Menschen

 

In dem allgemeinen Verständnis des menschlichen Lebens erzielt man weitgehend Zustimmung mit der Aussage: Körper, Geist und Seele gehören zusammen und bestimmen das Leben. Geist und Seele können nicht schlüssig unterschieden werden und nehmen wir andere Begriffe wie die Psyche, die Gefühle oder die Empfindungen hinzu, finden wir uns in einer Welt der Worte wieder, die kaum noch eine Orientierung und eindeutige Kommunikation erlaubt. Fassen wir die nicht-materiellen Kategorien unter dem Begriff ‚Spiritualität’ zusammen. Zwei wesentliche Charakteristika lassen sich finden, wenn wir die körperlichen und spirituellen Eigenschaften der Menschen einordnen wollen. Es ist dies zum einen die Ausdehnung im Raum, die nur für den Körper gültig ist. Der Spiritualität lässt sich kein Raum zuordnen. Zum anderen ist es die Dichotomie des Endlichen und des Unendlichen. Der Körper hat wie jede Materie ein Ende und ist zählbar oder messbar, kurz: quantifizierbar.

 

Jede Quantifizierung ist endlich.

 

Geist, Seele oder Gefühle sind nicht quantifizierbar und sie haben damit auch keine Grenze. Mehr noch, sie lassen sich teilen ohne abzunehmen.

Ohne eine Grenze ist die Unterscheidung innerhalb der spirituellen Kategorien zwischen Seele, Geist, Gefühle, Psyche, Körperenergie, Lebenskraft, Stärke, usw. nicht möglich, weil man nicht definieren kann, wo das eine aufhört und das andere beginnt. Wir werden deshalb die Begriffe so verwenden, wie sie in dem jeweiligen Zusammenhang gebraucht werden.[1]

Die Trennung von Geist und Körper hat sich in der westlichen Kultur zu einer Grundlage des Weltbildes festgesetzt.

Rene Descartes hat in seinen Meditationen dazu einen erheblichen Beitrag geleistet. Erst mit der Trennung von Körper und Geist konnte der Körper vermessen und seine Position im Raum mit den (cartesischen) Koordinaten quantifiziert werden. Dieses Gedankenspiel öffnete die Tore für die moderne Mechanik und die Maschinen.

Erst mit den drei Dimensionen ließen sich Orte, Verbindungen, Geschwindigkeiten, Beschleunigungen und alle anderen materiellen Basiswerte und -funktionen definieren. Descartes Beitrag soll hier nicht bewertet werden, sondern lediglich festgestellt werden, dass diese Idee eine fundamentale Bedeutung für die weitere Entwicklung der westlichen Gesellschaft hatte.

Der Raum ist ein Gefühl.

Der Raum ist ein Gefühl, mit dem jedes Wesen umgeht.[2] Der Mensch geht durch den Raum, der Vogel fliegt im Raum und der Fisch schwimmt darin. Kein Wesen sieht eine Notwendigkeit darin, den Raum zu quantifizieren und zu berechnen, um sich darin zu bewegen oder etwas zu lokalisieren. Ein Hund schnüffelt einer Spur nach und findet was er riecht. Er wird nicht versuchen zu berechnen wie weit sein Ziel entfernt ist. Wenn er es nicht riecht, ist es zu weit oder es ist uninteressant. Eine Fledermaus berechnet nicht die Entfernung zum Hindernis, sondern sie umfliegt es blitzschnell, wenn sie es aus dem Echo ihres Ultraschalls erkennt.

Die Vorgänge, Ereignisse oder Gegenstände in der Natur brauchen keine Berechnung des Raumes. Sie brauchen keine allgemeine Ordnung des Raumes für ihr Leben und ihr Überleben. Die Berechnung des Raumes ist keine Errungenschaft, die der Mensch als intelligentes Wesen endlich in der Natur gefunden hat. Der berechenbare Raum ist eine freie Erfindung des Menschen, die nur von den Maschinen gebraucht wird. Eine vom Menschen konstruierte Maschine funktioniert nur, weil der Raum als messbar definiert wurde. Die Teile der Maschine müssen zwingend in einer exakt festgelegten Anordnung zueinanderstehen. Ist diese Anordnung nicht mehr exakt und gleich, sondern nur noch so ähnlich, wird die Maschine nicht mehr funktionieren, sie ist kaputt. Deshalb werden die Teile der Maschine vermessen, konstruiert und funktionieren nur an der für sie bestimmten Stelle im Raum.

Ein Wesen hat keine Funktion.

