Menschen

 

Grenzen des Materialismus

Leben aus Materie
Spiritualität und Physik

 

Der Materialismus hat als philosophische Anschauung die Gegenwart der technischen Kultur geprägt. Man spricht ihm zwar nachträglich Wurzeln im Atomismus der griechischen Philosophen (Leukippos, Demokrit) zu. In der Aufklärung wird der Materialismus von La Mettrie aus dem geistigen Nachlass von Descartes aufgegriffen.[1] Seitdem prägt er das Verständnis der Wissenschaft von der Natur, die als rein physikalisch interpretiert wird. Marx und seine Nachfolger haben diesen Materialismus in den Klassenkampf gezogen und damit den Menschen als lebendes Geschöpf entwertet. Spätestens hier definiert sich die Gesellschaft über die Macht und den Kampf um Materie (Produktionsmittel). Die Ausarbeitungen des Karl Marx waren keine Alternative zu der Feudalökonomie, sondern haben den Materialismus nur noch tiefer in die Sackgasse getrieben.

 

Der Materialismus entwertet die Natur.

 

Marx hat im ersten Stock gekämpft und das Erdgeschoss, die Basis der Philosophie des Lebens, war noch immer leer und unerklärt in der physikalisch, technischen Welt der Moderne. Die politische Initiative des Kommunismus, den er mit Engels formuliert hat, strebt nach einer Umverteilung von Materie. Mit dem Glück der Menschen, an die hier etwas umverteilt wird, hat der Materialismus nichts zu tun. Der Geist oder die Seele werden nicht zur Basis des Lebens, sondern das Eigentum an Vergänglichem wird zum Maßstab des Erfolges des kommunistischen Manifestes. Der Mensch, die Natur, das Leben und das Glück werden in der kommunistischen Welt ebenso negiert und missachtet, wie in der kapitalistischen. Lediglich die Machthaber werden getauscht, die sich aus den wissenschaftlichen Hypothesen die für ihre Machterhaltung relevanten Bruchstücke zusammenstellen.

Eine wohlverstandene Wissenschaft der Natur muss für ihre Überlegung oder Erklärung zu der Entstehung und Entwicklung des Lebens den Geist mit einbeziehen.[2] Das Geistige oder Spirituelle ist nicht physikalisch, denn es ist nicht materiell. Ein physikalisches oder biologisches Bild des Lebens ohne die Berücksichtigung oder sogar die Wirkungen des Geistigen ist unvollständig. Wenn der Geist nicht physikalisch beschreibbar oder erfassbar ist, dann wird eine physikalisch intelligible Ordnung niemals das Leben erfassen.

Es bleibt unerklärlich, warum das Bild der Welt physikalisch, chemisch oder allgemein materialistisch erklärbar sein soll, wenn doch die darin enthaltenen Beobachtungen und Phänomene von den menschlichen Sinnen ohne technische Hilfsmittel gar nicht wahrgenommen und erkannt werden können. Mit anderen Worten: wir beobachten etwas mit technischen Instrumenten, die wir selbst geschaffen haben. Daraus ziehen wir Schlüsse und bauen Instrumente, die wieder etwas beobachten, was wir ohne die Instrumente nicht wahrnehmen würden. Wo ist in dieser Rückwärtsbetrachtung der Beginn markiert, an dem wir Geräte benutzt haben, die unsere Welt innerhalb der Betrachtungsmöglichkeit der menschlichen Sinne verändert haben? Was haben wir damit erklären und bewirken können?

Gehen wir entlang der Entwicklung zurück, dann finden wir als erstes Instrument die Steinaxt. Die Steinaxt hat etwas zerlegt und jedes nachfolgende Instrument baut darauf auf und zerlegt etwas in Teile. Der Mensch würde einen Baum zerlegen und feststellen, dass er einen Stamm, Zweige und Blätter hat. Zur genaueren Untersuchung des Stammes haut er mit der Axt die Rinde ab. Zur feineren Untersuchung erfindet er ein Messer, mit dem er die Rinde abschälen kann und später eine Lupe, mit der er die Fasern untersuchen kann.

