation scheint zu sein, dass Menschen einer Kultur die Vernichtung der anderen Arten vorantreiben. Hiermit werden die Bedingungen aller Lebewesen und Pflanzen beeinträchtigt und die Arten sterben aus. Der Mensch der technischen, dominanten Kultur zerstört damit seine Rahmenbedingungen selbst und scheint damit vom Aussterben bedroht. Denn wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr passend sind, stirbt die leidende Art aus.

Das Lebensprinzip beginnt mit dem kreativen Nichts, aus dem das Leben auf die Erde kommt und es mündet in tote Strukturen, die das Leben zurücklässt.[4] Die Besonderheit der technischen Kultur besteht darin, dass sie zusätzlich zu den eigenen toten Strukturen weitere Materie aus der Erde ausgräbt und den Lebenden hinzufügt. Damit werden die Rahmenbedingungen für das Leben zusätzlich und mit wachsender Intensität verschlechtert. Das unterscheidet den aktuellen Zustand der letzten Jahrhunderte von den vorherigen Stadien, in denen die Erde die toten Strukturen eingekapselt hat und somit den Schaden auf die jeweilige neue Entwicklung von Arten reduziert hat. Das Entstehen und Vergehen der Arten stärkt den Mantel der Erde. Sie gedeiht wie jedes andere Wesen ebenfalls von den Überresten des Lebens und baut diese Strukturreste in ihren Mantel ein, der die Rahmenbedingungen für neue Wesen bereithält.

Arten sterben permanent aus und in einzelnen Stadien der Erdgeschichte oftmals auch massenhaft. Die Erde hat alle Massenaussterben überstanden, schädliche Stoffe in ihrem Mantel verschlossen und die Möglichkeiten bereitet für neue Lebensformen, Tiere, Pflanzen, Pilze, Viren und Bakterien. Neue Arten wurden gerade nach einem Aussterben in den veränderten Rahmenbedingungen besonders zahlreich gebildet.

Artensterben

Wenn die Bienen sterben, sterben die Pflanzen. Ohne Blütenpflanzen fehlt eine wichtige Lebensgrundlage für die Wesen, inklusive der Menschen. Bisher gab es seit 100 Mio. Jahren Bienen auf der Erde. Sollen Bienen in Zoos gehalten werden, um die Art zu erhalten? Je nach dem Ziel von Argumentationen können Menschen auch ohne Bienen leben und die landwirtschaftliche Produktion aufrecht halten. Andere Menschen argumentieren, dass es nach einigen Jahren keine Menschen mehr geben wird, wenn die Bienen aussterben. Die Kultur des Menschen drängt die Natur zurück - Kultur statt Natur.

Es scheint, dass Menschen keine Dodos brauchen und keine Riesenseekuh, keine Nashörner und keine Auerochsen, keine iberischen Luchse oder Beutelwölfe. Wir bedrohen die Hälfte der Amphibien und riffbildenden Korallen. Lässt sich das Artensterben in den jetzigen Rahmenbedingungen der technischen Kultur aufhalten?

Was ist das für eine Frage? Wäre es für die Erde nicht ein größerer Vorteil, wenn die Zahl der Menschen auf 2 Milliarden zurückgeht und dafür die Artenvielfalt wieder vergrößert wird? Menschen, die nicht auf der Erde sind, verursachen keine Probleme und haben keine Probleme. Wem nützt also die große Anzahl der Menschen?

[3] Overkill-Hypothese s. https://www.oekosystem-erde.de/html/homo_sapiens_umwelt.html
[4] Siehe dazu den Text zum Lebensprinzip