 

Der Mensch muss nicht funktionieren, um zu leben. Millionen von Generationen aller Wesen und auch der Menschen haben ohne einen messbaren Raum und ohne Streben nach einer Funktion gelebt. Millionen von Generationen haben vor der Vermessung des Raumes und der Zeit und der Welt nach Glück und Zufriedenheit gestrebt, vielleicht auch nach Macht und Geltung, aber nicht nach fehlerfreier Funktion.

 

Maschinen mit Funktion

Die vermessene Welt hat die Maschinen ermöglicht, die darin funktionieren und von einem Punkt zum anderen finden, auf ein Ziel schießen, an einer Stelle stehen oder ein Loch buddeln. Sie funktionieren aber immer nur unter der Voraussetzung, dass der Raum und die Welt berechenbar sind und stabil bleiben und ihnen die nötige Menge an Energie zugeführt wird. Eine kleine Störung macht die Maschinen funktionslos und stürzt sie in ein Chaos, das sie nicht mehr ordnen können.[3] Wenn ein Lichtschalter defekt ist, funktioniert die Lampe nicht, weil sich ihre Rahmenbedingungen geändert haben. Eine fehlende oder falsch eingesetzte Schraube am Treibstofftank kann eine Kettenreaktion herbeiführen an deren Ende die Rakete mit dem Raumschiff verglüht.

Die Maschine braucht den vermessenen Raum, damit sie funktioniert. Es gab aber vorher schon Maschinen, bevor der Raum seine drei Dimensionen erhalten hat. Haben die Maschinen sich geändert, als der Raum genauer vermessen wurde? Diese Frage lässt sich zunächst nur für die westliche Welt beantworten. Ob frühere oder andere Kulturen einen berechneten Raum hatten, ist nicht bekannt. Es wäre interessant zu erfahren, ob die Tempelbauer in Ägypten oder bei den Maya Berechnungen in drei Dimensionen oder in Höhe und Tiefe angestellt haben.

In der westlichen, technischen Welt ging die Festlegung der dritten Dimension des Raumes, die außerdem noch senkrecht auf der Ebene steht, mit der Trennung von Geist und Körper einher. Der Körper oder die Materie bekamen einen berechenbaren Platz im Raum. Damit begann das Zeitalter der Maschinen. Mit dieser Aufteilung der Welt und dem Siegeszug der Maschinen wurden die Körper der Lebewesen auch als Maschinen interpretiert und erhielten als Ergebnis dieses Weltbildes eine Funktion. Der Mensch ist „eine Gesamtheit von Triebfedern ist, die sich alle gegenseitig aufziehen, ohne daß man sagen könnte, an welchem Punkt des menschlichen Bereichs die Natur damit angefangen hat.“[4]

 

Maschinen brauchen keine Seelen.

 

Die Funktion wurde in Kombination mit der atomistischen Interpretation der Welt in Unterfunktionen geteilt. Der Arm hat die Funktion etwas zu heben, die Beine funktionieren als Fortbewegungsmittel, die Hand hält Dinge fest. Die Lunge holt die frische Luft, der Magen verdaut die Speisen und das Gehirn bewegt Informationen und wertet sie aus. Das Herz pumpt das Blut durch den Körper, das Blut trägt den Sauerstoff und weitere Moleküle zu den Zellen. Nun sind wir schon bei den kleinen Funktionsträgern angelangt.

Die Zellen erneuern sich und bilden die Organe und andere Teile des Wesens ständig neu. Die Zellen haben je nachdem in welchem Körperteil sie sich befinden, sehr unterschiedliche Funktionen. Leberzellen, Hautzellen, Blutzellen, Knochenzellen oder Nervenzellen sehen sehr unterschiedlich aus und lassen sich nicht austauschen. Sie werden neu gebildet und scheinen einen unsichtbaren Bauplan zu haben, nach dem sie immer wieder an dem Platz einspringen, wo sie gebraucht werden. Aber was verbindet die Zellen miteinander?

Wir sind spontan zu einer Antwort bereit, die den Geist als die Verbindung der materiellen Bestandteile des Körpers auf die Bühne holt. Diese Antwort wurde von vielen Kulturen vor der Mechanisierung des Weltbildes gegeben und hat sie durch die Jahrtausende der Menschengeschichte getragen. In Zeiten als der Körper und die sonstige Materie der Welt noch nicht atomistisch zerstückelt waren, gab es diese Frage nach der Verbindung von Körper und Geist gar nicht, sie war sinnlos. Die Physik der Materie und in deren Gefolge das mechanische Weltbild definierte im Überschwang ihres Erfolges auch die lebenden Wesen und die gesamte Welt inklusive der Natur, von dem Kosmos über die Erde bis zu den Zellen und Atomen, als Maschinen. Sie galten als vollständig determiniert und funktionierten nach dem umfassenden Plan eines allwissenden Schöpfers. Alles war festgelegt und gehorchte den 'Gesetzen' der Natur, die es zu finden galt.