Wir sind an die Grenzen der Erkennung sogar mit den technischen Hilfsmitteln gelangt und haben noch immer kein vollständiges Bild erhalten. Die kleinsten Quarks sind nur an ihren Reaktionen mit der Umwelt erkennbar, aber sie werden nicht beobachtet. Auch die kleinen oder kleinsten Teilchen kann die Naturwissenschaft nicht zu einem nächst größeren Ganzen verbinden.

 

Die Verbindungen sind wichtiger als die Teile.

 

Quarks werden nicht zu Atomen zusammengefügt, Atome nicht zu Molekülen, Moleküle nicht zu Zellen. Organe können nicht zu Wesen zusammengefügt werden, obwohl wir lehren, dass ein Lebewesen aus Organen besteht. Wir lernen, dass ein Baum aus einem Stamm, Zweigen und Blättern besteht. Dabei ist es noch Niemandem gelungen aus einem Stamm, tausend Zweigen und hunderttausend Blättern einen lebenden Baum herzustellen. Wir dürfen also nicht formulieren, der Baum besteht aus Stamm, Zweigen und Blättern, sondern er kann in diese Komponenten zerlegt werden - aber nicht wieder zusammengesetzt.

Die Suche nach den Prinzipien des Lebens mit Hilfe der Physik verfällt in den meisten Fällen in eine atomistische Betrachtung. Was sind die kleinsten Bausteine des Lebens? Bisher hat der Versuch einer physikalischen Erklärung des Lebens noch keine brauchbaren, eindeutigen Ergebnisse erbracht und nach so vielen Versuchen ist es zweifelhaft, ob das jemals schlüssig gelingen wird. Ohne zusätzliche Kriterien, wie das Verhalten oder die Reaktion auf Reize oder generell auf eine Änderung der Randbedingungen kommen die physikalischen Definitionsversuche nicht aus.

Ein totes Tier besteht unmittelbar nach dem Ableben weiterhin aus Zellen mit Proteinen, es reagiert aber nicht mehr auf Reize aus den Rahmenbedingungen. Ein bewusstloses Tier reagiert ebenfalls nicht mehr auf äußere Reize, es lebt aber noch. Ein geteilter Regenwurm sollte eigentlich tot sein, wie eine geteilte Spinne. Aber er lässt zwei neue lebende Regenwürmer entstehen. Die Kryptobiose bezeichnet einen Zustand, in dem das Tier unbeweglich ist, sein Stoffwechsel ist extrem verlangsamt und es erscheint praktisch als tot. Aber es hat nach wie vor Zellen mit Nukleinsäuren, denen das Leben in Wartestellung nicht anzumerken ist. Auf der anderen Seite der Lebensskala sind die Zellen in einer Petrischale einzuordnen. Sie werden in einer Nährlösung gezüchtet und kommen aus beliebigen Körperteilen, aus der Leber, der Schleimhaut, der Haut, Embryonen oder es sind Stammzellen ohne konkrete Zuordnung. Diese Zellen leben dem äußeren Anschein nach, aber ist das Leben?

Wenn nach dem Evolutionsprinzip des Herrn Darwin geurteilt würde, dann überleben die Männchen, weil sie stärker sind, oder die Frauen, weil sie fruchtbarer sind. Tatsächlich werden beide gebraucht in Liebe und Synergie, um das Prinzip des Lebens zu erhalten. In einem Wolfsrudel, einer Ameisenkolonie, einer Elefantenherde oder einem Bienenschwarm arbeiten mehrere Individuen synergetisch zusammen, um ihr Überleben zu sichern. Die Liebe hält das Rudel zusammen, nicht etwa die Macht des stärksten Tieres. In einem Affenrudel werden gemeinsam Aufgaben wie die Jagd oder die Aufzucht der Abkömmlinge gemeistert.

Affen brauchen ein lebensfreundliches Umfeld, wie einen Wald. Fische brauchen Wasser zum Leben und Nahrung. Vögel brauchen Luft und Pflanzen oder Beute zum Überleben. Bienen brauchen Blumen, oder brauchen die Blumen die Bienen? Wo man hinschaut ist Synergie zu erkennen.

Gemeinsam brauchen alle Tiere und Pflanzen, alle Pilze und Bakterien das Wasser und die Erde zum Leben und die Erde braucht sie alle um selbst zu leben. Die Erde übt keine Macht aus, selektiert, isoliert oder bestraft. Sie teilt ihre Stärke und ihre Liebe und zieht damit das Leben an, so wie das Leben eine notwendige Bedingung für die Erde in der bestehenden Form ist.

Sie zieht das Leben an mit einer unerklärlichen Kraft, die wir ‚Gravitation‘ nennen. Das Wort ist aus dem Begriff der Schwere abgeleitet, weil wir keine bessere Erklärung als eine Messung in der physikalischen Welt haben. Eine Messung ist allerdings keine Erklärung eines Zusammenhanges, den wir in der Welt gern finden. In den Naturwissenschaften ist das Prinzip der Kausalität von fundamentaler Bedeutung - Ursache und Wirkung gehören in den Naturwissenschaften zwingend zusammen. Man kann und will sich kein Ereignis vorstellen, das keine Wirkung hat.

Im Gegenteil wird der Schmetterlingseffekt in der Chaostheorie ausführlich besprochen, der besagt, dass selbst kleinste Ursachen große Wirkungen entfalten können. Sogar der Begriff der Ursache ergibt nur einen Sinn, wenn er tatsächlich auf eine Wirkung hinweist. Wir können keinen Satz bilden, der mit „Die Ursache von ...“ beginnt und der keine Wirkung nachfolgen lässt.[4]

Im umgekehrten Fall gilt das ebenfalls. Wirkungen werden beobachtet und wir suchen anschließend nach der Ursache.[5] Manchmal finden wir keine, wie bei der Gravitation; oder wir vermuten eine unübersichtlich große Anzahl möglicher Ursachen und nennen diesen unerklärlichen Zusammenhang dann ‚Zufall‘.

 

Menschen finden Wirkungen ohne Ursachen.

 

In der Quantenphysik gibt es Wirkungen, denen physikalische Ursachen fehlen. Ein Quantenteilchen entsteht aus einer Welle, weil es beobachtet wird. Diese Ursache ist in die Physik eingeführt worden, obwohl sie keine prüf- und messbare Grundlage hat. Das Entstehen der Materie wegen der Beobachtung ist vergleichbar mit der Erkennung von Farben wegen des Lichts. Wir kennen auch die Anziehungskraft zu einem anderen Wesen wegen der Liebe.

Eine Erde ohne Leben kann die Atmosphäre nicht aufrechterhalten und überlässt den Planeten schutzlos dem rauen Weltraum. Er würde ein trostloser Ort sein und bleiben.

Mindestens zwei Betrachtungen unterscheiden die Natur von den Maschinen des Menschen und sie prägen das Weltbild der Kulturen. Eine Maschine besteht aus Teilen und sie hat eine Funktion. Die Natur und ihre Wesen bestehen nicht aus Teilen und sie haben keine Funktion. In dieser Entstehungsgeschichte werden Lebewesen zusammengesetzt und dann wird ihnen der Geist eingehaucht. Demnach war zuerst der Körper da und die Seele kam hinzu.