Seele und Gefühl

Der Geist bekam in dieser Aufführung nur eine Nebenrolle, die noch nicht einmal definiert war. Ist er in der Seele oder im Verstand, im Gehirn oder im Herzen zu finden? Hat jedes Teil einen eigenen Geist oder gilt die atomistische Betrachtung nicht für den Geist?

In dem Bewusstsein des Einzelnen hat sich die Trennung von Geist und Körper aber nicht vollzogen, denn jeder Einzelne empfindet sich selbst als Einheit aus Geist und Körper. Wir sprechen davon, dass wir glücklich sind oder dass wir Bauchweh haben, wir sind müde oder wir haben eine Erkältung, wir spüren Herzklopfen und wir hören ein Pfeifen im Ohr.

 

Wir empfinden uns als Einheit.

 

Wir trennen den Körper nicht von unserer Empfindung. Wir würden nicht den Bauch unseres Körpers als schmerzend bezeichnen, sondern wir sagen: „Ich habe Bauchweh.“ Wir würden nicht formulieren: „Mir geht es blendend, nur ein Teil meines Körpers – der Kopf – schmerzt.“ Wir sagen: „Ich habe Kopfweh.“ Wir werden es nicht auf eine Messung ankommen lassen, wenn wir erkennen wollen, ob unser Herz stark klopft. Das spüren wir. Wir können sorgfältig zuhören aber nicht sorgfältig ein Pfeifen im Ohr haben.[5]

Jede Charakteristik oder qualitative Einstufung gehen nur mit der Einheit des Körpers und des Geistes einher. Das Gefühl ist die Qualität und wir wenden sie auf das Ganze an.

 

Das Gefühl ist unteilbar und nicht quantifizierbar.

 

Der quantifizierte Körper lässt sich in der Beobachtung von außerhalb, von einem Dritten oder einem Messinstrument bewerten. Ein Arzt kann den Herzschlag zählen oder ein Geschwür vermessen. Und er wird es auch tun, zumindest in der westlichen Kultur, die eine Trennung von Seele und Körper für die Quantifizierung voraussetzt. Er wird den Bauchumfang messen und daraus schließen, ob der Körper zu dick oder zu dünn ist im Vergleich zu einem durchschnittlichen Körper, aber er kann nicht das Völlegefühl messen. Wenn wir dem Optiker sagen, dass wir schlecht sehen können, dann hält er uns einen kleinen Text vor und misst dann, wie schlecht wir etwas erkennen. Er kann uns eine Brille mit genauer Sehstärke verordnen, aber nicht das Gefühl des Ärgers beseitigen, wenn wir einen Faden nicht in das Nadelöhr einführen können.

Unsere Freude ist nicht messbar, wenn wir dreißig Liegestütze schaffen. Die Messung unseres Gewichtes im Verhältnis zu der Armkraft sagt darüber nichts aus.

Wir fühlen das Herz, wenn es stark klopft und dann kommt das Gefühl in unser Bewusstsein. Wir überlegen, warum wir Herzklopfen haben und versuchen Ursachen mit der Wirkung zusammenzubringen. Die Beeinflussung des Körpers durch die Seele ist eine zentrale Ursache und wir wollen sie an dieser Stelle nicht einbringen. Hier stellen wir die Frage, warum der Geist sich nicht mit dem Herzen beschäftigt, wenn es nichts signalisiert, also nicht fühlbar ist. Eine Maschine würde die Herzfrequenz messen, auch wenn es dazu keinen Anlass gäbe und zwar nur, weil sie eingeschaltet ist.

Der Geist fällt in die Ruhe zurück, wenn er vom Herzen keinen Anstoß erhält. Das Meiste geht aus dem Geist heraus, entschwindet, wird vergessen, abgeschaltet, ignoriert oder welche Worte wir dafür finden wollen. Das ist überlebenswichtig, denn bei den Abermilliarden von Wahrnehmungen, Gedanken und Illusionen gibt es keinen Geist oder Gehirn, das dies bewahrt. Es verspricht auch keinen Nutzen sich den Flug einer Fliege zu merken, die gerade in dem Moment unser Auge passiert hat. Eine Überwachungskamera tut genau das - sie speichert die Bilder der Fliege im Flug und bewahrt sie so lange wie das Medium mit Energie versorgt wird, oder bis der Bediener die Speicherzellen neu belegt. Welch eine Vergeudung von Ressourcen.