Nun sind wir wieder bei der Frage nach dem Ursprung des Lebens angekommen. Die Überlegung oder auch der naturwissenschaftliche Nachweis des Lebens aus toter Materie kann nicht zutreffen. Demnach wäre an dem wichtigen Punkt der Entstehung des Lebens einmal ein Prinzip wirksam gewesen, dass anschließend nie mehr beobachtet wird: Der Geist entsteht aus der Materie! Ich habe das bewusst so allgemein formuliert, denn jede Erklärung des Lebens oder gar seiner Entstehung muss den Geist berücksichtigen. Selbst wenn man leugnen würde, dass in den Anfangsphasen der Entstehung des Lebens schon der Geist in den Wesen vorhanden war, so muss jede Evolutionsgeschichte dies berücksichtigen und zumindest die Möglichkeit des Geistes in dem Konzept erklären können. Das einfachste und das frühzeitlichste Leben muss die Möglichkeit des Geistes als Bestandteil einer Entwicklung beinhalten.[6]

Die Betrachtung aus schamanischer Sicht wird weder die Seele/den Geist im Körper verorten, noch den Körper als eine Folge des Geistes in Betracht ziehen. Der Gedanke „Körper entsteht aus Geist“ hat einen gewissen Charme. Damit erliegt man aber der Versuchung einer Reihenfolge oder einer Abhängigkeit im Lebensprinzip. Das scheint eine verstandesgetriebene Ursachenkette zu sein. Ich habe mich davon frei gemacht und als Ratschlag aus der spirituellen Welt die Antwort erhalten: „Die Frage ist unzulässig, weil Leben eine Möglichkeit aus dem Soolago ist.“

 

Leben aus Materie

Die biologische Wissenschaft will uns erklären, dass der Funke des Lebens aus dem Unbelebten entsteht und eine Singularität ist, wie der Urknall. Nach dieser Entstehung aus der unbelebten Materie entwickelt sich das Leben dann weiter aus dem Leben. Es stirbt und wird der Humus des Unbelebten auf dem dann wieder neues Leben gedeihen kann (Biogenese).

 

 

Und so geht die Geschichte weiter:

In irgendeinem Stadium der Entwicklung vom Einzeller zum Organismus kommt der Geist, das Bewusstsein oder das Spirituelle hinzu. Das Geistige füllt oder ergänzt die materiellen Körper aus unerklärlichen Gründen. Der Geist hat demnach keine Bedeutung oder gar Relevanz für das Leben, sondern ist nur ein zufälliges Anhängsel. In den ersten Wesen ist der Geist nicht enthalten, aber warum sollte die Natur ihn später brauchen? In der physikalischen Welt pflanzt sich das materielle Leben aus den anderen materiellen Leben fort und wird dabei von chemischen Reaktionen in den Genen gesteuert. Das Leben der Erde oder der ganzen Welt findet auch ohne Bewusstsein statt. Warum sollte es sich also entwickeln?

 

Der Geist als Irrläufer.

 

 

Bei einer näheren Betrachtung aus der Sicht der Natur ist das Auftreten von Bewusstsein nach Entstehung des Lebens aus Materie unnütz. Das Materielle als Basis der Welt mit dem Geistigen als sein Inhalt, stößt immer wieder an logische Widersprüche. Sollte die Natur eine Fortentwicklung von der Materie zum Geist zugelassen haben, die ebenso hätte unterbleiben können, dann ist der Mensch ein bedeutungsloser Zweig der Evolution. Ist die Materie die Basis der Welt, wie es für die Physik vorausgesetzt wird, dann gibt es keinen plausiblen Grund für das Auftreten von Bewusstsein. Eine Welt ohne Bewusstsein könnte existieren und der Mensch ist darin eine Randfigur, die nur eine Statistenrolle auf der Bühne des Lebens spielt. Wenn es darauf ankommt, dass die Welt funktioniert wie eine Maschine, dann sind Gefühle, Bewusstsein und Geist unnütz. Ihr Auftritt kann aus dem Drehbuch gestrichen werden.

In dem Leben kann nur ein Sinn erkannt werden, wenn es vor allem vom Geist und den Gefühlen getragen wird. Die Lust am Leben kann nur gefühlt werden, nicht errechnet. Aus physikalischen Gründen würde die Fortpflanzung unterbleiben. Sie bereitet nur zusätzliche Mühe, verbraucht Energie und bringt dem einzelnen Lebewesen keine Vorteile für sein individuelles Leben. Ohne Gefühle und speziell ohne Liebe gäbe es keine Fortpflanzung, es gäbe keine Gemeinschaften und keine Handlungen, die von Hoffnung und Erwartungen motiviert sind. Die erste Fortpflanzung wäre schon nicht geschehen und die Bühne des Lebens hätte keine Aufführung gezeigt.