Die Idee des Geistes, des Gehirns oder des Verstandes als Speicher von Daten oder Informationen ist absurd. Ich schaue gerade aus dem Fenster und dort bewegen sich zwei Blätter im Wind. Ist diese Beobachtung jetzt in meinem Geist gespeichert? Und wenn sie das sein sollte, wo ist sie gespeichert? Vor dem Fenster sucht eine Fliege den Zugang in die Wärme und das macht sie in chaotisch anmutenden Kreisflügen. Bald ist der Fliegenflug nicht mehr als Information gespeichert und die Blätterbewegung auch nicht. Diese Informationen sind unwiederbringlich weg. Das weist auf die Absurdität des Vergleichs von Gehirn und Maschine hin. Nehmen wir an, die Überwachungskamera hat diese Sequenz aufgenommen und an einen Datenspeicher übergeben. Ein Computer ist eine Maschine mit einem Datenspeicher, der die Informationen irgendwo hinterlegt, aber sie werden nicht aufgerufen, weil sie nie mehr gebraucht werden. Selbst wenn wir annehmen, dass die Information in meinem Geist, Verstand oder Gehirn physisch dagewesen sein sollte, ist sie nach kurzer Zeit weg, also auch physisch.

Künstliche Intelligenz kultiviert die Dummheit.

 

Die Frage der Speicherung von Informationen wird nicht beantwortet, sondern verschiebt sich nur zu der Frage der Löschung der Informationen. Bei der Maschine wird die Löschung programmiert und zu irgendeiner nachvollziehbaren Zeit werden Informationen endgültig und unwiederbringlich gelöscht. Das Gehirn ist unglaublich viel leistungsfähiger. Es ‚vergisst‘ die Informationen, die ohne Bedeutung für das Leben sind. Erhalten sie eine neuerliche Relevanz, dann sind die wesentlichen Informationen wieder da. Wir haben irgendwann, irgendwo eine schöne Venusmuschel gesehen und die genaue Information über die Details wieder vergessen. Jetzt werden wir von einem Lichtspiel zwischen Bäumen daran erinnert und erkennen in den beleuchteten Baumstrukturen das Bild der Venusmuschel wieder. Wie würden wir den Prozess der Erinnerung in einer Software abbilden, die einfach nur das Löschen von Informationen organisieren soll?

Die Leistung des Geistes besteht im kreativen Vergessen, nicht im Erinnern. Der lebende Geist ist so kreativ wie die lebende Natur. Ein Anstoß von irgendwo, von der Wahrnehmung, vom Gefühl, von der Kommunikation, bringt eine Assoziation zu etwas hervor, dass in ähnlicher Form schon einmal erlebt wurde. Die Reaktion darauf ist kreativ nach dem natürlichen Prinzip: "Hier sind deine Möglichkeiten, nutze sie." Und die Aktion wird dann so ähnlich sein, wie sie sich bei ähnlichen Möglichkeiten schon einmal bewährt hat.

 

Geist in Aktion

In der Natur gibt es immer nur Ähnliches, nichts ist gleich. Es wäre ohne Sinn, auf die gleiche Situation spekulierend etwas abzuspeichern, das sich identisch mit der ersten Erfahrung abrufen lässt und das Gemerkte auszuführen. Ich stehe vor einer Weggabelung, es ist dunkel und es schneit. Das letzte Mal war ich im Frühling bei Sonnenschein hier. Alles war bunt und warm und freundlich. Ich zeige meinem Computer das Bild und frage um Hilfe. Er kann mir keine geben, weil das Bild nicht gleich ist. Ich bitte meinen Geist um einen Rat und der ist sicher, dass ich rechts gehen muss, wenn ich dort ankommen soll, wo ich das letzte Mal gut verpflegt worden bin. Was genau habe ich also in meinem Gedächtnis gespeichert, wenn es so etwas überhaupt gibt?

Das Prinzip des Geistes ist das Vergessen, nicht das Erinnern. Wenn alles vergessen ist, beginnt das Leben. Das Leben ist nicht das Festhalten an der Vergangenheit, das Erhalten von Strukturen, das Stapeln von Erinnerungen. Das hilft zweifellos in einigen Situationen. Das Leben ist das Erkennen von Möglichkeiten und ihre kreative Nutzung. Die freien Möglichkeiten nehmen im Laufe des Lebens ab.