 

Keine Gefühle - kein Leben.

 

Das Bewusstsein, das Geistige, die Gefühle und vor allem die Liebe waren schon vor dem materiellen Leben da. Sie bringen die Möglichkeiten und Verbindungen mit, um das Leben fortzusetzen. Das kreative Bewusstsein wirkt auf die Struktur der Materie. Es durchdringt sie oder existiert wenigstens in einer Synergie mit ihr.

Das Bewusstsein, der Geist oder das Spirituelle wirken auf die Materie. Sie steuern zum Beispiel die Gene oder die DNA innerhalb der Molekulargenetik. Der Geist und die Phantasie lassen Erwartungen entstehen, die das Ego zu Handlungen bewegen. Das Materielle kann in dem Leben auf der Erde nicht auf das Bewusstsein zurückwirken. Es gab Versuche aus unserer westlichen Wissenschaft, eine Wirkung des Materiellen auf den Geist zu erklären, aber sie sind nicht überzeugend und haben ein Ende gefunden ohne wieder aufgenommen und fortgeführt worden zu sein.[7]

Die Anwendung der Genetik, die bezeichnenderweise "Gentechnik" genannt wird, hat eine entscheidende Frage noch nicht beantworten können und nach persönlicher Auskunft eines Genforschers noch nie ernsthaft gestellt: "Wie kommt die Information in die Gene?" Es lässt sich zwar beobachten, wie die Gene ihre Sequenz und ihre Eigenschaften verändern, allerdings werden diese Veränderungen als zufällig definiert. Die Idee der Zufälligkeit wird nicht von allen Forschern geteilt. De Vries hat sprunghafte Veränderungen der Lebewesen beobachtet und sich damit in Widerspruch zu Darwin begeben, der minimale Änderungen mit nachfolgender Auslese zur Grundlage seiner Evolutionstheorie gemacht hat.[8]

Allen Ansätzen und Erklärungen ist eine Wirkungsrichtung gemeinsam: das Umfeld oder die Erlebnisse in dem Umfeld haben eine Wirkung auf die Gene. Die Randbedingungen determinieren das Geschehen oder die Entwicklungen. Da Erlebnisse von den Wahrnehmungen und Empfindungen der Wesen abhängen, lässt sich ableiten: Die Gefühle, der Geist oder das Spirituelle determinieren die Entwicklungen auf der materiellen Ebene. Wenn wir das mit den Erkenntnissen der Unendlichkeit, der Kreativität und der Endlichkeit, den Strukturen zusammenbringen, können wir so formulieren: Die Gefühle oder das Spirituelle sind unendlich und daraus gehen die endlichen Strukturen hervor. Das Paradies gebiert das Irdische. Die Gegenrichtung ist unmöglich.

 

Die Kreativität und die Liebe sichern den Fortbestand des Lebens.

 

Spiritualität und Physik

Die physikalische Welt hat sich von den spirituellen Grundlagen des Lebens gelöst und sucht nach materiellen Erklärungen für spirituelle Phänomene. Die Abkehr von der spirituellen Grundlage der Weltbilder ist auch die Abkehr vom Leben und die Hinwendung zur toten Materie, zur quantifizierten Welt, zur mechanistischen oder materiellen Basis des Daseins, zum Reduktionismus der Wissenschaft oder wie wir die Ordnung mit einer vereinbarten Struktur nennen wollen. Diese Trennung und Polarisierung sind die größten Irrtümer der Philosophie, die sich seit der Renaissance in der Welt festgesetzt haben.