 Wenn es keine freien Möglichkeiten mehr gibt, ist es am Ende. Gibt es jedoch zu viel Struktur und zu viel konservativen Geist, der die Seele gefangen hält, dann gibt es immer die natürliche Option diese Strukturen aufzulösen, aufzusprengen, oder ihrer Auflösung nicht im Weg zu stehen. Die Natur ist nur kreativ und mit dem Vertrauen in die Natur lassen sich die Wege finden. Vertrauen in die Kreativität der Natur ist der Rückhalt bei der Befreiung der Seele aus dem Gefängnis der Strukturen.

 

Vertrauen in die Natur ermöglicht Dein Leben.

 

Ich lenke meine Schritte auf den Weg, der rechts abgeht. Wie tue ich das, wie kommt diese Aktion zustande? Wie übermittelt der Geist das Vorhaben an die Beine, oder an die Nervenzellen oder an die Muskeln? Diese Frage ist ungeklärt, sie ist nicht erforscht, sie hat keine Antwort und sie ist ohnehin falsch gestellt.[6] Geist und Körper sind eine Einheit und die Idee der Trennung von beiden hat keine Grundlage, sie führt zu nichts, außer zu falschen Fragen.

Wenn wir einige Schritte weiter zurückgehen auf der Spur, die zur Trennung von Geist und Körper geführt hat, dann betreten wir das Paradies in dem alles noch in einer Einheit ist. In dieser Einheit erübrigen sich alle Fragen zum Zusammenwirken von Geist und Körper. Eine Welt mit einer geistlosen Körperlichkeit würde nicht entstehen, Maschinen oder Werkzeuge bleiben nur Hilfsmittel und werden nicht mit dem Menschen verglichen.

Der Vergleich ist ohnehin nur möglich, wenn der Mensch auf das Niveau der Maschine reduziert wird, wenn er eine Funktion hat. Wird der Körper als geistlose Maschine verstanden, dann soll er funktionieren. Und so hat das Gesundheitswesen mit Ärzten und Medikamenten die Aufgabe, die Funktionsfähigkeit des menschlichen Körpers und seiner Arbeitskraft wiederherzustellen.

 

Materie hat keinen Zugang zum Geist.

 

 

[1] Ryle hat schon zu Beginn seines Buches über den Geist die Begriffe Geist und Seele synonym gebraucht: Gilbert Ryle, Der Begriff des Geistes, Deutsch Übersetzung, Stuttgart 2015, S. 7.
[2] Immanuel Kant hat den Raum als eine Empfindung a priori vorgestellt, der außerhalb des Menschen liegt: Kants Werke, Akademie Textausgabe III, Kritik der reinen Vernunft, Berlin 1968, S. 52,53. Im Gegensatz zu der Zeit, die innerhalb des Menschen ist: „...alles was den inneren Bestimmungen gehört, in Verhältnissen der Zeit vorgestellt wird.“ Der Raum außerhalb des Menschen „... wird als eine unendliche gegebene Größe vorgestellt.“ Diese Verortung innerhalb oder außerhalb des Menschen erschwert das Verständnis. Sein Begriff der Unendlichkeit weist auf das Gefühl hin, dem ich diese Eigenschaft zugewiesen habe, weil es sich bei der Teilung vermehrt. Raum und Zeit gibt es in ihrer Basis als Gefühl und im mechanistischen Bild der Welt als quantifizierbare Größen.
[3] Siehe dazu den Beitrag zur natürlichen Ordnung, in dem das Chaos erklärt wird als eine Ordnung, die wir nicht verstehen und nachvollziehen können.
[4] Julian Offray de la Mettrie: Der Mensch eine Maschine. Aus dem französischen übersetzt von Theodor Lücke, Stuttgart 2001. S. 76
[5] Siehe dazu die Beispiele bei Gilbert Ryle, Der Begriff des Geistes, S. 277.
[6] Siehe dazu Schrödinger 'Was ist ein Naturgesetz' und sein Zitat von Sherrington, S.68 unter dem Abschnitt '20 Das Paradoxon der Willensfreiheit' mit der Essenz: "Die Naturwissenschaft führt uns in eine Sackgasse: das Bewußtsein kann von sich aus nicht Klavier spielen - das Bewußtsein kann von sich aus nicht den Finger einer Hand bewegen"