Eine Vereinigung dieser vermeintlichen Gegensätze ist eine notwendige Bedingung für eine lebenswerte Zukunft der Menschen. Wie der Konventionelle und der Kreative nur gemeinsam existieren können, gibt es nur den kreativen und konventionellen Anteil in den Menschen und die Synergie aus Spiritualität (oder Geist) und Materie in der Natur. Wenn Beides zusammengehört, macht die Frage nach dem ersten Auftreten oder dem Ursprung des Lebens dann überhaupt Sinn? Führt die Frage nach dem Ursprung dieser Dualität nicht viel weiter, führt sie nicht in das Soolago?

Die Dualität von Struktur und Lebensfluss ist kein Forschungsgebiet, das sich dem Menschen erschließen kann, wenn er nur lange und intensiv genug nach den physikalischen Konstanten sucht, die ihm die materielle Welt berechenbar machen. Überall trifft er auf die Dualität von dem was einmal war und dem, was noch nicht ist. Es ist die Dualität von den eingefrorenen Ereignissen, die die Vergangenheit ausmachen und die Rahmenbedingungen für die Gegenwart aufspannen und den Möglichkeiten, die sich für eine kreative Gestaltung anbieten und einen Weg in die Zukunft bahnen. Ein Verharren in den Rahmenbedingungen führt zu einer Fortschreibung der Vergangenheit in eine unbekannte Zukunft auf konventionellem Weg. Eine kreative Gestaltung führt zu einem neuen Weg, der aus der Vergangenheit nicht abgeleitet wird, sondern seine Möglichkeiten in der unbekannten Zukunft findet, die die Rahmenbedingungen für die konventionellen Wege setzt.

 

Heute gestaltet die Grenzen aus den Möglichkeiten von morgen.

 

Nichts ist abgegrenzt in der Natur. Der Übergang zwischen der Unendlichkeit und der Endlichkeit ist fließend. Die Kreativen und die Konventionellen sind nicht trennbar, die Menschen haben einen kreativen und konventionellen Teil, der unterschiedlich verteilt ist, zwischen den Extremen schwimmt und beeinflusst wird. Die Lebensereignisse beeinflussen die Verteilung zwischen den Eigenschaften und Eigenheiten.

Mit jedem Ereignis der Gegenwart wächst der konventionelle, strukturierte Teil an und wird Vergangenheit. Der kreative, spirituelle Teil der Möglichkeiten nimmt mit der verbleibenden Distanz zum Ende des agierenden Egos ab. Das Ende des Egos ist der Tod des Körpers. Der Spirit kann nicht agieren in der materiellen Welt, er braucht dazu den Körper. Der Schamane arbeitet für die Spirits (den Geist) und bringt in die Welt, was die Spirits ihm auftragen.[9] Er gestaltet aus den Möglichkeiten die Wege in die Zukunft. In diesem Sinne ist der Körper das Werkzeug für die Gegenwart.

 

Der Körper ist das Werkzeug.

 

Die Erlebnisse der Gegenwart gefrieren zur Vergangenheit und finden sich ebenfalls im Körper. Sie wurden von den Wissenschaftlern der materiellen Kultur in den Genen nachgewiesen. Dort lagern die Erfahrungen und Strukturen, die ehemals aus der kreativen Nutzung der Möglichkeiten in den Randbedingungen einen Weg in die Zukunft gebahnt und gefestigt haben. Sie sind nun als Erinnerungen an Erlebnisse ein Teil der neuen Randbedingungen.

Der Übergang von den Erinnerungen und von der Spiritualität in die Gene ist unbekannt und wird niemals aus der Materie erklärt werden können, der Rückweg in das Paradies ist verschlossen. Das Paradies haben wir als das Leben bezeichnet, in dem nur die Gefühle die Aktionen und die Verbindung zwischen den Wesen bestimmen.[10] Eine Erklärung der Gefühle ist aus der materiellen Welt der Physik nicht möglich. Die andere Richtung ist in der Natur die Regel. Aus dem Paradies der Gefühle wird die materielle Welt beeinflusst. Aus dem Soolago gibt es immer wieder neue kreative Möglichkeiten, die in die Welt eingebracht werden. Das sind die Erinnerungen an Ereignisse, die erlernten Verhaltensweisen, die Wege in das Glück entlang der vorgefundenen Randbedingungen. Solche Prägungen manifestiert die Natur in den Genen. Die Wissenschaft will nachweisen können, dass Traumata vererbt werden und sich in den Genen festsetzen. Wenn das so wäre, dann sind mit dem gleichen Verständnis, mit dem gleichen Bild der Welt auch Liebe und alle abgeleiteten Erlebnisse in den Genen vorhanden, haben sich dort manifestiert. Warum wurde nur die Vererbung des Traumas untersucht und nicht die der Liebe?

Die Manifestation der Liebe kann man nicht untersuchen, weil sie zu den natürlichen Randbedingungen gehört, die uns tragen, die alles verbinden und zusammenhalten. Die Liebe trägt uns wie die Luft den Vogel trägt und das Wasser den Fisch. Wir können die Liebe so wenig hinterfragen, wie der Vogel die Luft infrage stellen kann. Sie ist da und sie ist lebensnotwendig. Aber warum lässt sie sich nicht untersuchen? Eine Untersuchung bedeutet etwas zunächst benennen, wenn möglich quantifizieren und in Beziehung zu anderen bereits bekannten Ereignissen oder Gegenständen zu setzen. Dann wird es einer Analyse oder einem funktionalen Test unterzogen. Die Liebe ist wie jedes andere Gefühl unendlich, denn sie vermehrt sich, wenn wir sie teilen. Sobald das unendliche Gefühl in einen endlichen Beobachtungsrahmen gesteckt, inspiziert und eingeordnet wird, ist es nicht mehr das ursprüngliche. Deshalb entfaltet die Liebe ihre Wirkung und doch ist sie nicht beschreibbar. Der Liebe kann keine Ursache zugeordnet werden.

Für den Fortbestand der Menschen ist die Liebe eine Bedingung. Ansonsten wären die Menschen schon frühzeitig an den Krankheiten und den Mühen des Lebens dahingeschieden. Aber sie gesunden und überleben - durch die Liebe. Immer wieder gibt es beängstigende Erlebnisse und Traumata. Sie müssen irgendwo auf dem Weg des Lebens wieder ausgelöscht worden sein - von der Liebe. Mit Liebe lassen sich die Gene umkehren, lässt sich der seelische Verfall durch Traumata stoppen. Liebe hält das Übel und das Leiden in Krankheiten und Gebrechen auf.

 

Liebe ist eine Wirkung ohne Ursache.

 

Der Geist und die Möglichkeiten sind immer da, wie ein Rauschen ohne Form. Sie sind die unendliche Kreativität. So wie es nur die Struktur gibt auf der einen Seite des Spektrums, gibt es nur die Kreativität auf der anderen Seite. Die Kreativität hat alle Möglichkeiten und ist in diesem Bild der Geist. Aber er kann nicht agieren und braucht dazu ein Ego oder etwas Endliches, an dem er sich festmacht und zu Etwas in der Welt wird. Im Ursprung, im Soolago, ist der Geist nur das Rauschen als Träger für alle Möglichkeiten. Das Ego geht durch das Leben zu der Struktur, die keine Veränderung erträgt. Es macht die kreativen Möglichkeiten zur Vergangenheit. Die Liebe ist die Kraft der Gegenwart mit neuen Möglichkeiten zur Veränderung der Zukunft.

Diese Kraft wirkt auf die Verbindung zwischen den materiellen Erscheinungen. Die Wirkung ist nicht gerichtet und lässt sich von den Menschen nicht bewusst steuern. Sie folgt unserer Intention, die neue Möglichkeiten in das Leben bringt und Veränderungen bewirkt. Die Kräfte der Liebe werden nicht mit einfachen Mitteln der Wahrnehmung erkennbar sein, aber sie werden wirken. Sie kommen an die Oberfläche der Wahrnehmung an irgendeiner Stelle, die unerklärlich ist, aber die verändert. Der Mensch ist nicht gut in der Zuordnung dieser Ursachen zu den beobachteten Wirkungen, das ist nicht in seiner Natur angelegt. Das macht die Kraft der Liebe so schwer erkennbar.

 

Was wirkt, wirkt.

 

Die schamanische Arbeit basiert auf der Liebe und verbindet von Seele zu Seele oder von Geist zu Geist. Die Intention ist aber nicht auf eine bilaterale Kommunikation gerichtet, sondern auf eine gemeinsame Verbindung im spirituellen Netzwerk. So entwickelt sich nicht der Wille oder das Leben der einzelnen Person oder des Wesens, sondern die Randbedingungen werden geändert, an die das Wesen sich anpasst. Das Wesen oder speziell der Mensch passt sich diesen Randbedingungen an. Es agiert nach dem Grundprinzip jeder Entwicklung: „Hier sind deine Möglichkeiten, nutze sie“.

 

So ändert sich die Welt.

 

Das Leben transzendiert den Materialismus. In manchen philosophischen Bildern wird der Geist/die Seele als weitere Ebene der Erkenntnis neben der materialistischen Welt positioniert. Teilweise wird der Geist als ein Lückenfüller gebraucht für die Beobachtungen, die noch nicht physikalisch erklärt werden konnten. Das sind nur Rückzugsgefechte auf dem Weg der Kapitulation des Materialismus.

Aus dem physikalischen Bild der Neuzeit wurde der Geist ausgeschlossen, um den Materialismus mit Macht in Szene zu setzen. Der Geist ändert jedoch die Rahmenbedingungen und bringt den Materialismus an das Ende.

 

Der Geist gebiert das Leben.

 

Der kreative Geist stellt die Regeln auf, nach denen das Leben spielt. Das endliche Ergebnis des Lebens ist die Natur. Das unendliche Spiel des Lebens wird die endliche Begrenzung durch den Materialismus wegfegen.

Der Materialismus hat sich von der Natur gelöst.
Er hat keine Beziehung zur Ebene des Lebens.
Der Geist wurde ausdrücklich rausgeworfen.

Die Basis ist nur ausgeblendet, nicht ausgelöscht. Sie durchdringt die Welt des Menschen. Die Kräfte des Geistes werden die Seele zufriedenstellen und die Körper in das Reich der Gesundheit führen. Das Leben wird genesen im Einklang mit der Natur.

[1] Julian Offray de la Mettrie, Der Mensch eine Maschine, übersetzt, Leipzig 1875
[2] ‚Was die Existenz von Organismen wie uns erklärt, muss also auch die Existenz des Geistes erklären.‘ Nagel, Geist und Kosmos, S. 28.
[3] Physikalische Verbindungen sind nur zwischen toter Materie erklärt. Strom, Magnetismus, chemische Anziehungskräfte, elektrische Felder, sind keine Synergien im Leben.
[4] In einem unitären Universum haben wir eine eindimensionale Kausalität - eine Ursache, eine Wirkung. Die Aussage gilt auch für mehrere Ursachen, aber eben nicht für keine Ursache.
[5] S. bei Schrödinger, E.:“Was ist ein Naturgesetz?“
[6] Stefan Nagel, Geist und Kosmos, S. 28.
[7] Ein Beispiel ist Ernst Mach; Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen, Wien 1918, S. 81 ff.
[8] Charles Darwin hat sein Werk ‚Entstehung der Arten‘ genannt. Zur Entstehung des Lebens und der Arten hat er aber nichts beigetragen. Er hat irgendwo in der Mitte der Entwicklung angesetzt, als es das Leben und seine wesentlichen Grundarten schon gab. Für unsere Frage nach dem Leben und der Seele sind seine Ausführungen nicht zu gebrauchen.
[9] s. dazu den Text ‚Das Ego und das Selbst‘
[10] Gefühle sind nicht nur die Emotionen oder Gemütsbewegungen. Es gibt ein Gefühl für den Raum, es gibt ein Gefühl für die Zeit und es gibt ein Gefühl für die Verbundenheit - das ist die Liebe.